Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Apokalypse auf Cythera

Apokalypse auf Cythera

Titel: Apokalypse auf Cythera
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
spät merken, daß Konna nicht schlief, sondern überwältigt worden war.
    »Ich muß an Land!« sagte er laut.
    Er machte einen kurzen, schnellen Rundgang durch das Boot. Es war neu und hochmodern. Alles glänzte vor Sauberkeit; der Hydrobiologe schien ein gründlicher Mann zu sein und ein geübter Bootsfahrer. Im Vorbeigehen schaltete Stapen den Fernseher ein und löste am Funkgerät einige wichtige Verbindungen. Jetzt konnte das Boot empfangen, aber nicht senden.
    Während Stapen fast unbewußt registrierte, was die Sprecherin aus dem Fernsehgerät sagte – es waren die dritten Nachrichten dieses Tages –, verpackte er sämtliche Teile seiner Ausrüstung in einen wasserdichten Sack, den er aus einer Gürteltasche holte. Diese Taschen leerte er aus und legte die Gegenstände sorgfältig neben sich auf die gepolsterte Bank. Er verschnürte den Sack, verklebte ihn und warf ihn in eine Ecke. Dann stieg er wieder hinunter und suchte ein paar Kleidungsstücke zusammen, von denen er annehmen konnte, daß sie wenig auffällig waren. Ein Paar Stiefel, die aus einer kräftigen Art von Leinen zu sein schienen, lange Hosen von gutem Zuschnitt, einen Gürtel aus echtem Leder, ein Hemd und eine Jacke. Minuten später stutzte er zum zweitenmal: auch die Sprecherin im Fernsehen und viele Personen, die auf der Mattscheibe erschienen, besaßen auffällige Farbmusterungen. Eine verrückte Mode! Er fand irgendwelche Tinkturen und begann in der kleinen Toilette des Schiffes, sich einen senkrechten Streifen zu schminken, der von der Stirn bis zur Mitte der Brust verlief, dunkelgrau war und über dem Nabel in zwei Spitzen auslief.
    Sekunden später hielt er die Brieftasche Konnas in der Hand und blätterte in ihr.
    Die üblichen Ausweise, Lichtbilder, eine kleine Kartei in einem dicken Stück Plastik, die Namen und Nummern herunterschnurrte, wenn man den Knopf drückte. Und eine lange, schmale Karte aus Plastik, mit eingewebtem Metallstreifen und einer unnachahmlichen Musterung. Die persönlichen Daten Konnas waren eingestanzt. Die Karte selbst besaß eine Vielzahl verschiedener Felder, in denen Zahlen sichtbar wurden.
    »Der höchste Wert kann eine Million weniger eins sein, also sechs Stellen!« sagte sich Stapen. Die Karte schien wichtig zu sein. Er steckte sie zusammen mit der Brieftasche ein.
    Er wusch den Weinbecher aus, wischte ihn ab und verstaute ihn vorsichtig. Dann vernichtete er sämtliche Spuren, die er hinterlassen hatte. Schließlich, gegen Mittag, war er fertig und kletterte hinunter ins Dingi. Die Maschine funktionierte auf den ersten Schalterdruck und bewegte den herkömmlichen Antrieb. Stapen fuhr schnell zu der kleinen Insel und befestigte den Sack mit der lebensnotwendigen Ausrüstung in einer Spalte.
    Ein letzter Blick in den Spiegel: sein helles Haar kontrastierte gut zu dem dunkelgrauen Streifen. Er nahm Kurs auf die Stelle des Festlands, an der nach seinen Informationen der Hafen liegen mußte.
    Etwa eine Stunde später sah er die Anlage deutlich. Er war abermals verblüfft.
    Die Felsen wichen nach allen Seiten zurück und gaben, als das kleine Boot die Einfahrt passierte, den Blick frei auf eine amphitheatralisch angelegte Szene. Wie die Rande eines Auditoriums zogen sich Streifen von kleinen, zierlichen Bauten und Grüngürtel rund um den Hafen. Direkt über der Mole, die ein offenes Viereck bildete, gab es einen Platz, von großen Bäumen überschattet. Die Fassaden der Häuser trugen geschwungene Aufschriften. Aushängeschilder und viereckige Sonnensegel schaukelten über Stühlen und Tischen. Stapen suchte einen Anlegeplatz, an dem nicht jeder sofort das Boot sehen konnte und vergewisserte sich, daß seine beiden Waffen griffbereit waren.
    Dann steuerte er neben zwei Jachten, die verlassen aussahen und belegte das Haltetau.
    »Es wird ernst!« sagte er leise und sprang an Land. Er setzte die dunkle Brille auf, die er Konna Pander abgenommen hatte und ging auf die kleine Bar zu, die einen verschlafenen Eindruck machte.
    Er setzte sich bequem in einen geflochtenen Sessel, streckte die Beine aus und lehnte sich gegen die Mauer. Er zündete sich eine von Konnas Zigaretten an und wartete.
    Die Atmosphäre begann ihn zu beeinflussen. Dieser Ort hier wirkte keineswegs wie ein Platz, über den eine atomare Apokalypse hinweggezogen war und nichts als leblose und glühende Felsen hinterlassen hatte. Eine Bewegung rechts von ihm; er kontrollierte seine Reaktion und griff nicht zur Waffe, aber jeder Muskel blieb
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher