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Applaus für eine Leiche

Applaus für eine Leiche

Titel: Applaus für eine Leiche
Autoren: Léo Malet
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ganz sicher gehen“, erwiderte ich freundlich. „Mein Stolz würde einen weiteren Tiefschlag nicht überleben. Doch ich glaube, viel hat er nicht zu befürchten, mein Stolz. Diesmal hab ich den Richtigen erwischt. Also, dann haben wir einfach so den guten Favereau um die Ecke gebracht, stimmt’s?“
    Er hob resigniert die Schultern, so als wollte er sagen: ,Was soll ich darauf antworten? Du weißt doch sowieso Bescheid/
    „Das ist aber gar nicht schön für die kleinen Mädchen“, fuhr ich fort. „Werden sich wohl ein neues Idol suchen müssen! Hoffentlich treffen sie eine etwas glücklichere Wahl als
    Die ausdruckslosen Augen des Mörders leuchteten kurz und erstaunt auf.
    „Aber eins muß ich ja sagen, Aulagnier: Der Trick mit dem Bandmaß, einfach fabelhaft! So fabelhaft, daß ich lange gebraucht habe, um dahinterzukommen. Favereau hat am Bandmaß geschnuppert, als Sie Maß nahmen, sozusagen für seinen Sarg. Der Mord lauert drei Meter weiter. Ein schöner Filmtitel. Werd ihn einem Produzenten anbieten. Egal, welcher Film dann gedreht wird, mit dem Titel wird er ein Kassenschlager. Ein guter Titel ist das Wichtigste im Filmgeschäft, das weiß jeder... Um aber wieder auf Ihr Opfer zurückzukommen: Sie haben ihm das vergiftete Ende Ihres Bandmaßes direkt unter die Nase gehalten. In Riechweite, um die Erfolgschancen zu erhöhen. Für diese scheinbar ungewollte Berührung haben Sie sich sogar entschuldigt. Dann haben Sie das Bandmaß — ein ganz neues, das nichts mit dem schmierigen Ding Ihres Assistenten gemein hatte — wieder in Ihre Hosentasche gesteckt, aus der Sie es hervorgeholt hatten. Daß Sie es dort vergessen würden und ich es ohne viel Sucherei wiederfinden konnte, hätte ich mir nicht träumen lassen. Die Bedeutung dieses Beweisstückes ist Ihnen erst wieder schlagartig bewußt geworden, als ich es Ihnen eben gezeigt habe. Favereaus Tod muß Ihnen einen Schock versetzt haben. Dabei hatten Sie den Coup so sorgfältig und klug vorbereitet! Und jetzt bringt Sie der Erfolg so sehr aus der Fassung. Man könnte meinen, Sie seien niedergeschlagen... Hand aufs Herz, tut es Ihnen wirklich leid, das Schwein umgebracht zu haben?“
    „Das Schwein?“ wiederholte er wie benommen.
    „Also wirklich, jetzt reicht’s mir so langsam!“ rief ich ungeduldig. „Schockt Sie der Ausdruck, oder was? Ich gebe nur die allgemein vorherrschende Meinung wieder. Ich nehme nicht an, daß Sie Favereau den Übergang in eine bessere Welt ermöglicht haben, weil Sie ihn für einen Heiligen hielten. Um den Kerl beurteilen zu können, genügten mir ein paar Stunden. Und daß er mein Klient war, ändert nichts an seinem Charakter. Schließlich schulde ich ihm nichts. Er dagegen...“
    „Ihr Klient?“ flüsterte Aulagnier.
    Ich mußte laut lachen.
    „Stimmt! Das Schönste wissen Sie ja noch gar nicht. Sie halten mich wahrscheinlich für einen Flic. Nicht genug, daß Sie einfach irgendwelche Leute abmurksen, nein! Zu allem Überfluß werden Sie auch noch beleidigend. Prima! Ich bin Privatdetektiv, Mann! Das ist was ganz anderes als’n Flic. Favereau hatte mich als Leibwächter engagiert. Finden Sie das nicht zum Totlachen?“
    „Als Leibwächter?“
    Sein Interesse war geweckt, doch er wußte nicht so recht, woran er mit mir war. Verständlich. Er befand sich in einem regelrechten Schockzustand.
    „Hören Sie“, sagte ich, „jetzt, da ich Sie entlarvt habe, soll es mir auf ein paar Minuten mehr oder weniger nicht ankommen. Mein Triumph vor dem Kommissar wird um so größer. Außerdem unterhalte ich mich gerne mit Ihnen, und Sie erwecken nicht den Eindruck, als hätten Sie die Absicht, sich aus dem Staub zu machen. Sie sind ein krimineller Laie, den die Bürde eines Mordes schwer belastet. Doch davon wollte ich eigentlich gar nicht reden. Was ich Ihnen sagen wollte, ist folgendes: Da Sie so überrascht oder sogar empört reagiert haben, als ich Favereau ein Schwein nannte, werden Sie sich kaum vorstellen können, was für ein Dreckskerl er in Wirklichkeit war! Sie haben Madame Baga einen lebenswichtigen Dienst erwiesen, und nicht nur ihr...“
    Ich erzählte ihm, welch teuflischen Plan der Filmstar gegen seine Frau ausgeheckt hatte.
    „Und deswegen“, fügte ich hinzu, „sollten Sie nicht weiter Trübsal blasen und etwas mehr Kaltschnäuzigkeit an den Tag legen. Zum Teufel! Mit einem guten Anwalt kommen Sie mit ein paar Jährchen davon, um so mehr, da Sie wahrscheinlich ein ausgezeichnetes Motiv für Ihre Tat hatten.
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