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Anti Freud - die Psychoanalyse wird entzaubert

Anti Freud - die Psychoanalyse wird entzaubert

Titel: Anti Freud - die Psychoanalyse wird entzaubert
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Fließ vom 17. Dezember 1896 beweist, dass Freud sexuelle Missgeschicke unterliefen – sein Verzicht auf die Sexualität fiel also nicht so umfassend aus, wie er glauben machen wollte.
     
    Zu dieser Zeit wollte er auch mit Gebärmuttermassagen Behandlungs- und Heilerfolge erzielt haben. Und schon damals berichtete er von einer Patientin, die »auf dem Diwan« gelegen habe ( Studien über Hysterie, Bd. I., S. 134).
     
    1895 (3. Dezember): Geburt der ungewollten Tochter Anna. Sie trägt den Namen von Freuds Schwester.
    Die Verleugnung des Körpers
    Bei der Patientin Emma Eckstein, die an Nasenbluten litt, diagnostizierte Freud fälschlicherweise eine Hysterie sowie durch verdrängte Onanie verursachte Beschwerden. Gemeinsam mit Fließ operierte er die Patientin an der Nase. Die Folgen waren katastrophal: Ödeme, übler Geruch, ein deformiertes Gesicht, Blutungen und Infektionen. Ein Brief an Fließ vom 8. März 1895 legt offen, dass die beiden bei einer erneuten Operation »ein gut 1/2 Meter langes Stück Gaze« ( Briefe an Wilhelm Fließ, S. 117) entdeckten, das sie in der Nasenhöhle vergessen hatten. Doch Freud verleugnete den Körper beharrlich und erklärte die Blutungen damit, dass die Patientin ihn sexuell begehre. Am 23. März schrieb er an Fließ: »[E]s bleibt ihr jede Entstellung erspart.« (ebd., S. 122) Doch die Nichte der Patientin, eine Kinderärztin, konnte das nicht bestätigen und berichtete von Emmas Entstellung und ihrer eingesunkenen Gesichtshälfte. Noch zehn Jahre später litt Emma an den Folgen der Operation. Sie ließ sich erneut
ärztlich untersuchen, und man fand einen großen Abdominalabszess. Wegen eines von Freud übersehenen Myoms wurde Emma die Gebärmutter entfernt. In Die endliche und die unendliche Analyse schrieb Freud, Emma sei »auch bis zu ihrem Lebensende nicht mehr normal« geworden (Bd. XVI, S. 66). Nebenbei bemerkt hatte sie sich inzwischen zur Psychoanalytikerin ausbilden lassen.
     
    1896 (1. Januar): Freud gestand Fließ, er habe zuerst Philosoph werden wollen.
    (2. April): Er schrieb an Fließ: »Therapeut bin ich wider Willen geworden« ( Briefe an Wilhelm Fließ, S.190).
    (23. Oktober): Freuds Vater, den er Fließ gegenüber den »Alten« nennt, stirbt. In Die Traumdeutung bezeichnete Freud dies als »das bedeutsamste Ereignis, den einschneidendsten Verlust im Leben eines Mannes.« ( Vorwort zur zweiten Auflage, Bd. II/ III, S. X)
    Die Leidenschaft für den Inzest
    Ende 1896 zog Freuds Schwägerin Minna Bernays in die Berggasse 19. Von nun an lebte sie dreiundvierzig Jahre mit der Familie zusammen. In dem Haus mit siebzehn Zimmern bewohnte Minna ausgerechnet den Raum neben dem Schlafzimmer der Eheleute Freud und konnte ihn weder betreten noch verlassen, ohne durch jenes Schlafzimmer gehen zu müssen. C. G. Jung berichtete später, Freud sei in seine Schwägerin verliebt und deren »Beziehung tatsächlich sehr intim« gewesen (Gay, Freud. Eine Biographie, S. 837). Bei einer gemeinsamen Überfahrt nach Amerika im Jahr 1909 unterhielten sich Freud und Jung über Traumanalysen. Jung wollte wissen, wie Freud das wiederkehrende Dreieck aus ihm selbst, seiner Frau und seiner Schwägerin interpretiere. Freud antwortete Jung zufolge: »Ich könnte Ihnen mehr
sagen, aber ich kann meine Autorität nicht riskieren.« (ebd.) Gay beschäftigt sich auch mit der Frage, ob Freud Minna zu einer Abtreibung nach Italien begleitet hat, kommt aber zu keinem klaren Schluss. Gestattete die Freud Collection in der Washingtoner Library of Congress Einblicke in Freuds Briefwechsel mit seiner Schwägerin, so ließe sich diese Frage definitiv beantworten.
    Zwar verkündete Freud: »Das Heilmittel gegen die aus der Ehe entspringende Nervosität wäre vielmehr die eheliche Untreue« ( Die »kulturelle« Sexualmoral und die moderne Nervosität«, Bd. VII, S. 158), doch er strebte nicht den Einsatz der Psychoanalyse für die sexuelle Befreiung an.
     
    (3. Dezember): In L’Hérédité et l’Étiologie des Névroses wird erstmals der Begriff Psycho-Analyse auf Französisch verwendet.
    Der performative Märchenerzähler
    1897 (31. Mai): Freud träumte vom Inzest mit seiner Tochter Mathilde.
    (8. Februar): In einem Brief an Fließ behauptete Freud sechzehn Wochen nach dem Tod seines Vaters, dieser habe einen seiner Söhne und einige seiner Töchter sexuell missbraucht. Er entwickelte die Verführungstheorie, der zufolge die Ätiologie sämtlicher Neurosen im sexuellen Missbrauch durch den Vater
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