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Antiheld (German Edition)

Antiheld (German Edition)

Titel: Antiheld (German Edition)
Autoren: Stiff Chainey
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du holst dir einfach etwas?»
    Und während sie spricht, greift sie bereits nach ihrer Handtasche. Irgendwie sieht sie gefickt aus. Mich beschleicht der leise Verdacht, dass ihr wichtiger Termin circa zwanzig Zentimeter lang gewesen ist.
    «Kein Problem!», antworte ich und lächle besänftigt.
    Sie quält sich ebenfalls zu einem Lächeln und greift in ihr Portemonnaie. Als ich aufstehe, um mir die Kohle abzuholen, sieht sie erschrocken an mir herunter.
    «Was ist denn mit deinen neuen Schuhen los?»
    Ich sehe auf die Sneaker, an denen immer noch das Blut von dem Wichser im Zug klebt. «Keine Ahnung, irgendein Scheiß von der Straße. Ich mach es gleich sauber!»
    «Denk aber bitte daran. Wenn das dein Vater sieht, flippt er wieder aus», belehrt sie mich und drückt mir einen Zwanziger in die Hand.
    «Danke!»
    «Und bitte hol dir nicht wieder dieses fettige Fast Food!», ruft sie mir hinterher, doch ich bin schon aus der Tür.

    «Was willst du zocken?»
    Andor sieht zuerst auf den Tisch mit den Konsolen und dann zu mir.
    «Vor dem Zocken will ich erst mal einen rauchen! Ich hab die Kohle von meiner Alten in gutes Gras von Wolfgang angelegt»
    «Cool!»
    Als ich das Dope auspacken will, klopft es an der Zimmertür.
    «Kann ich dich einen Moment sprechen?»
    Andors Vater.
    «Scheiße, du störst! Was ist so wichtig?», keift Andor und verdreht die Augen.
    «Nur ganz kurz!», antwortet sein Vater mit einer Stimme, die durch die Tür kaum wahrzunehmen ist.
    «Zwei Minuten!»

    Kaum hat er das Zimmer verlassen, setze ich mich vor den Laptop und suche nach den neuen Videos. Ich weiß, dass er es nicht mag, wenn man ungefragt an seinem Rechner rummacht, aber ich muss das Video jetzt sehen. Im Ordner Eigene Videos finde ich neben Skate-Videos aus dem Pool eine WMV-Datei mit dem Titel Plattmachen. Das ist es.
    Zuerst nur verwackelte Bilder, dann tauchen unsere Visagen auf. Es ist ziemlich dunkel, wir sind in der Bahn Richtung Innenstadt unterwegs. Endlich: die kleinen Hurensöhne in ihren gebügelten Hilfiger -Klamotten. Auf dem Video sieht man schön ihre verdutzten Gesichter. Die haben nicht mal Zeit, das Maul aufzumachen und nach Mama zu schreien. Ich sprühe CS-Gas und Andor schlägt blutige Reißverschlüsse in ihre Fressen.
    Die Tür geht auf. «Was war los?»
    «Ach!», sagt er und macht eine abfällige Handbewegung. «Fotzenkopf Hillemann hat bei meinem Vater angerufen!»
    «Und? Was wollte der Hurensohn?»
    «Er hat meinen Alten gefragt, ob es bei uns normal wäre, Rosenberg zu zitieren!»
    Ich muss lachen. «Da hat dieser Schwachkopf aber die Hosen runtergelassen.»
    Andor runzelt die Stirn. «Dieser Wichser hat doch nur mitbekommen, dass es ein Zitat von Rosenberg ist, weil es ihm diese Antifa-Fotze Bibby gesteckt hat. Diese Dreckshure!»
    «Und dein Alter?»
    «Der hat ihm gesagt, dass er sich solche Unterstellungen verbittet. In seiner Familie hege man keinerlei nationalsozialistisches Gedankengut!»
    Er nimmt einen fein säuberlich zusammengehefteten Stapel beschriebener Blätter vom Schreibtisch und wedelt damit. «Ich habe Hillemann hoch und heilig versprochen, nicht noch mal so zu provozieren. Im nächsten Kurs lese ich also eine harmlose Kurzgeschichte!», sagt er und grinst maliziös.
    «Vielleicht solltest du etwas vorsichtiger sein …»
    «Warum? Wie meinst du das?»
    «Hillemann wird dich beim nächsten Mal garantiert kicken.»
    «Das traut er sich niemals, dieser kleine Mongo!», erwidert er und ballt eine Faust.
    «Ich würd nicht drauf wetten. Nach der Nazi-Story hat er die gesamte Schulleitung hinter sich, unterschätz das nicht!»
    «Du weißt», beginnt er das Zitat, «ich werde niemals den Anspruch haben, ein Abgott der Menge zu sein. Die Menge liebt den, der sie amüsiert und ihr dient. Aber um sie zu unterhalten, muss man sie lieben. Ich liebe niemanden, am allerwenigsten die Menge.»
    «Deine Zitierwut wird dir nichts nützen, wenn sie dich kurz vor den Prüfungen raushauen. Sei nicht schwachsinnig. Hillemann können wir echt anders fertigmachen.»
    Er schüttelt den Kopf. «Es muss vor der ganzen Klasse sein. Ich will ihn nicht nur fertigmachen, sondern demütigen! »
    «Was ist los mit dir, Mann?», frage ich und spiele gedankenverloren mit dem Controller der Playstation .
    Für einen Augenblick sieht er mich schwer atmend an und zuckt dann mit den Achseln. « Pass mal auf », sagt er und setzt sich an den Laptop. «Hab ich mit dem Aurora gemacht. Die Qualität ist echt der
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