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Apartment in Manhattan

Apartment in Manhattan

Titel: Apartment in Manhattan
Autoren: Wendy Markham
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ich schmeichelhaft bis zu dem Moment, wo ich ihm meinen Namen sage und er mich noch immer nicht kennt. Dann fällt mir ein, dass er sich nie die Mühe gemacht hat, sich meinen Namen zu merken. Ich schätze, ich war für ihn immer unsichtbar.
    James ruft in Wills Apartment an, sagt meinen Namen, bekommt das Okay von Will und lässt mich vorbei.
    Ich steige in den wohl bekannten Aufzug, drücke den Knopf. Ich betrachte mein Spiegelbild, und es ist mir egal, dass es hier wahrscheinlich Überwachungskameras gibt, die jede meiner Bewegungen aufzeichnen. Ich sehe verdammt gut aus.
    Will steht nicht vor der Wohnungstür und hält nach mir Ausschau, wie Buckley es immer tut.
    Also klopfe ich, genauso wie mein Herz. Mir ist schlecht. Ich bin ein einziges Nervenwrack. So viel zum Thema Wein. Das Einzige, was der Alkohol bewirkt hat ist, dass ich ein dringendes Bedürfnis verspüre, auf die Toilette zu gehen.
    Obwohl Will durch James weiß, dass ich auf meinem Weg nach oben bin, dauert es eine gute Minute, bis er die Tür öffnet.
    Ich bin nicht überrascht.
    Ich erlaube es mir auch nicht, es als Zeichen anzusehen.
    Denn als Will die Tür öffnet, sieht er großartig aus. Gebräunt, fit, gesund, mit hellen Strähnen in seinem sonnengebleichten Haar. Er trägt Shorts und ein cremeweißes Poloshirt.
    Aber ich sehe auch großartig aus, rede ich mir ein.
    Er betrachtete mich. Es fällt ihm auf. Nun, wie könnte es auch anders sein?
    „Du hast abgenommen“, kommentiert er mein Aussehen.
    „Ja.“ Etwa zwanzig Kilo.
    „Du siehst gut aus.“
    Gut.
    Nicht schön.
    Nicht mal großartig.
    Ich bin schon wieder stinksauer auf ihn.
    „Komm rein.“ Er hält die Tür auf.
    Wir umarmen uns nicht.
    Ich drücke mich an ihm vorbei.
    Das tut weh.
    Ich habe erwartet, dass es schmerzhaft wird, aber ich habe unterschätzt,
wie
schmerzhaft.
    Es ist die reinste Qual, in diesem so bekannten Apartment zu sein, wissend, dass es das letzte Mal sein könnte. Das letzte Mal, dass ich ihn sehe.
    „Ich habe uns Drinks gemixt“, sagt Will.
    „Hast du?“
    Vielleicht täusche ich mich.
    Vielleicht hat er ja einen romantischen Abend geplant.
    Er nickt. „Gin Tonic. Du magst doch Gin Tonic, oder?“
    „Ja.“
    Er geht in den Küchenbereich, nimmt zwei Gläser von der Theke und reicht mir eins. Ich nippe sofort daran.
    Dann stelle ich das Glas auf den Tisch. „Ich muss mal schnell auf die Toilette.“
    „Du weißt ja, wo sie ist.“
    Ja. Ich weiß, wo sie ist. Ich weiß sogar, wo alles ist. Und alles ist noch so, wie damals, als ich gegangen bin. Nerissa hat nichts verändert. Sie hat es ihm nicht schwer gemacht zurückzukommen. Sie gibt ihm keinen Grund, auszuziehen.
    Mit mir zusammenzuziehen.
    Nicht, dass das jetzt auch nur im Bereich des Möglichen liegt, nach allem, was geschehen ist.
    Aber trotzdem …
    Ich gehe ins Badezimmer.
    Ich wasche meine Hände.
    Ich starre mein Gesicht im Spiegel an.
    Ich erinnere mich selbst daran, dass ich hier bin, um Will in den Hintern zu treten.
    Ich erinnere mich selbst daran, dass ich jedem versprochen habe, ihm in den Hintern zu treten.
    Doch für den Fall, dass ich beschließe, vorher mit ihm zu schlafen, ist das ganz allein meine Sache. Niemand muss es je erfahren.
    Die Wahrheit ist, ich fühle mich noch immer mächtig zu Will hingezogen. Trotz allem.
    Und ich kann nicht umhin, mich zu fragen, ob ich mich vielleicht in ihm getäuscht habe.
    Vielleicht hat er mich nicht betrogen. Vielleicht habe ich mir das nur eingebildet, weil ich so unsicher war. Vielleicht habe ich einfach Dinge in unsere Beziehung hineingedeutet – und in Wills Beziehung zu anderen Frauen –, die gar nicht da waren. Vielleicht habe ich ihn zu Unrecht verdächtigt.
    Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr Sinn ergibt das.
    Es scheint auch sinnvoll zu sein, ihm noch eine zweite Chance zuzugestehen, wenn er mich darum bittet.
    Ich verlasse das Badezimmer.
    Nehme wieder mein Getränk in die Hand.
    „Setz dich doch“, sagt Will von der Couch aus. Er klopft auf das Polster neben sich. Nicht zu nah, wie ich feststelle.
    Ich setze mich.
    Nicht zu nah.
    Wir schlürfen unsere Getränke.
    „Es tut mir Leid.“
    Man würde natürlich unter diesen Umständen vermuten, dass Will das sagt.
    Aber dann würde man sich schwer irren.
    Denn ich bin es, die das sagt.
    Ich sage zu Will: „Es tut mir Leid.“
    Will sieht mich an.
    Man sollte meinen, dass er von meiner Entschuldigung überrascht ist.
    Man könnte sogar erwarten, dass er sie mit einer
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