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Aristos - Insel der Entscheidung

Aristos - Insel der Entscheidung

Titel: Aristos - Insel der Entscheidung
Autoren: Michelle Reid
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zu sprechen stiegen sie in den Fahrstuhl.
    Hoffentlich muss ich mich nicht übergeben, dachte sie, während sie in das oberste Stockwerk hinauffuhren. Die Türen des Lifts öffneten sich, und sie standen direkt in dem eleganten lichtdurchfluteten Apartment, das noch haargenau so aussah wie an jenem schrecklichen Tag vor fünf Jahren – abgesehen von dem Müll und den leeren Flaschen, die damals hier herumgelegen hatten. Dieselben modernen Möbel, deren klare schöne Linien stark an ihren Besitzer erinnerten, dasselbe abscheuliche Gefühl von Verrat und Betrug, das in ihr aufstieg.
    Schützend legte sie die Arme um ihren Körper. Das Schlimmste kam ja noch. Was auch immer er hier vorhatte, gefallen würde es ihr sicher nicht! Entschlossen zog er sie an seine Seite und führte sie durch das großzügige Wohnzimmer hindurch vor eine Tür, an die sie sich nur zu gut erinnerte.
    „Nein, bitte nicht“, flehte sie mit zitternder Stimme. Ihr altes Schlafzimmer war nun wirklich das Letzte, was sie jetzt sehen wollte!
    Doch es half alles nichts. Energisch öffnete er die Tür und schob sie mit sanftem Druck hinein. Auch hier hatte sich bis auf die auffallende Ordnung und Sauberkeit nicht das Geringste verändert. Selbst das riesige Bett und die schneeweißen Satinbezüge erkannte sie sofort wieder.
    „Ich wäre lieber gestorben, als dich sehen zu lassen, was du gesehen hast“, begann er leise. „Aber ich war völlig neben mir und außerstande, für irgendjemanden da zu sein. Nicht einmal für meine Frau, die es so sehr verdient hätte, dass ihr Mann sie hier erwartet und tröstend in die Arme nimmt. Stattdessen hat sie einen Schwächling vorgefunden, der in einem Müllhaufen seinen Rausch ausschlief.“
    Na, wenigstens sind wir ausnahmsweise einmal der gleichen Meinung, dachte Louisa trocken und knetete ihre zitternden Finger.
    „Ich möchte dich dafür um Verzeihung bitten.“
    Was? Hier? „Da hast du dir aber so ziemlich den schlechtesten Verhandlungsort ausgesucht“, erwiderte sie grimmig.
    „Ich werde dir alles erklären.“
    Oh Gott, musste das sein? Sie zwang sich, ihm ins Gesicht zu sehen. „D…du brauchst das nicht zu tun. Ich habe mich schon vor Jahren damit abgefunden, was ich hier gesehen habe. Sonst hätte ich ja nicht mit dir …“
    „Du lügst!“
    Super, jetzt brachte er sie auch noch zum Erröten! Jedenfalls fühlte sich ihr Gesicht rot an, und ihre Lippen bebten. „Erklärungen sind wirklich nicht nötig. Ich will einfach nur weg von hier!“ Ihr Herz pochte zum Zerspringen.
    „Und ob es nötig ist!“, widersprach er und legte ihr beide Hände auf die Schultern. „Eine Erklärung wird auch dir guttun!“
    Aha. „Na, da bin ich mir nicht so sicher!“
    „Ich liebe dich, verdammt noch mal“, rief er ärgerlich und raufte sich die Haare. „Ich habe dich immer geliebt! Habe niemals aufgehört, dich zu lieben, und ich will auch gar nicht aufhören, dich zu lieben! Jetzt sag nicht, dass dir das nicht guttut!“
    Seufzend ließ er sie los und tigerte durch den Raum wie ein eingesperrtes Raubtier. Verblüfft starrte sie ihn an. Beobachtete, wie er seine Hände zu Fäusten ballte und frustriert gegen die Wand hieb. „Erinnerst du dich an Lilia?“, fragte er, sich wieder zu ihr umwendend.
    Lilia? Nie gehört! „Du liebst mich?“
    „Ja“, knurrte er. „Erinnerst du dich an meine Cousine Lilia?“
    Ah, seine Cousine! Sie nickte stumm. Vor ihr erschien das Bild einer hübschen jungen Frau mit wunderschönen schwarzen Augen und einer umwerfenden Figur. „Wie…wieso hast du nicht eher gesagt, dass du mich noch liebst?“
    „Weil ich gehofft hatte, du würdest es zuerst sagen“, antwortete er mit einem ungeduldigen Seufzer. „Die Frau, die du hier gesehen hast, war Lilia.“
    „Du hast mit deiner Cousine geschlafen?“, fragte sie entsetzt.
    „Wofür hältst du mich eigentlich?“, brauste er auf.
    „Für einen Mann, der damals neben sich stand und noch dazu viel zu viel getrunken hatte?“
    „Ich habe nicht mit ihr geschlafen!“, grollte er. „Warum lässt du mich zur Abwechslung nicht einfach mal ausreden?“
    Seufzend schleppte sie sich zu einem Stuhl hinüber und ließ sich kraftlos darauf niedersinken. Zuhören war im Moment wirklich ein bisschen viel verlangt! Sie musste nachdenken, sich ganz genau erinnern, was sie damals hier gesehen hatte.
    Doch nur ein einziges Bild tauchte vor ihr auf: Andreas, wie er tief schlafend im Bett lag, nackt bis zu den Hüften, wo die Decke begann,
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