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Apartment in Manhattan

Apartment in Manhattan

Titel: Apartment in Manhattan
Autoren: Wendy Markham
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dem Handrücken, wie ich es schon seit so vielen Stunden tue, und sehe zufällig, dass meine Hände schwarz von Maskara und Eyeliner sind.
    Okay.
    Bestimmt sehe ich in diesem Moment aus wie Marilyn Manson. Trotz meines hysterischen Schmerzes begreife ich, dass es keine gute Idee wäre, so nach North Mannfield zu fahren, um Wills Liebe zurückzugewinnen. Dass es sogar eine schlechte Idee wäre.
    Was ich jetzt brauche, ist noch eine Zigarette.
    Eine Zigarette und einen starken Drink.
    Eine Zigarette, einen starken Drink und einen Zufluchtsort.
    Eine Zigarette, einen starken Drink, einen Zufluchtsort und eine Schulter zum Ausheulen.
    Ich brauche eine Zigarette, einen starken Drink, einen Zufluchtsort, eine Schulter zum Ausheulen und …
    Einen goldenen Ring.
    Nein.
    Das ist nicht witzig, nicht einmal auf diese bittere, dunkle, ironische Weise. Aber …
    Ein goldener Ring.
    Das wäre schön.
    Und die Chancen, jemals von Will einen goldenen Ring zu bekommen, sind ziemlich gering.
    Okay, nicht existent.
    Aber das hast du gewusst, Tracey. Du hast es von Anfang an gewusst.
    Komm schon, Tracey …
    Hast du es nicht gewusst?
    Ich laufe weiter.
    Uptown.
    Weil das vielleicht doch noch nicht das Ende ist.
    Vielleicht ist es nur eine Kreuzung.
    Was bedeutet, es gibt einen Weg, den ich wählen kann …
    Und ich habe ihn gewählt.
    Vielleicht ist das, was ich jetzt wirklich brauche …
    Zusätzlich zu einer Zigarette, einem starken Drink, einem Zufluchtsort, einer Schulter zum Ausheulen und einem goldenen Ring …
    Buckley O’Hanlon.
    Selbst wenn Kate oder Raphael an diesem Wochenende Zeit hätten, was ziemlich unwahrscheinlich ist, jetzt, wo Billy und Wade aufgetaucht sind, ich wäre nicht in der Laune, mir all diese
Das-habe-ich-doch-gleich-gesagt,-ohneihn-bist-du-besser-dran
oder
Hey,-sollte-das-keine-wasserfeste-Maskara-sein?
-Kommentare anzuhören.
    Buckley wird mich trösten, ohne zu viele Fragen zu stellen oder Ratschläge zu erteilen. Im Gegensatz zu Kate wird er nicht so viel reden. Er wird auf seine ruhige Männerart zuhören – ein Talent, das Raphael trotz seines Geschlechts leider nicht besitzt.
    Buckley wird mich rauchen und trinken und weinen lassen, und irgendwann wird es mir besser gehen.
    Das alles weiß ich irgendwie instinktiv, auch wenn er erst seit kurzem mein Freund ist.
    Als ich bei Buckleys Apartment ankomme, fällt mir ein, dass ich vielleicht vorher hätte anrufen sollen.
    Ich drücke auf die Klingel neben seinem Namen und warte.
    Dann schreit Buckley durch die halb kaputte Sprechanlage eine einzige, unverständliche Silbe.
    Ist er schlecht gelaunt? Oder hört sich das nur durch die Sprechanlage so an?
    Ich zögere lange genug, um zu erkennen, dass ich zu alt bin für Klingelstreiche. Ich sage: „Ich bin’s, Tracey.“
    Der Türöffner summt.
    Ich laufe durch die dunkle, schäbige Eingangshalle und steige die Treppe hinauf. Im dritten Stock stinkt es nach altem Gemüse. Offenbar macht irgendjemand unter diesem Dach gerade die Kohlsuppen-Diät. In einem Gebäude wie dem von Will kommen die Küchengerüche meistens nicht unter den Türen durch. Aber Buckleys Haus ist nur wenig schöner als meines, und er kann wie ich wahrscheinlich immer sagen, was die Nachbarn gerade zu Abend essen.
    Als ich Buckleys Stockwerk erreiche, streckt er schon seinen Kopf durch den Türspalt und wartet auf mich.
    Er sieht zerknittert aus, trägt Shorts, die zu peinlich sind, um sie zu beschreiben, ein T-Shirt und Dreitagebart.
    „Tracey! Was machst du hier? Hast du wieder eine Panikattacke?“
    Ich schüttle den Kopf. Es ist wirklich seltsam, dass ich keine Panik-Attacke hatte. Nicht einmal auf der Heimfahrt. Ich streiche das aus meinen Gedanken, bevor mich doch noch eine verspätete Attacke treffen kann.
    „Bist du okay?“ fragt Buckley. „Mein Gott, sieh dich bloß an. Du siehst aus, als wärst du in den East River gefallen.“
    Als ich an seiner Türschwelle ankomme, will ich ihm sofort erzählen, was geschehen ist, lasse mich aber stattdessen einfach heulend in seine Arme fallen.
    Fünf Minuten später liege ich auf seinem Sofa und habe die ganze Geschichte ausgespuckt. Er hat eine Decke über mich gebreitet, mir einen Jack Daniels mit Eis eingeschenkt und eine Zigarette angezündet. „Ich wusste, wenn ich hierher komme, wirst du mir helfen“, schluchze ich. „ich wusste nicht, was ich sonst tun soll.“
    „Ich bin froh, dass du gekommen bist“, sagt Buckley und setzt sich mit einer Flasche Bier, die er offenbar
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