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Archer, Jeffrey

Archer, Jeffrey

Titel: Archer, Jeffrey
Autoren: Abels Tochter
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Schweißtropfen auf der Stirn, wagte jedoch nicht, sie abzuwischen.
    »Ich verstehe«, sagte der ehemalige Chef des KGB.
    »Darf ich fragen, warum Sie mich anrufen?«
    »Seien Sie bitte nicht naiv. Ich möchte Ihnen mitteilen, daß Amerika sofort einen Vergeltungsschlag führen wird, sollte einer Ihrer Soldaten die pakistanische Grenze überschreiten.«
    »Das wäre sehr mutig von Ihnen, Mrs. Kane.«
    »Offenbar kennen Sie die amerikanische Politik nicht genau, Mr. Andropow. Es erfordert keinerlei Mut, denn als Vizepräsidentin bin ich der einzige Mensch in Amerika, der nichts zu verlieren, aber alles zu gewinnen hat.«
    Diesmal war sie nicht für die Stille verantwortlich. Sie fühlte, wie ihr Selbstvertrauen wuchs; ihr Gesprächspart-ner hatte ihr die Chance gegeben, fortzufahren. »Wenn Ihre Kriegsflotte nicht nach Süden abdreht, wenn Sie Ihre zehn Divisionen nicht von der Grenze abziehen, wenn die MIG-25 und SU-7 nicht nach Moskau zurückfliegen, werde ich nicht zögern, Sie zu Land, zur See und in der Luft anzugreifen. Ist das klar?«
    Keine Antwort. Die Verbindung war unterbrochen.
    Florentyna drehte sich um.
    Im Zimmer sprachen alle gleichzeitig; die Militärs, die bisher nur »Sandkastenspiele« gespielt hatten, warteten wie Florentyna, ob ihre Ausbildung, ihre Erfahrung und ihr Wissen jetzt auf die Probe gestellt werden sollten.
    Ralph Brooks schirmte den Telefonhörer mit der Hand ab und berichtete, der Präsident sei in Colorado gelandet und wolle mit Florentyna sprechen. Sie hob den Hörer von dem roten Telefon, das neben ihr stand.
    »Florentyna? Sind Sie es?« hörte sie den breiten Texas-Akzent.
    »Ja, Mr. President.«
    »Hören Sie mir zu, Madam. Ralph hat mich informiert, und ich komme sofort zurück. In längstens zwei Stunden bin ich bei Ihnen. Tun Sie also nichts Voreiliges, und sorgen Sie dafür, daß die Presse nichts von meiner Abwesenheit erfährt.«
    »Ja, Mr. President.«
    Die Verbindung war unterbrochen.
    »General Dixon?«
    Florentyna sah Brooks nicht einmal an.
    »Ja, Madam«, sagte der Vier-Sterne-General, der bis jetzt kein Wort geäußert hatte.
    »Wie rasch können wir eine Vergeltungsstreitmacht in das Kampfgebiet senden?«
    »Innerhalb einer Stunde können zehn F-111-Geschwader von unseren Stützpunkten in Europa in der Luft sein und Ziele in der UdSSR anfliegen. Die Mittelmeerflotte ist fast ständig mit den Sowjets in Berührung, aber vielleicht sollten wir sie näher an den Indischen Ozean heranführen.«
    »Wie lang würde das dauern?«
    »Zwei bis vier Tage, Madam.«
    »Dann geben Sie den Befehl, General. Zwei Tage wären mir lieber.«
    Florentyna mußte nicht lange warten, bis die nächste Meldung auf dem Schirm aufschien. Es war die, die sie am meisten fürchtete. Die russische Flotte lief immer noch Richtung Karachi, während noch mehr sowjetische Divisionen an der afghanischen Grenze bei Salabad und Asadabadon zusammengezogen wurden.
    »Verbinden Sie mich mit dem Präsidenten von Pakistan«, sagte Florentyna. Er meldete sich innerhalb von Sekunden.
    »Wo ist Präsident Parkin?« war seine erste Frage. »Nicht auch Sie«, wollte Florentyna erwidern, statt dessen sagte sie: »Auf dem Rückflug von Camp David. Er wird binnen kurzem hier sein.«
    Sie informierte ihn über das, was sie angeordnet hatte, und machte klar, wie weit zu gehen sie bereit sei.
    »Gott sei bedankt für einen tapferen Mann«, sagte Murbaze Bhutto.
    »Halten Sie die Verbindung offen, und wir werden Sie sofort informieren, wenn sich etwas verändert«, sagte Florentyna, sein Kompliment ignorierend.
    »Soll ich Sie nochmals mit dem Präsidenten der Sowjetunion verbinden?« fragte Brooks.
    »Nein. Verbinden Sie mich mit dem Premierminister von Großbritannien, dem Präsidenten von Frankreich und dem Kanzler der Bundesrepublik Deutschland.«
    Sie sah auf die Uhr: sieben Uhr fünfunddreißig.
    Innerhalb von zwanzig Minuten hatte Florentyna mit den drei Staatsmännern gesprochen. Die Briten billigten ihren Plan, die Franzosen waren skeptisch, aber bereit, zu kooperieren, während sich die Deutschen abgeneigt zeigten.

    Kurz darauf traf die Meldung ein, daß die russischen MIG-25 auf dem Militärflugplatz von Kabul startklar gemacht wurden.
    Sofort wies sie General Dixon an, alle Truppen in erhöhte Bereitschaft zu versetzen. Brooks wollte protestieren, aber zu diesem Zeitpunkt hatten bereits alle Anwesenden ihr Schicksal in die Hände einer einzigen Frau gelegt. Viele beobachteten sie genau und stellten fest,
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