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Antiheld (German Edition)

Antiheld (German Edition)

Titel: Antiheld (German Edition)
Autoren: Stiff Chainey
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Mund. Nach einigen äußerst exaltierten Kaubewegungen würge ich einen dampfenden Brei aus Fritten und Rotze zurück auf den Tisch.
    «Treibst du dich wieder in irgendwelchen Fressbuden rum?»
    Finn sieht uns durch seine dicken Brillengläser an und grinst scheu. «Ich hab mir heute das neue Evil Empire Add-on gekauft und dachte, ich zieh mir noch ‚nen Burger rein, wenn ich schon in der Stadt bin», flüstert er.
    «Wird da wenigstens gefickt in dem Evil Empire ?»
    Er schüttelt hastig den Kopf. «Nein, das ist ein Rollenspiel …»
    «Sehen wir so aus, als ob uns das interessieren würde?», unterbreche ich ihn und mache einen fragenden Gesichtsausdruck.
    Achselzucken.
    «Und was habt ihr so gemacht?»
    «Wir haben ein wenig Spaß gehabt», antworte ich und klopfe ihm auf die Schulter. «Das is aber nur was für Männer. Bleib du bei deinen Konsolenspielchen!»
    Finn sieht mich stumm an und saugt an seinem Milchshake.
    «Burger, Fritten, Cola? Ich geb ’ne Runde, du Fotze!», schreit Nimkin und steht auf.
    «Du bist die ausgesprochen freundlichste Fotze dieses Planeten», erwidere ich in der gleichen Lautstärke und drehe mich um, Familienväter betrachten, die sich gleich kopfschüttelnd zu uns umwenden werden.
    Es ist der gute alte Reflex der Empörung, dem einige pflichtbewusste Bürger garantiert immer nachkommen werden. Und siehe da, einige werfen uns tatsächlich aufgebrachte Blicke zu. Die Grenze zur Handlung wird allerdings nicht überschritten, dafür sind ihre Eier einfach zu klein. Alle halten ihr Maul. Keiner sagt was, keiner will Stress, keiner will selber bluten.
    Ganz schnell starren sie wieder auf das Tablett, das vor ihnen auf dem Tisch steht, streicheln ihren Kindern über die Köpfe und stottern sinnlose Sätze zu ihren Ehefrauen. Zivilcourage für den Arsch. Das Wort Fotze und zwei latent aggressive junge Männer reichen aus, um sie, um den ganzen Laden in Angst und Schrecken zu versetzen.
    Ich versuche mir vorzustellen, wie es sich anfühlen muss, einen dieser Typen direkt vor den Augen seines kleinen Sohnes zusammenzuschlagen; Papa kriegt den Kiefer gebrochen, während der Sohnemann den letzten Bissen Hamburger runterschluckt.
    Nimkin steht auf und reiht sich in der Schlange ein.
    «Wir haben irgendso ‚nem alten Sack die Schnauze eingeschlagen», sage ich zu Finn und kratze mich lässig am Kinn, lasse die Worte wirken.
    Seine Reaktion ist die erwartete: glotzen. Das kann sich dieser Streber nicht vorstellen, dass man wem die Fresse poliert, einfach weil man es kann. Weil man gerade Bock hat. In seinem verwirrten Gehirn gibt es nur Computerspiele.
    Nimkin ist im Anmarsch und balanciert das große Fressen auf einem dafür viel zu kleinen Tablett. Die Burger haben groteske Ausmaße: drei Lagen Fleisch aus denen dicke, weiße Soße quillt wie Sperma bei einem Creampie. All das in Sesambrötchen gequetscht, die an billige Silikonimplantate erinnern. Die winzige Tomatenscheibe und das einzelne Salatblatt sind ein klägliches Alibi.
    Beim Anblick dieser kulinarischen Bankrotterklärung muss ich spontan an ein Plakat von Brot für die Welt denken: Das Bild zeigt eine Schüssel mit einer Handvoll Reis, darüber der wenig subtile Slogan Weniger ist leer.
    Ich bin da ja ganz der imperialistische Pragmatiker, der bei einer solchen Feststellung vor allem an die Effizienz denkt. Würde man der Leere in den Negermägen schneller Abhilfe verschaffen, könnten die Hutus und Zulus noch produktiver Diamanten und Rohstoffe in den illegalen Minen des weißen Mannes abbauen. Allerdings nehme ich stark an, wenn diese ewigen Hungerleider auch nur die Reste eines Burgers vertilgten, dass ihre Gedärme einfach so aus dem obligaten Wasserbauch herausplatzten, einfach aus Überlastung.
    «Mindestens eintausend Kalorien und reichlich Brom , denn so wie die Untermenschen, die hier regelmäßig einkehren, aussehen, haben die seit Jahren nicht mehr gefickt », feixt Nimkin und schmeißt die Burger auf den Tisch.
    Finn grinst wie ein Mongo.
    «Grins nich so, du kleiner Spasti, du hast doch bestimmt noch nie ’ne Muschi gesehen.»
    «Vielleicht in ‚nem Fickfilmchen von Daddy», fügt Nimkin an und beißt in den Burger.
    Finn betrachtet mit unendlich traurigen Augen eine Weile den Becherrand seines Milchshakes und fragt dann: «Habt ihr wenigstens seine Kohle?»
    Nimkin verdreht die Augen und macht eine abwertende Handbewegung.
    «Wir haben es nicht wegen der Kohle gemacht, Idiot!», blaffe ich und schmeiße ihm eine
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