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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Die chinesische Statue und andere Uberraschungen
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du’s auch gemeint.“
William fand es ganz natürlich, daß sie einander an der Hand hielten, während sie das Flußufer entlanggingen. Keiner sprach, bis sie Somerville erreichten.
„Wann soll ich dich abholen?“ fragte er, ohne ihre Hand loszulassen.
„Ich wußte nicht, daß du ein Auto hast.“
„Mein Vater hat mir einen alten MG geschenkt, als ich Jahrgangsbester wurde. Ich hab mich nach einem Vorwand gesehnt, dir mit dem verdammten Vehikel zu imponieren. Es hat einen Druckstarter, stell dir vor!“
„Offenbar wollte dein Vater nicht riskieren, dir das Auto erst aufgrund der Charles-Oldham-Resultate zu geben.“
William lachte herzlicher, als der kleine Seitenhieb es verdiente.
„Verzeih“, sagte sie. „Reine Gewohnheit. Ich bin schon neugierig, ob du so entsetzlich autofährst, wie du schreibst – in dem Fall werden wir nämlich nie ans Ziel kommen. Ich warte also morgen um zehn auf dich.“
Auf der Fahrt nach Hampshire erzählte Philippa von der Tätigkeit ihres Vaters als Geistlicher und erkundigte sich nach Williams Familie. Zu Mittag machten sie Rast in einem Pub in Winchester. Es gab Kaninchen-Stew und Kartoffelbrei.
„Unsere erste gemeinsame Mahlzeit“, sagte William.
Keine sarkastische Antwort kam, wie aus der Pistole geschossen, zurück. Philipps lächelte bloß.
Nach dem Mittagessen fuhr er weiter in das Dorf Brockenhurst. William brachte das Auto auf dem Kies vor dem Pfarrhaus unsicher zum Stehen. Eine ältliche, schwarzgekleidete Bedienstete öffnete, erstaunt, Miss Philippa mit einem Mann zu sehen. Philippa stellte William Annie vor und bat sie, das Gästezimmer für ihn bereit zu machen.
„Ich bin so froh, daß Sie einen so netten jungen Mann gefunden haben“, bemerkte Annie später. „Kennen Sie ihn schon lange?“
Philippa lächelte. „Nein, wir sind einander gestern zum erstenmal begegnet.“
Philippa kochte ein Abendessen für William; sie saßen vor dem Feuer, das er im offenen Kamin entfacht hatte. Obwohl in drei Stunden kaum ein Wort zwischen ihnen fiel, langweilte sich keiner von beiden. Philippa nahm erstmals bewußt wahr, wie das helle Haar Williams unordentlich in die Stirn fiel, und dachte, wie vornehm er doch im Alter aussehen würde.
Am nächsten Tag ging sie an Williams Arm zur Kirche, und tapfer überstand sie das Begräbnis. Als der Gottesdienst vorüber war, führte William sie zurück ins Pfarrhaus, das überfüllt war mit vielen Freunden des verstorbenen Pfarrers.
„Sie dürfen nicht schlecht von uns denken“, sagte Mr. Crump, der Kirchenvorsteher, zu Philippa. „Sie bedeuteten Ihrem Vater alles, und er hatte uns streng verboten, Sie von seinem Leiden wissen zu lassen, falls es dem Charles-OldhamPreis in die Quere kommen sollte. So heißt der Preis doch, nicht wahr?“
„Ja“, sagte Philippa. „Doch das erscheint alles so unwichtig jetzt.“
„Sie wird den Preis zum Andenken an ihren Vater gewinnen“, bemerkte William.
Philippa wandte sich um und sah in an. Zum erstenmal spürte sie, daß er tatsächlich wünschte, sie möge den Oldham-Preis gewinnen.
Sie blieben noch eine Nacht im Pfarrhaus und fuhren am Donnerstag nach Oxford zurück. Am Freitag morgens um zehn Uhr erschien William wieder in Philippas College und fragte den Portier, ob er Miss Jameson sprechen könne.
„Wollen Sie so freundlich sein, hier zu warten, Sir“, antwortete der Portier, wies William in einen kleinen Raum hinter der Portierloge und eilte davon, um Miss Jameson zu suchen. Ein paar Minuten später kam er mit ihr zurück.
„Was in aller Welt tust du denn hier?“
„Möchte dich nach Stratford mitnehmen.“
„Aber ich bin doch noch nicht einmal dazugekommen, die Sachen auszupacken, die ich von Brockenhurst mitgebracht habe!“
„Tu einmal, was man dir sagt. Ich gebe dir fünfzehn Minuten.“
„Aber gewiß doch“, sagte sie, „wer bin ich denn, daß ich dem nächsten Gewinner des Charles-Oldham-Preises den Gehorsam verweigern könnte? Ich gestatte dir sogar, für einen Augenblick mit in mein Zimmer zu kommen und mir beim Auspacken zu helfen.“
Die Augenbrauen des Portiers hoben sich bis zum Rand seiner Kappe, doch er blieb stumm, mit Rücksicht auf den schweren Verlust, den Miss Jameson erst kürzlich erlitten hatte. Wieder war William überrascht bei dem Gedanken, daß er in den drei Jahren nie in Philippas Zimmer gewesen war. Er war über die Mauern sämtlicher Mädchen-Colleges geklettert, um die verschiedensten – dummen und weniger dummen – Studentinnen zu
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