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Apartment in Manhattan

Apartment in Manhattan

Titel: Apartment in Manhattan
Autoren: Wendy Markham
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festgestellt habe, dass ich dir ein paar Fragen stellen muss, und dass ich dich bitte, mir ehrlich zu antworten.“
    Er zuckt nicht einmal zusammen.
    Ich frage mich, ob er überhaupt zuhört.
    Schnell spreche ich weiter: „Es ist nur so ein Gefühl, und vielleicht irre ich mich ja auch total. Ich meine, vielleicht liegt es ja an mir, an meiner Unsicherheit, an meiner Fantasie, aber ich muss es wissen … Will, bist du mir treu gewesen?“
    Jetzt
zuckt er zusammen.
    Er zuckt nicht nur zusammen, er wendet sich mir völlig außer sich zu. „
Was
? So etwas fragst du mich
jetzt
?“
    Ich explodiere umgehend. Meine bisher vorsichtig kontrollierte Stimme wird schrill und überschlägt sich: „Nun, wann soll ich dich denn sonst fragen? Du bist seit über einem Monat weg. Und du rufst nie an, also kann ich dich schlecht am Telefon fragen.“
    „Ich rufe
nie
an?“
    „Ein paar Mal, okay, mitten in der Nacht. Und das soll alles sein? Will, du bist nicht fair.“
    „Ich
bin nicht fair?“ Er lacht verbittert auf. „Du scheinst es gerade zu genießen, mich noch zu treten, wenn ich bereits am Boden liege, und
ich
bin nicht fair?“
    „Ich weiß, das ist jetzt nicht der beste Zeitpunkt. Und ich habe doch gesagt, dass es mir Leid tut wegen der gottverdammten Kritik. Aber Will, es ist mir wichtig.“
    „Tracey, in Moment ist in meinem Leben nichts wichtiger als das hier. Nichts.“
    „Mich eingeschlossen“, murmele ich, mein Magen dreht sich um.
    Er sagt nichts, hebt nur leicht sein Kinn und sieht mir in die Augen.
    „Bring mich zu der Pension“, rufe ich und spüre, dass die Tränen kommen.
    Er startet den Motor.
    Aber er bringt mich nicht zur Pension.
    Während ich heulend in dem Sitz kauere und blicklos aus dem Fenster starre, stelle ich erst als wir ankommen fest, dass er mich zur Bushaltestelle bringt und davor scharf abbremst.
    Ich starre ihn ungläubig an.
    „Geh einfach“, sagt er mit Ekel in der Stimme.
    „Du willst, dass ich gehe …?“
    „Sieht so aus, oder vielleicht nicht?“
    „Will …“
    Aber da ist nichts mehr zu sagen.
    Nichts mehr zu tun.
    Nichts, außer zu gehen.

19. KAPITEL
    A ls ich mit dem Bus in New York ankomme, regnet es. Donner, Blitz, sintflutartige Regenfälle – die ganze Palette.
    Ich steige in die Tiefen des Port Authority hinab und finde den feuchten, übel riechenden U-Bahnsteig voll gestopft mit gestrandeten Passagieren, aus dem Lautsprecher höre ich, wie eine plärrende Stimme unverständliche Ansagen macht.
    Automatisch renne ich wieder nach oben auf die Straße, nicht in der Lage, mein heulendes Ich und die riesige Reisetasche zwischen diese stinkende Menschenmasse zu quetschen.
    Selbst jetzt, nachdem ich fast einen Straßenblock gelaufen bin, fällt mir das Wetter kaum auf.
    In meinem Hirn tobt mein eigener Sturm, verschiedene
Hätte-ich-bloß-Nichts
wirbeln durcheinander, durchtränkt von heftigem Kummer.
    Aber als ich um die Ecke auf die Zweiundvierzigste Straße biege, wird auch mir klar, dass heute nicht gerade ein einladender Sommerabend ist.
    Die apokalyptische Realität: überströmender Rinnstein, Dampf steigt vom Teer auf, misstönender Verkehr staut sich in den halb überfluteten Straßen.
    Ich bin wie blind gelaufen, habe das Gepäck hinter mir her gezerrt und eine nasse Zigarette im Mund gehabt, die von den riesigen Wassermengen gelöscht wurde.
    Der Regen, der mein Haar und meine Klamotten durchweicht, vermischt sich mit meinen Tränen, die seit etwa drei Stunden ununterbrochen über meine Wangen laufen. Mein Kopf schmerzt fast so sehr wie meine Augen, meine Wangen fühlen sich rau an.
    Ich halte an einer Ecke und lasse die schwere Tasche vor mir in eine ekelhafte, warme, verpestete Pfütze fallen, das Wasser spritzt über meine flachen Sommerschuhe bis an meine nackten Fesseln.
    Das war es.
    Das ist das Ende.
    Ich kann nicht mehr weiter. Es ist mir egal, was jetzt als Nächstes geschieht. Wenn mich eines von diesen unberechenbaren gelben Taxis überfährt, dann wird das ein Segen sein.
    Weil Will mich nach Hause geschickt hat.
    Weil Will mich hasst.
    Weil es keinen Weg gibt, unsere Beziehung jetzt noch zu retten.
    Und das Problem ist …
    Es gibt zwei Probleme.
    Das erste, dass das Ganze unvermeidbar war.
    Das zweite, dass ich ihn noch immer will.
    Ich will ihn so sehr, dass ich einen wahnsinnigen Augenblick lang darüber nachdenke, zurück zum Port Authority zu gehen, den nächsten Bus zu nehmen und mit ihm zu sprechen.
    Ich reibe mir die nassen Augen mit
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