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Anti Freud - die Psychoanalyse wird entzaubert

Anti Freud - die Psychoanalyse wird entzaubert

Titel: Anti Freud - die Psychoanalyse wird entzaubert
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Bernays, die seine Frau werden sollte. Verlobung am 27. Juni. Freud lebte damals von Geliehenem, hatte keine Arbeit und erst im Vorjahr sein Medizinstudium beendet. Er suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit, Geld zu verdienen und sich und seiner Verlobten eine bürgerliche Existenz zu sichern.
    Während Freud bei Charcot an der Salpêtrière studierte, schrieb er Martha über tausend Briefe. Am 2. August 1882 teilte er ihr mit, sie sei nicht schön im Sinne der Maler und Bildhauer. Bestehe sie darauf, dass er die Worte im eigentlichen Sinne verwende, so sehe er sich zu dem Geständnis gezwungen, dass sie keine Schönheit sei. In anderen Briefen erzählte er, dass sein Kokainkonsum hervorragende Ergebnisse erziele, unter anderem auch im sexuellen Bereich (2. Juni 1884), oder dass er, wenn er wolle, Charcots Tochter verführen könne, um seine Promotion voranzutreiben. All das hinderte ihn nicht daran, seiner Verlobten gegenüber krankhaft eifersüchtig zu sein und ihr jeden Kontakt zu Männern – einschließlich ihres Cousins – zu verbieten. Am 22. August 1883 gab er eine gewisse Neigung zur Tyrannei zu. Zur gleichen Zeit schrieb er an seine Schwägerin Minna »vertrauliche und herzliche Briefe« (Gay, Freud. Eine Biographie, S. 92), die sich andernorts als »einige leidenschaftliche Briefe« (ebd., S. 839) offenbaren.
    Das erste Märchen
    Offiziell beanspruchte das Tandem Breuer-Freud für sich, Anna O. geheilt zu haben. Tatsächlich musste sie bis 1887 immer wieder ins Krankenhaus. 1888 schrieb Freud in Hysterie, Anna O. sei geheilt, obgleich das nicht zutraf, wie er selbst in einem Brief vom 5. August 1883 an seine Verlobte zugab. Dort bekannte er,
sie werde sich nie davon erholen und sei völlig zerstört. Zugleich behauptete er zeitlebens, sie sei erfolgreich behandelt worden, so 1916/17 in Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse (Bd. XI, S. 264), 1924 in »Selbstdarstellung« (Bd. XIV, S. 45), 1925/26 in Psycho-Analysis (Bd. XIV, S. 299) und 1932 in Meine Berührung mit Josef Popper-Lynkeus (Bd. XVI, S. 261).
    Im gleichen Jahr, 1883, schrieb Freud seiner Verlobten auch, er wolle reich und berühmt werden.
    Als jungem Arzt unterlief Freud in Gegenwart amerikanischer Kollegen eine Fehldiagnose: Er machte aus einer Neurose eine Meningitis ( »Selbstdarstellung«, Bd. XIV, S. 36f). In der Traumdeutung berichtet er von einem Irrtum bei einer Medikation, an dessen Folgen ein junges Mädchen gestorben war ( Die Methode der Traumdeutung, Bd. II/III, S. 116). Und er gestand ein, bei einer Vierzehnjährigen einen Tumor fälschlich als Hysterie diagnostiziert zu haben ( Zur Psychopathologie des Alltagslebens, Bd. IV, S. 162). Auch dieses Mädchen starb.
    Der depressive Kokainabhängige
    Freud hatte in bestimmten Zeitschriften gelesen, dass Kokain ein Allheilmittel sei. Er verschaffte sich die Substanz und begann, sie zu konsumieren. Zehn Jahre später, am 12. Juni 1895, schrieb er an Fließ: »Ich brauche viel Kokain.« ( Briefe an Wilhelm Fließ, S. 134) Er machte sich damit Mut für die mondänen Soireen bei Charcot. An die daheim gebliebene Verlobte schrieb er, die Substanz sei auch auf sexuellem Gebiet euphorisierend. Er besuchte Bordelle. Sehr wahrscheinlich erklären sich seine Herzrhythmusstörungen, seine Probleme mit der Libido und der Nasenscheidewand, häufigen Katarrhe und die Zyklothymie aus dem Kokainkonsum. Ein Beispiel für seine Stimmungsschwankungen auf dem Gebiet der Theoriebildung liefert ein Brief an Fließ vom 20. Oktober 1895, in dem er sich für seinen Text Entwurf einer wissenschaftlichen Psychologie
aussprach (ebd., S. 149), nur um diesen vier Wochen später (29. November) zum Hirngespinst zu erklären (ebd., S.158).
     
    Im Frühling 1884 experimentierte Freud mit Kokain – unter dem Vorwand, seinen Freund Fleischl-Marxow von einer Morphiumsucht heilen zu wollen, welcher dieser nach einer schmerzhaften Fingeroperation zum Opfer gefallen war. Das Morphium hatte ihm als Schmerzmittel gedient. 1885 riet Freud in Über die Allgemeinwirkung des Cocains zur »Injektion« desselben (S. 106); 1900 schrieb er in der Traumdeutung fälschlicherweise, er habe zur »internen Anwendung« geraten ( Die Methode der Traumdeutung, Bd. II/III, S. 120). So wollte er nach dem Tod des Freundes seinen Fehler verschleiern. Doch schon als er Über die Allgemeinwirkung des Cocains schrieb, wusste er genau, dass sich der Zustand des Freundes verschlimmerte. Seiner Frau erzählte er in einem Brief vom
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