Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Apocalyptica

Apocalyptica

Titel: Apocalyptica
Autoren: Oliver Graute
Vom Netzwerk:
Susat ein, bevor Midael Gelegenheit bekam, die Vorgänge um die Machtübernahme seines ersten Engels näher zu hinterfragen.
    „Vor dem Eintreffen Eurer Engel hätte ich uns noch weniger als eine Stunde bis zur vollständigen Auslöschung gegeben. Jetzt … wer weiß. Es steht schlecht.“
    „Eine höfliche Art zu erklären, dass wir verloren haben, Nariel“, die Em fletschte die Zähne zu einem resignierten Lächeln.
    „Verzeiht, hochehrwürdige Em, ich bin nur realistisch.“
    „Sicher. Die Scharen scheinen nicht mehr in Formation zu fliegen.“
    „Nein, Herrin, es starben in zu kurzer Zeit zu viele, um sich neu zu formieren. Jetzt tut jeder, was er kann, um seinen Teil beizutragen.“
    Alle schwiegen. Mit einem hässlichen Kreischen barst die Flugplattform, auf der sich Myriel und der erste Engel befanden, und zerschellte in einer gewaltigen Detonation, die selbst die gigantische Traumsaatkreatur, die sie zum Absturz gebracht hatte, in Fetzen riss, auf den Felsen vor der Küste.
    Mit einem scharfen Knall zerriss das Band zwischen Midael und seiner Engelsschwester in seinem Kopf, und übrig blieb nur Leere. Der Samaelit schloss die Augen.
    Als er sie wieder öffnete, hatte Nariel sie wieder verlassen. Midael konnte noch erkennen, wie der gewandte Engel seinen urielitischen Langbogen spannte und einer drei Meter großen Verderberlibelle einen grüngefiederten Pfeil zwischen die Augen schoss, dann verschmolz der Engel wieder mit der bunten Masse aus Gewalt und Zerstörung.
    Die Gabrieliten wüteten wie Berserker unter den Dämonen des Widersachers. Ihre Flammenschwerter zeichneten grelle Muster in den Himmel, und wo sie auftauchten, folgte ihnen der Tod mit Siebenmeilenstiefeln. Wie Derwische hackten, stachen und brannten sie sich ihren Weg ins Zentrum der Schlacht. Wann immer einer der Ihren fiel, wurde die Formation durch einen anderen Engel aufgefüllt. Midael staunte, als er seine Geschwister so sah. Nach seiner Rückkehr von Korsika hatte er viele Gabrieliten kennengelernt und für sich beschlossen, dass die meisten von ihnen arrogante, ungehobelte Schlächter waren. Doch dies war ihr Element. Im Angesicht des Krieges verwandelten sich die schwarzen Todesengel zu Meistern ihrer Kunst. Dennoch, auf einen der Ihren kamen Tausende der dämonischen Brut, und selbst wenn die Gabrieliten mit der Tapferkeit und Wildheit von zehn kämpften, waren sie den Horden des Herrn der Fliegen haushoch unterlegen. Nariel hatte recht gehabt. Sie konnten nicht gewinnen.
    Auf einen Wink Em Susats steuerte Haakon von Melhus ihre Flugplattform näher ans Geschehen heran. Aus dem Osten trafen immer neue Kontingente Templer ein, ein klares Zeichen, dass die Schlacht verfrüht begonnen hatte. Die Bodentruppen hatten keine Chance gehabt, sich auf den Kampf vorzubereiten. Jetzt wurden sie von den Spähtrupps der Traumsaat schon vor ihrem Eintreffen in Stücke gerissen. Die Apocalypse war in vollem Gange.
    Beim Herannahen der Flugplattform an das Epizentrum der tobenden Schlacht lösten sich sofort einige Dämonen aus der finsteren Masse scharfer Fangzähne und reißender Gliedmaßen und steuerten auf das plötzlich sehr zerbrechlich wirkende schwebende Luftgefährt zu. Die Gabrielis-Templer auf Deck richteten umgehend ihre Waffen neu aus und feuerten unter ohrenbetäubendem Lärm in die Menge der Gegner. Midael zog seine Samaelis-Sichel und suchte nach einem sicheren Stand, während Em Susat ein breites Rottschwert aus der Scheide riss und in der Linken plötzlich eine schlanke kurzläufige Schusswaffe hielt. Gemeinsam warteten sie das Eintreffen des Feindes ab. Doch nichts dergleichen geschah.

    Die Stimme des Knaben schmerzt wie zerspringendes Glas in Lâles Kopf. Nichts auf dieser Welt hat eine solche Stimme oder sollte sie haben. Mit aufkeimender Panik sieht die Frau ihre Tochter, wie sie sich einen Weg durch die Engel des Herrn bahnt und zu dem Jüngling schreitet wie ein Opferlamm zum Altar. Die Insektenbrut hüllt sie ein, und Lâle streckt die Hände nach ihrer Tochter aus. Sie will sie beschützen, sie nicht verlieren. Nicht noch einmal. Mit einem Schrei löst Lâle sich aus ihrer Starre, wirft alle Angst über Bord und trotzt den Mächten um sie. Die Stimme in ihrem Kopf vermag sie nicht länger aufzuhalten. Schawâ ist ihr einziges Ziel.
    Die Brut umschließt auch sie, doch sie lässt sich nicht vom Weg abbringen. Die Fliegen dringen ihr in Mund und Nase, versuchen, in ihre Augen zu gelangen. Lâle hustet und strauchelt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher