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Arbeit - Leben - Glueck

Arbeit - Leben - Glueck

Titel: Arbeit - Leben - Glueck
Autoren: Gina Schulze
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Vorspann heißt. In dieser Zukunft können nur noch genetisch möglichst perfekte, im Reagenzglas vorgeformte Menschen in der Arbeitswelt erfolgreich sein. Ihre natürlich gezeugten Brüder und Schwestern arbeiten in Putzkolonnen oder erledigen Hausmeisterdienste, egal, wie begabt sie auch sind.
    In Gattaca sind Fehler zwar weitgehend ausgeschaltet, doch wird nicht immer das gewünschte Ergebnis erreicht. Hier eine leichte Kurzsichtigkeit, dort ein erhöhter Cholesterinspiegel oder das Bedürfnis, gelegentlich eine Zigarette zu rauchen, und schon ist es mit der Perfektion vorbei. Über die Art der Fehler wird untereinander peinliches Stillschweigen bewahrt, nur die Behörden wissen über jeden Bescheid. Dort |218| sind alle Fehler registriert, und je perfekter einer ist, desto steiler wird seine Karriere verlaufen.
    Die natürlich gezeugten Menschen haben im Verhältnis zu den fast Perfekten schwere körperliche Defekte. Sie werden sofort nach der Geburt ermittelt: 50   Prozent Risiko, an Krebs zu erkranken, 70   Prozent Risiko, dick zu werden, oder   – wie der Held des Films   – 90   Prozent Risiko, an einem Herzfehler zu sterben. Schon als Junge trägt der Held zudem eine starke Brille. Dennoch will er Raumfahrer werden   – eine Karriere, die nur den Besten vorbehalten ist. Der Held bereitet sich trotzdem auf die Aufnahmeprüfung für Astronauten vor. Dann tauscht er seine Identität mit der eines genetisch perfekten Mannes, der seit einem Autounfall querschnittsgelähmt ist und sein Haus nicht mehr verlassen kann.
    Trotz all seiner angeborenen Fehler meistert der Held jede Prüfung, jeden körperlichen Härtetest, und am Ende steigt er in sein Raumschiff.
     
    Auch wer den Film nicht gesehen oder nur vage in Erinnerung hat, könnte sich anhand der obigen Zusammenfassung Folgendes fragen: Warum ist der Held so erfolgreich? Hier sind einige Deutungsangebote:
Der Held wurde bei der Geburt vertauscht. In Wirklichkeit ist er genetisch perfekt.
Der Held ist alles andere als perfekt, aber gerade das zwingt ihn zur Selbstüberschreitung.
Von jedem nur das Beste: Das will die genetische Optimierung. Was soll daran falsch sein? Dass das Kranke und Unvollkommene sich in diesem Film durchsetzt, ist kein Erfolg. Es zeigt nur die Voreingenommenheit des Regisseurs gegen die Technologie der Zukunft.
Der Held ist erfolgreich, weil seine Mitspieler im Nachteil sind. Sie sind so auf ihre Fehler fixiert, dass sie die Fähigkeit zur Selbstüberschreitung verlieren.
|219| Die Idee der genetischen Optimierung ist ein Rückfall ins Mittelalter. Auch dort wurde der Mensch in sein Schicksal hineingeboren. Der Held ist erfolgreich, weil der Film auf diese Problematik aufmerksam machen will.
    Von einem Sciencefiction-Film auf das nächste Kapitel überzuleiten ist einfach. Es handelt von etwas, das es nicht geben darf, aber das trotzdem da ist. Man sieht es nicht richtig, aber es wirkt sich aus. Es ist eine Parallelwelt, wie man sie sich in einem Roman nicht besser ausdenken könnte: Es gibt bösartige Schurken, harmlose Verbrecher, sympathische Rebellen und Terroristen, denen Recht und Ordnung nur deshalb im Weg stehen, weil es sie daran hindert, selbst die Macht zu ergreifen.

|220| Parallelwelten
    Parallelwelten kennen wir aus Filmen oder Sciencefiction-Romanen. Wenn dort das Raum-Zeit-Gefüge gestört ist, verdoppeln sich Raumschiffe samt Besatzung, wiederholt sich ein Tag immer wieder oder man kann eine Zeitreise machen. Der amerikanische Autor Kurt Vonnegut hatte in seinem Roman
Schlachthaus 5
die Idee, dass die Zeit nie vergeht und jede Sekunde davon erhalten bleibt. Das Weltall verliert nichts. In den Weiten des Raums verlaufen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft parallel zueinander, wir bekommen bloß nichts davon mit. Nur hier und da ein Déjà-vu-Erlebnis oder das Gefühl, jemand völlig Unbekanntes schon ganz lange zu kennen.
    Als Parallelwelt werden bei uns auch religiöse und kulturelle Enklaven bezeichnet, die sich von ihrer Umgebung abkapseln und ihren eigenen Lebensstil pflegen. Dieser Lebensstil steht oft im krassen Gegensatz zu den Grundwerten der Gesellschaft, in die eine Enklave eingebettet ist. Wer in einer Parallelwelt lebt, kann dort Dinge tun, die außerhalb dieser Welt verboten sind.
    Auch auf die so genannte »Schattenwirtschaft« treffen die Merkmale einer Parallelwelt zu. Sie existiert parallel zur regulären Wirtschaft. Sie ist immer da, aber man bekommt entweder gar nichts von ihr mit oder nur
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