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Apartment in Manhattan

Apartment in Manhattan

Titel: Apartment in Manhattan
Autoren: Wendy Markham
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mir immer wieder, dass ich nicht sterben werde. Und als die Panikattacke vorbeigeht, durchwühle ich meine Tasche nach der Telefonnummer von Buckleys Therapeutin.
    Bevor ich es mir anders überlegen kann, stöpsele ich den Telefonstecker ein und wähle auch schon ihre Nummer.
    „Hallo, Sie wurden mir von einem früheren Patienten, Buckley O’Hanlon empfohlen“, sage ich der Sprechstundengehilfin. „Ich würde gerne einen Termin vereinbaren.“
    Ich warte darauf, dass sie fragt, um was es geht.
    Ich bin mir nicht sicher, was ich antworten werde.
    Aber sie fragt mich nicht, um was es geht.
    Sie sagt mir, dass ein Patient für morgen einen Termin abgesagt hat, und fragt, ob ich einspringen will.
    Ich antworte mit Ja.
    Ich lege auf.
    Ich fühle mich besser.
    Gut genug, um unter die Dusche zu gehen.
    Als das Telefon klingelt, springe ich heraus.
    Ich schaue auf das Display, weil ich Angst habe, es könnte Will sein.
    Doch er ist es nicht.
    „Tracey? Lebst du noch? Ich habe die ganze Nacht auf dich gewartet. Immer, wenn ich dich angerufen habe, bekam ich nur das Besetztzeichen. Ruf mich an. Ich mache mir Sorgen um dich.“
    Ich werde Buckley anrufen.
    Später.
    Das Telefon läutet erneut, als ich in meine neuen Jeans steige und ein schwarzes Sweatshirt anziehe, das letzten Winter sehr bequem war. Jetzt ist es zu groß. Viel zu groß. Ich brauche neue Klamotten.
    Ich starre wieder auf das Display, wieder aus Angst, es könnte Will sein.
    Aber er ist es nicht.
    „Tracey? Ich bin’s, Brenda. Ich bin im Büro. Hast du gestern wirklich gekündigt? Bitte melde dich. Ich mache mir Sorgen um dich.“
    Ich werde Brenda anrufen.
    Und Milos.
    Später.
    Ich werde Brenda die ganze pikante Geschichte meiner Kündigung erzählen.
    Ich werde Milos sagen, dass ich ab jetzt immer Zeit für Catering-Jobs habe. Vielleicht will ich nicht den Rest meines Lebens damit verbringen, fremden Menschen Canapés zu servieren, aber zumindest kann ich so meinen Lebensunterhalt verdienen. Und vielleicht eröffne ich ja eines Tages meinen eigenen Partyservice. Wer weiß? Im Augenblick aber will ich nur ausreichend Geld verdienen, um meine Miete und meine Rechnungen zahlen zu können.
    Oh, und die neuen Kleider, die ich brauche.
    Da fällt mir ein: Ich muss ja noch wo hin.
    Ich schnappe meine Tasche und renne aus dem Apartment, ohne mich um das Telefon zu kümmern, das zweifellos wieder und wieder klingeln wird, und keiner der Anrufer wird Will sein.
    Ich trete auf die Straße, die Sonne scheint.
    Geht’s mir gut?
    Ich setze die Sonnenbrille auf.
    Eine kühle Brise fährt durch die Blätter des einsamen Baumes vor meinem Gebäude. Ich schaue auf und erwarte beinahe, dass die Blätter über Nacht gelb geworden sind. Noch sind sie nicht in schillerndes Rot und Orange und Gold getaucht.
    Doch bald werden sie es sein.
    Geht’s mir gut?
    Ich laufe die Straße hinunter.
    Dann stehe ich vor dem Schaufenster einer kleinen Boutique. Die Schaufensterpuppen tragen teure, figurbetonte bunte Pullis. Der letzte Schrei für den Herbst, wie Raphael sagte.
    Ich trete ein.
    Fünf Minuten später komme ich wieder heraus.
    Ich trage einen teuren, figurbetonten farbigen Pulli.
    Er ist rot. Ich trage rot.
    In meiner Einkaufstasche befinden sich zwei weitere Pullover. Einer ist gelb. Der andere orange.
    Ich möchte nach Hause gehen und Raphael anrufen. Ich will ihm von den Pullovern erzählen.
    Und von Will.
    Ich möchte auch mit Buckley sprechen.
    Aber bevor ich nach Hause gehen kann, muss ich noch etwas anderes tun.
    Ich laufe zu dem Möbelgeschäft, vor dem ich im Juni stand. Die großen Eröffnungsschilder sind verschwunden, aber das riesige Eichenholzbett, das wie ein Schlitten geformt ist, steht noch immer im Schaufenster, die sommerlichen Bettbezüge sind fort, jetzt sind sie aus Flanell.
    Ich denke darüber nach, dass ich keinen Job habe.
    Ich denke darüber nach, dass ich Will nicht mehr habe.
    Ich denke darüber nach, dass ich kein Bett habe.
    Ich habe nur einen Futon.
    Und ein Sparbuch.
    Geht’s mir gut?
    Ich betrete den Laden.
    Als ich eine Viertelstunde später wieder herauskomme, habe ich noch immer keinen Job.
    Habe ich Will noch immer nicht.
    Und auch kein Sparbuch mehr.
    Aber ich habe ein Bett.
    Ein großes Eichenbett.
    Es wird am Samstag geliefert.
    Mir geht’s gut.
    Wirklich.
    Mir geht’s gut.
    Die Einkaufstüten und meine große schwarze Tasche sind schwer.
    Ich verlagere das Gewicht.
    Ich laufe los.
    Mir geht’s noch immer gut.
    An der Ecke ziehe
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