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Archer, Jeffrey

Archer, Jeffrey

Titel: Archer, Jeffrey
Autoren: Abels Tochter
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des Präsidenten. Alle drei Fernsehstationen übertrugen seine Rede, alle hatten angedeutet, daß der fünfundsechzigjährige Präsident keine zweite Regierungsperiode anstrebe. Die Kamera schwenkte von der Fassade des Weißen Hauses ins Oval Office, wo der Präsident hinter seinem Schreibtisch saß. Florentyna wartete gespannt.
    »Meine Freunde«, begann er, »um keinen Gerüchten Vorschub zu leisten, halte ich es für meine Pflicht, Klarheit darüber zu schaffen, ob ich in vierzehn Monaten wieder für dieses schwere Amt kandidieren werde.«
    Florentyna lächelte. »Ich möchte daher heute die Gelegenheit ergreifen, meine Absichten bekanntzugeben, um meine Regierungsperiode vollenden zu können, ohne mich in die Parteipolitik einzumischen.«
    Als Parkin sich jetzt vorbeugte – die Presse nannte es
    »die Geste der überzeugenden Offenheit« -, wäre Florentyna vor Freude fast aufgesprungen. »Es ist die Aufgabe des Präsidenten, dem Land hier im Oval Office zu dienen.
    Deshalb erkläre ich, daß ich es, obwohl ich für die nächste Wahl kandidieren werde, meinen republikanischen Gegnern überlasse, einen Wahlkampf zu führen, während ich hier im Weißen Haus weiter im Interesse Amerikas arbeiten werde. Ich hoffe, Ihnen weitere vier Jahre dienen zu dürfen. Gott segne euch alle.«
    Eine ganze Weile war Florentyna wie betäubt. Schließ-
    lich wählte sie die Nummer des Oval Office. Eine weibliche Stimme antwortete.
    »Ich muß umgehend den Präsidenten sprechen. In ein paar Minuten bin ich in seinem Büro.«
    Sie knallte den Hörer hin und marschierte ins Oval Office.
    Die Privatsekretärin des Präsidenten erwartete sie an der Tür. »Der Präsident hat eben eine Besprechung, wird aber sehr bald fertig sein.«
    Florentyna lief siebenunddreißig Minuten auf und ab, bis sie endlich vorgelassen wurde.
    »Pete Parkin. Sie sind ein Lügner und ein Schwindler«, waren ihre ersten Worte, die sie hervorzischte, bevor noch die Tür geschlossen war.
    »Einen Moment mal, Florentyna. Ich glaube, im Interesse unseres Landes…«
    »Im Interesse Pete Parkins, der keine Abmachung einhalten kann. Gott sei diesem Land gnädig. Eines kann ich Ihnen jedenfalls sagen: Ich werde kein zweitesmal Ihre Vizepräsidentin sein.«
    »Das tut mir leid«, sagte der Präsident und machte sich eine Notiz, »aber ich nehme Ihren Entschluß natürlich zur Kenntnis. Nicht, daß es viel Unterschied macht.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Ich hätte Sie kein zweites Mal aufgefordert, als Vize zu kandidieren, aber Ihre Ablehnung erleichtert mir die Dinge. Jetzt wird die Partei verstehen, warum ich mich für die nächste Wahl nach jemand anderem umsehen muß.«
    »Sie würden die Wahl verlieren, wenn ich Ihre Gegenkandidatin bin.«
    »Nein, Florentyna, wir beide würden verlieren, und die Republikaner könnten sogar Senat und Repräsentantenhaus gewinnen. Damit würden Sie nicht wieder zur beliebtesten kleinen Lady der Stadt werden.«
    »In Chicago werden Sie meine Unterstützung nicht bekommen. Kein Präsident hat je ohne Illinois die Wahl gewonnen, und Illinois wird Ihnen nicht verzeihen.«
    »Vielleicht doch, wenn ich einen Senator dieses Staates durch einen anderen ersetze.«
    Florentyna wurde eisig. »Das würden Sie nicht wagen.«
    »Wenn meine Wahl auf Ralph Brooks fällt, werden Sie feststellen können, daß auch Illinois einverstanden ist, besonders, wenn ich erkläre, daß ich ihn in fünf Jahren für meinen gegebenen Nachfolger halte.«
    Ohne ein weiteres Wort verließ Florentyna das Zimmer.
    Sicherlich war sie die erste und einzige Person, die je die Tür des Oval Office zugeknallt hatte.

38
    Als Florentyna Edward am folgenden Sonntag auf dem Golfplatz von Cape Cod über ihr Gespräch mit Parkin informierte, zeigte er sich nicht sonderlich überrascht.
    »Er mag kein großartiger Präsident sein, aber von machiavellistischer Politik versteht er mehr als Nixon und Johnson zusammen.«
    »Ich hätte damals in Detroit auf dich hören sollen; du hast mich gewarnt, daß es so kommen würde.«
    »Was pflegte dein Vater immer über Henry Osborne zu sagen? Einmal ein Stinktier, immer ein Stinktier.«
    Eine leichte Brise kam auf, und Florentyna warf ein paar Grashalme hoch, um die Windrichtung zu bestimmen.
    Dann nahm sie einen Ball aus der Golftasche und schlug einen langen Drive. Zu ihrer Überraschung trug der Wind den Ball nach rechts ins Gebüsch.
    »Du hast dir den Wind nicht gut ausgerechnet, nicht wahr, V.P.?«
    Edward lächelte. »Ich
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