Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Archer, Jeffrey

Archer, Jeffrey

Titel: Archer, Jeffrey
Autoren: Abels Tochter
Vom Netzwerk:
wahr?«
    »So ähnlich«, antwortete Florentyna und lief auf und ab, während sie Edward genau berichtete, was sich im Weißen Haus abgespielt hatte. Noch nie hatte Edward sie so zornig gesehen.
    »Nun, eines muß man von Parkin sagen«, meinte Edward, als sie geendet hatte, »er ist konsequent.«
    »Morgen wird er es nicht mehr sein.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Genau das. Denn morgen werde ich eine Pressekonferenz abhalten, um allen mitzuteilen, was sich zugetragen hat. Ich habe sein unverantwortliches Verhalten satt, und ich weiß, daß die meisten, die heute abend im Situation Room anwesend waren, meine Darstellung bestätigen werden.«
    »Das wäre voreilig und unverantwortlich«, sagte Edward und starrte ins Feuer.
    »Warum?« fragte Florentyna erstaunt.
    »Weil jeder wüßte, daß Amerika einen Versager als Präsidenten hat. Vielleicht wärst du die Heldin des Tages, aber sehr bald würde man dich verachten.«
    »Aber…« fing Florentyna an.
    »Kein aber. Diesmal mußt du deinen Stolz schlucken und dich damit begnügen, die Ereignisse als Waffe zu benutzen, um Parkin an sein Versprechen einer einmaligen Regierungsperiode zu erinnern.«
    »Und ich soll ihn einfach ungeschoren lassen?«
    »Du sollst Amerika ungeschoren lassen«, sagte Edward bestimmt.
    Florentyna wanderte noch ein paar Minuten schweigend auf und ab. »Du hast recht«, sagte sie schließlich. »Ich war kurzsichtig. Danke.«
    »Vermutlich wäre ich es auch gewesen, hätte ich erlebt, was du heute erlebt hast.«
    Florentyna lachte. »Komm«, sagte sie und hörte auf, wie eine Tigerin hin- und herzurennen. »Essen wir etwas. Du mußt am Verhungern sein.«
    »Nein, nein«, versicherte Edward und sah auf die Uhr.
    »Obwohl du die erste Frau bist, die mich, wenn ich mit ihr zum Abendessen verabredet bin, dreieinhalb Stunden warten läßt.«

    Am frühen Morgen rief der Präsident an.
    »Sie haben gestern ausgezeichnete Arbeit geleistet, Florentyna. Ich bewundere die Art, wie Sie den ersten Teil der Krise gemeistert haben.«
    »Das hat man kaum gemerkt, Mr. President«, sagte sie, nur mit Mühe ihren Ärger beherrschend.
    »Ich beabsichtige, heute zur Nation zu sprechen«, sagte Parkin, ihren Einwurf ignorierend, »und obwohl jetzt nicht der Zeitpunkt ist mitzuteilen, daß ich kein zweites Mal kandidieren werde, werde ich, wenn die Zeit gekommen ist, Ihre Loyalität nicht vergessen.«
    »Danke, Mr. President«, war alles, was Florentyna hervorbrachte.

    Um acht Uhr abends sprach der Präsident über alle drei Fernsehstationen zur Nation. Abgesehen von einer flüchtigen Erwähnung Florentynas hinterließ er eindeutig den Eindruck, daß er allein die Operation geleitet habe, als die Russen einlenkten.
    Ein, zwei Zeitungen deuteten an, die Vizepräsidentin sei an den Verhandlungen mit den Sowjets beteiligt gewesen, aber da Florentyna keinen Kommentar abgab, blieb Parkins Version unwidersprochen.
    Zwei Tage später wurde Florentyna zu Giscard d’Estaings Begräbnis nach Paris geschickt. Als sie wieder nach Washington zurückkehrte, stand die Öffentlichkeit im Bann des Endspiels World Series, und Parkin war ein Nationalheld.
    Bis zu den nächsten Vorwahlen waren es nur noch acht Monate, und Florentyna und Edward begannen für die Präsidentschaftskampagne von 1996 zu planen. Wieder einmal fuhr Florentyna kreuz und quer durch Amerika und hielt im Lauf des Jahres in dreiunddreißig Staaten Wahlreden. Wo immer sie hinkam, war die Öffentlichkeit zu ihrer Freude davon überzeugt, daß sie ins Weiße Haus einziehen würde. Ihre Beziehung zu Parkin blieb freundlich, doch mußte sie den Präsidenten daran erinnern, daß es an der Zeit war, seine Absichten bekanntzugeben.
    Erst wenn er erklärte, nicht mehr zu kandidieren, konnte sie ihren Wahlkampf offiziell beginnen.
    An einem Montag im Juli – sie war eben von Nebraska nach Washington zurückgekehrt – fand sie eine Nachricht des Präsidenten vor, er wolle Donnerstag in einer Ansprache an die Nation seine Absicht deklarieren.
    Edward hatte schon alle Details der Wahlstrategie ausgearbeitet, und sobald der Präsident verkündet hatte, daß er nicht mehr kandidieren wolle, konnte man den Wahlkampf mit vollem Elan beginnen.

    »Der Zeitpunkt ist ausgezeichnet«, sagte Edward, »es sind noch vierzehn Monate bis zur Wahlschlacht, und vor Oktober mußt du deine Kandidatur nicht einmal bekanntgeben.«

    An jenem Donnerstag saß Florentyna allein im Büro des Vizepräsidenten und wartete auf die Erklärung
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher