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Applaus für eine Leiche

Applaus für eine Leiche

Titel: Applaus für eine Leiche
Autoren: Léo Malet
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Favereau.“
    „Was?“ Petit-Martin sprang auf. „Wollen Sie mich verscheißern? Das ist jetzt wirklich nicht der richtige Moment.“
    „Ich habe nicht die Absicht“, versicherte ich und holte meine Pfeife hervor. Im Eifer des Gefechts hatte ich sie bisher ganz vernachlässigt. „Lassen Sie mich in aller Ruhe meine Sicht der Dinge erklären... natürlich durch handfeste Beweise gestützt.“
    Ich reichte dem Kommissar das Seidenpapier mit den Knoblauchflecken.
    „Das habe ich in seiner Weste gefunden. Favereau hatte die Kugel darin eingewickelt. Entschuldigen Sie, Kommissar, daß ich den Toten durchsucht habe, ohne Sie...“
    „Ja, ja, schon gut“, knurrte Petit-Martin. „Schließlich sind Sie Privatdetektiv, oder? Hoffentlich haben Sie nicht noch andere Beweisstücke verschwinden lassen!“
    „Nein, nur dieses hier. Ich schwör’s beim Leben des ersten Abonnenten des Petit-Parisien. Einerseits habe ich dem Seidenpapier keine so große Bedeutung beigemessen; aber andererseits fand ich es zu merkwürdig, als daß es überhaupt keine gehabt hätte.“
    „Ersparen Sie mir Ihre Wort- und Gedankenspiele, Monsieur Burma! Verdammt nochmal, Sie hätten uns wirklich früher von Ihrem Fund erzählen können!“
    „Und wozu, außer um Sie völlig zu verwirren? Die übelriechenden Flecken haben ihre Bedeutung erst bekommen, als von dem Knoblauch die Rede war, mit dem die Kugel eingerieben worden war.“
    „Die Kugel war mit Knoblauch eingerieben?“ fragte Covet verständnislos.
    „Seien Sie still!“ herrschte ihn der Kommissar an. „Wir werden Sie informieren, wenn wir’s für richtig halten! Los, Monsieur Burma, spucken Sie’s endlich aus! Wir verlieren nur Zeit. Versuchen Sie, kurz und präzise zu erklären, was Sie wissen. Brillante Wortgefechte können Sie später veranstalten.“
    „Was sein muß, muß sein“, widersprach ich. „Also, ich hatte eine kleine Unterhaltung mit Madame Baga. Monsieur Covet war dabei und wird meine Worte gerne bezeugen. Zweierlei habe ich erfahren. Erstens: Favereau hätte beim Ableben seiner Gattin die Summe der Lebensversicherung kassiert, die sie zu seinen Gunsten abgeschlossen hatte. Zweitens: Das Drehbuch wurde auf Veranlassung des Verstorbenen hin geändert. Man muß wirklich nicht Schüler der Militärakademie Saint-Cyr gewesen sein, um den Zusammenhang zu begreifen.“
    „Himmeldonnerwetter!“ entfuhr es dem Kommissar. „Aber der Drohbrief?“
    „Eine Inszenierung von Julien Favereau.“
    „Und sein Tod?“ warf Inspektor Dominique sarkastisch ein. „Auch seine eigene Inszenierung?“
    „Lassen Sie mich erst einmal den Mechanismus der Geschichte erklären“, bat ich. „Zu dem Tod des Filmstars kommen wir später.“
    „Wir sind ganz Ohr.“
    „Janine Baga wollte ihr Verhältnis mit Favereau legalisieren. Ihr Geliebter ist Spieler, pflegt einen aufwendigen Lebensstil und leidet demzufolge an chronischer Geldknappheit. Er verdient viel, gibt aber noch viel mehr aus. Sie können sich seine finanzielle Situation ausmalen. Janine dagegen besitzt ein hübsches Vermögen. Favereau wird sie in Zukunft noch besser anzapfen können, sozusagen ganz legal. Er willigt in die Heirat ein, allerdings unter der Bedingung strikter Geheimhaltung.“
    Ich erläuterte seine Beweggründe.
    „Janine erklärt sich einverstanden“, fuhr ich fort. „Sie liebt Favereau. Das hört sich vielleicht absurd an, ist aber so. Zu den sexuellen gesellen sich mütterliche Gefühle. So was kommt vor. Für Janine ist Favereau so etwas wie ein mißratenes Kind, das auf den rechten Weg zurückgeführt werden muß.“
    „Keine Psychologie!“ lachte der Inspektor, der dieser Wissenschaft offensichtlich nicht sehr traute.
    „Keine Psychologie? Gut, also keine Psychologie. Favereau war ziemlich blöd, noch blöder als die dummen Gänschen, die kleinen Mädchen ohne Geld…“
    „Zur Sache“, ermahnte mich der Kommissar ungeduldig.
    „Sofort. Julien Favereau pumpt Janine Baga schamlos an. Bis zu dem Tag, an dem sie das Spiel des Spielers nicht mehr mitspielt. Es bleibt nur noch die Lebensversicherung. Gerade dreht das Paar einen gemeinsamen Film, der sich wie kein zweiter für eine kinogerechte Inszenierung anbietet. Favereau schickt sich selbst einen Drohbrief, der seine Befürchtungen und die daraus folgenden Vorsichtsmaßnahmen rechtfertigen soll. Lassen Sie den Brief untersuchen, und ich will mich vom Teufel persönlich k.o. schlagen lassen, wenn ich mich irre. Die Handschrift ist
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