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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Die chinesische Statue und andere Uberraschungen
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besuchen, nie aber Philippa. Er setzte sich auf das Bettende.
„Nicht hierher, du gedankenlose Kreatur. Das Zimmermädchen hat das Bett gerade erst gemacht. Ihr Männer seid alle gleich, ihr könnt euch einfach nicht auf Stühle setzen.“
„Eines Tages werd’ ich’s tun“, sagte William. „Und zwar auf den Lehrstuhl für Englische Sprache und Literatur.“
„Nicht, solange ich an dieser Universität bin, nein“, antwortete sie, und verschwand ins Badezimmer.
„Gute Absichten sind eine Sache, Begabung eine andere“, rief er ihr nach, insgeheim froh, daß ihr Konkurrenzgeist wiederzuerwachen schien.
Fünfzehn Minuten später kam sie aus dem Badezimmer, in einem gelbgeblümten Kleid mit adrettem weißen Kragen und ebensolchen Manschetten. William vermutete, daß sie vielleicht sogar einen Hauch Make-up aufgelegt hatte.
„Es wird unserem Ruf schaden, wenn wir zusammen gesehen werden“, sagte sie.
„Ich habe darüber nachgedacht“, erklärte William. „Wenn man mich fragt, sage ich, daß du meine gute Tat bist.“
„Deine gute Tat?“
„Ja, dieses Jahr unterstütze ich notleidende Waisen.“
Philippa meldete sich bis Mitternacht aus dem College ab, und die beiden Studenten fuhren nach Stratford, nachdem sie in Broadway zu Mittag gegessen hatten. Am Nachmittag ruderten sie auf dem Avon. William machte Philippa darauf aufmerksam, wie katastrophal sein letzter Ausflug mit dem Stakkahn verlaufen war. Sie gestand, von dem Schauspiel bereits gehört zu haben, das er dabei geboten hatte; doch sie kamen heil wieder ans Ufer – vielleicht, weil Philippa das Ruder übernahm. Sie gingen ins Theater, um John Gielgud als Romeo zu sehen, und aßen im Dirty Duck zu Abend. Während des Mahles war Philippa wieder ziemlich grob zu William.
Kurz nach elf traten sie die Heimfahrt an, und Philippa fiel bald in Halbschlaf, da der Motorlärm eine Unterhaltung fast unmöglich machte. Ungefähr zehn Kilometer vor Oxford blieb der MG plötzlich stehen.
„Ich dachte“, sagte William, „daß noch mindestens fünf Liter im Tank sind, wenn die Benzinuhr auf ,Leer’ steht.“
„Du hast dich offensichtlich geirrt, und das nicht zum erstenmal. Und dank deiner weisen Voraussicht wirst du auch ganz allein zur nächsten Garage wandern müssen – glaub ja nicht, daß ich mitkomme, um dir Gesellschaft zu leisten. Ich beabsichtige, mich nicht vom Fleck zu rühren, ich bleibe hier im Warmen.“
„Aber es gibt vor Oxford keine Tankstelle mehr“, protestierte William.
„Dann wirst du mich tragen müssen. Ich bin viel zu zart, als daß ich laufen könnte.“
„Ich wäre nicht imstande, auch nur fünfzig Meter zurückzulegen nach diesem üppigen Abendessen und dem vielen Wein.“
„Es ist mir absolut schleierhaft, William, wie es dir gelungen ist, ein Vorzüglich in Englisch zu bekommen, wenn du nicht einmal eine Benzinanzeige lesen kannst.“
„Es wird uns nichts anderes übrig bleiben“, sagte William, „als auf den ersten Bus zu warten.“
Philippa kletterte mühsam auf den Rücksitz und sprach nicht mehr mit ihm, bevor sie einschlief. William setzte den Hut auf, band sich den Schal um und zog seine Handschuhe an, verschränkte die Arme, um sich warm zu halten, und berührte, als Philippa eingeschlafen war, sacht ihre rote Mähne. Dann zog er seinen Mantel aus und breitete ihn über sie.
Philippa wachte kurz nach sechs als erste auf und stöhnte, als sie versuchte, die schmerzenden Glieder zu strecken. Dann rüttelte sie William wach, um ihn zu fragen, warum sein Vater denn nicht so rücksichtsvoll gewesen sei, ihm ein Auto mit bequemeren Rücksitzen zu kaufen.
„Es ist doch das feinste Vehikel, das auf Englands Straßen fährt“, sagte William, behutsam seine Nackenmuskeln massierend, ehe er sich den Mantel wieder anzog.
„Aber es fährt nicht und wird nicht fahren ohne Benzin“, antwortete sie und stieg aus, um sich die Füße zu vertreten.
„Ich hab doch nur aus einem Grund das Benzin ausgehen lassen“, erklärte William, hinter ihr her stapfend.
Philippa wartete auf eine lahme Pointe und wurde nicht enttäuscht.
„Mein Vater sagte mir, wenn ich die Nacht mit einem Barmädchen verbracht hätte, müßte ich bloß eine extra Finte Bier bestellen; wäre es aber die Tochter eines Vikars, dann müßte ich sie heiraten.“
Philippa lachte. William – müde, unrasiert und von seinem schweren Mantel behindert – , unternahm einen ungeschickten Versuch, sich auf ein Knie niederzulassen.
„Was tust du, William?“
„Dreimal
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