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Aristos - Insel der Entscheidung

Aristos - Insel der Entscheidung

Titel: Aristos - Insel der Entscheidung
Autoren: Michelle Reid
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herum schien sich zu drehen. „Ja“, hauchte sie. Zu mehr war sie nicht in der Lage.
    „Gut.“ Und weil sie so verwirrt und hilflos wirkte, fügte er hinzu: „Du weißt, dass ich dir niemals auch nur ein einziges Haar krümmen könnte, Kleines.“
    Sonderbarerweise wusste sie das tatsächlich. Und an diesen Trost klammerte sie sich, als sie mit hoch erhobenem Kopf in den Hubschrauber stieg. Cremefarbene Ledersitze und glänzende Wurzelholzverkleidungen – wie hatte sie es nur geschafft, zu vergessen, was für fliegende Luxuslimousinen die Markonos-Helis waren?
    „Was ist mit Jamie?“, gab sie zu bedenken, während sie sich in einem der weichen Sitze niederließ.
    „Dem geht es gut“, erwiderte Andreas beschwichtigend, zog sein Handy aus der Innentasche seines Jacketts und reichte es ihr. „Aber du kannst ihn gerne anrufen und ihm sagen, dass wir einen kleinen Ausflug nach Athen machen und noch vor Einbruch der Dunkelheit wieder zurück sind.“ Dann nahm er ihr seine Sonnenbrille aus der Hand, die sie noch immer festhielt, und marschierte durch die Tür ins Cockpit.
    „Aber ich will nicht nach Athen!“, rief sie ihm nach. Doch er reagierte natürlich nicht darauf. Noch während sie ihrem verdutzten Bruder erklärte, wohin sie gerade unterwegs waren und dass er sich keine Sorgen zu machen brauchte, hob der Hubschrauber ab.

12. KAPITEL
    Erst nachdem sie auf dem privaten Flugplatz in Athen gelandet waren, sah Louisa ihn wieder, was ihr jede Menge Zeit gab, über diese neue Frechheit nachzudenken, die Andreas sich geleistet hatte. Da entführte er sie doch einfach mit dem Hubschrauber! Wo gab es denn so was?
    Na, warte, du kannst was erleben, dachte sie wütend, während er sie zu der schwarzen Limousine geleitete, die bereits wartend an der Landebahn stand. Aber vor dem Chauffeur konnte und wollte sie ihrem Ärger nicht Luft machen. Schließlich wusste sie, was sich gehörte. Also biss sie sich auf die Zunge und starrte, genau wie Andreas, stumm aus dem Fenster.
    Die Luft zwischen ihnen vibrierte förmlich vor unterdrückten Spannungen. Wo brachte er sie hin? Je näher sie den Luxusvillen des schicken Athener Stadtteils Kolaniki kamen, desto furchtbarere Schreckensvisionen malte sie sich aus.
    „Ich möchte auf keinen Fall deine Eltern besuchen!“ Das zumindest musste sie ihm jetzt mitteilen, Chauffeur hin oder her.
    Keine Reaktion. Mal wieder. Am liebsten hätte sie ihm eine Ohrfeige verpasst, aber vermutlich würde er nicht einmal darauf reagieren. Was ging nur in ihm vor? Was war sein Plan? Hatte er überhaupt einen?
    Natürlich wusste Andreas ganz genau, was er tat. Er wollte sie jedoch nicht zum falschen Zeitpunkt darüber informieren, also schwieg er lieber. Zumindest redete er sich ein, dass dies der Grund für sein Schweigen war. Als die Limousine in die breite Straße einbog, die zum Kolaniki Hügel und den dort liegenden Villen führte, schluckte er schwer. Die wunderschöne Aussicht über Athen nahm er gar nicht wahr. Ging er nicht vielleicht doch ein zu großes Risiko ein? Was würde sie wohl sagen?
    „Ich hasse dich“, flüsterte sie, als der Wagen vor dem großen weißen Gebäude hielt, in dem sich sein Apartment befand. Kreidebleich blickte sie ihn aus weit aufgerissenen Augen an. „Wie kannst du es nur wagen, mich hierher zu bringen?“
    „Gib mir ein bisschen Zeit, agape mou “, erwiderte er leise, während der Chauffeur ausstieg, um ihnen die Tür aufzuhalten. „Ich muss das tun.“
    Was musste er tun? Ihr noch einmal das Herz brechen?
    Mit zitternden Knien stieg sie aus dem angenehm kühlen Auto in die feuchtheiße Athener Nachmittagshitze. Kaum eine Stunde hatte ihre Reise gedauert, aber Louisa fühlte sich, als hätte man sie fünf Jahre zurückkatapultiert. Schmerzhaft krampfte sich ihr Magen zusammen. Gleich würde ihr richtig schlecht werden!
    Jetzt gab er dem Chauffeur ein Zeichen, die Limousine in die Garage zu fahren. Mit eisigem Blick musterte sie ihn, wie er dort stand. Groß, schlank und mit wild entschlossenem Gesichtsausdruck. Vermutlich würde er sie gleich über die Schulter werfen und in sein Apartment schleppen, wenn sie nicht freiwillig mitging und ihn beenden ließ, was auch immer er hier vorhatte.
    Sekunden später waren sie allein. Wie selbstverständlich legte er den Arm um sie, als sie die luxuriöse Vorhalle des Gebäudes betraten. Ruckartig entzog sie sich ihm. Sie wollte nicht, dass er sie berührte. Sie wollte ja nicht einmal hier sein!
    Ohne ein Wort
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