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Apartment in Manhattan

Apartment in Manhattan

Titel: Apartment in Manhattan
Autoren: Wendy Markham
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Tatsache, dass unsere Trennung vollzogen scheint.
    Ich drücke mich so aus, weil Will nicht angerufen hat.
    Nicht ein einziges Mal.
    Von allen Vorstellungen, die ich hatte, war das für mich die unwahrscheinlichste … und vielleicht die unangenehmste, auch wenn alle anderen Alternativen auch nicht wirklich reizvoll waren.
    Aber das …
    Dieses Schweigen …
    Es ist qualvoll.
    Und ich kann nichts dagegen tun.
    Nichts.
    Aber warten Sie.
    Warten Sie.
    Warten Sie.

21. KAPITEL
    E s ist 36 Grad heiß und der Dienstag nach Labour Day. Die Stadt befindet sich noch immer inmitten einer Hitzewelle, die seit Wochen nicht nachlassen will. Drückende Hitze liegt über allen Straßen. Ich würde für einen Ventilator zur Mörderin werden. Ich habe sogar letzte Woche Geld von meinem Sparbuch abgehoben, um einen zu kaufen, musste dann aber leider feststellen, dass alle ausverkauft sind. In sämtlichen Läden.
    Jetzt, nach einem faden Abendessen aus gedünstetem Brokkoli mit geschmolzenem fettfreiem Cheddar-Käse, sitze ich auf der Couch, in Schweiß gebadet, und esse mein Dessert – einen fettfreien Zitronenjoghurt, der so ü
berhaupt nicht
cremig ist, obwohl die Firma das Gegenteil verspricht.
    Während ich eine Boulevard-Sendung ansehe, in der mal wieder irgendein geschniegelter, betrügerischer Hollywoodstar auseinander genommen wird, der mich an Will erinnert, versuche ich gleichzeitig
Gullivers Reisen
zu lesen und Vergnügen daran zu empfinden.
    In den letzten Tagen erinnert mich alles an Will.
    Das Telefon klingelt.
    Alles erinnert mich in den letzten Tagen an Will, außer das Klingeln eines Telefons.
    Ich bin an dem Punkt angelangt, wo ich nicht mehr denke, dass er es sein könnte.
    Ich stelle den Fernseher leiser, markiere die Seite in
Gulliver
, bei der ich angekommen bin, und frage mich zugleich, ob ich jemals diese verdammten Liliputaner hinter mich bringe und ob die Geschichte irgendwann mal spannend wird.
    Ich nehme den Hörer ab.
    „Hallo?“ Ich wische mir Schweiß von der Nase.
    Stille am anderen Ende.
    Was bedeutet, dass das nur wieder so ein Anruf einer Telefonmarketing-Firma ist.
    Meine schwarze Stimmung wird noch schwärzer.
    Aber die Stimme, die ich dann plötzlich höre, gehört keinem Computer.
    Sie gehört Will.
    Und alles, was diese Stimme sagt, ist mein Name. Zögernd.
    Und alles, was ich als Antwort sage, ist sein Name. Ungläubig.
    Jetzt ist er wieder dran.
    „Tut mir Leid, dass ich nicht angerufen habe“, sagt er höflich.
    Das meine ich Ernst.
    Das ist es, was er sagt.
    Nach drei Jahren Beziehung und einem Sommer Trennung …
    Nach einem flüchtigen Treffen, das damit geendet hat, dass er mich bat, mit dem Bus dorthin zurückzufahren, wo ich hergekommen bin, oder was immer er genau gesagt hat …
    Nachdem er sich geweigert hat, den erwarteten Anruf zu tätigen, um sich wenigstens offiziell von mir zu trennen …
    … ist es das, was er sagt.
    Höflich.
    „Es tut dir Leid, dass du nicht angerufen hast?“ wiederhole ich.
    „Wir müssen uns unterhalten.“
    Meint er das Ernst?
    Am liebsten würde ich ihm eine reinhauen, aber das geht ja nicht.
    „Ich bin vergangene Nacht nach New York zurückgekommen. Kannst du zu mir kommen, damit wir reden können?“
    „Jetzt?“
    „Nein. Morgen.“
    „Ich muss arbeiten“, sage ich in zickigem Ton, den ich nur für egoistische Schauspieler reserviert habe, die nicht akzeptieren können, dass normale Leute von neun bis fünf zu arbeiten haben, und die ihre Freundinnen verlassen, während sie an einem Sommertheater spielen.
    „Morgen Abend dann?“ fragt Will.
    Nein.
    Nicht morgen Abend.
    Niemals.
    Es ist vorbei.
    Das ist es, was ich antworten sollte.
    Und das ist, was ich sage:
    „Okay.“
    „Kannst du um sieben hier sein?“
    „Okay.“ Verdammt, geht das schon wieder los!
    „Sehr gut.“ Will atmet aus, und mir wird klar, dass er womöglich die ganze Zeit den Atem angehalten hat.
    Das sollte tröstlich sein, ist es aber nicht, weil ich ebenfalls den Atem angehalten habe. Die ganze Zeit, seit wir telefonieren …
    Und von dem Augenblick an, wo ich vor fast sechs Wochen North Mannfield verlassen habe.
    „Dann bis morgen.“ Ich lege auf. Ich atme aus.
    Ich zünde mir zitternd eine Zigarette an.
    Ich wähle Buckleys Nummer.
    „Was gibt’s jetzt?“ fragt er, als er hört, dass ich es bin. Wir haben erst vor einer halben Stunde unser allnächtliches Telefonat beendet.
    „Will hat angerufen“, krächze ich.
    „Will
hat angerufen?“
    „Er will,
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