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jennissimo (German Edition)

jennissimo (German Edition)

Titel: jennissimo (German Edition)
Autoren: Susan Mallery
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1. KAPITEL
    W ie findest du’s?“ Jenna Stevens bemühte sich, selbstsicher zu klingen. Wenn man mit etwas Beängstigendem konfrontiert wurde, mit einem großen Hund etwa oder einer wirklich miesen Entscheidung, war es wichtig, keine Angst zu zeigen.
    „Mir gefällt’s!“, strahlte ihre Mutter. „Ich finde es sogar atemberaubend.“ Beth drückte die Hand ihrer Tochter. „Ich bin so stolz auf dich, Liebling!“
    Stolz? Stolz war gut. Stolz setzte eine Leistung voraus. Das Problem war nur, dass Jenna keine vorzuweisen hatte. Sie hatte einfach nur aus dem Bauch heraus gehandelt.
    Normalerweise fand sie Impulskäufe ja ganz in Ordnung. Manchmal war das Leben einfach beschissen, und dann musste man sich eben ein Paar neue Schuhe oder einen Rock oder wenigstens einen Lippenstift kaufen, auch wenn man nichts davon brauchte. Einfach, um zu beweisen, dass man es konnte. Um der Welt zu zeigen, dass man sich nicht unterkriegen ließ.
    Nur ging es hier nicht um solche Einkäufe – in erster Linie deshalb, weil Jenna nicht gerne shoppen ging. Sie hatte sich also nicht etwa eine viel zu teure Handtasche geleistet. Von wegen! Sie hatte einen dreijährigen Mietvertrag für einen kleinen Laden in einer Stadt unterschrieben, in die sie gerade erst nach fast zehn Jahren zurückgekehrt war. Als ob sie auch nur die geringste Ahnung vom Einzelhandel hätte! Oh, klar, gelegentlich ging sie einkaufen, aber das hatte nun wirklich nicht viel damit zu tun, selbst ein Geschäft zu führen. Und nur, weil sie Köchin war, hieß das noch lange nicht, dass sie wusste, wie ein Küchenladen funktionierte.
    „Atme!“, sagte ihre Mutter. „Du musst atmen.“
    So gerne Jenna die Illusion von Mut und Stärke aufrechterhalten hätte – das funktionierte leider nicht, wenn man gerade hyperventilierte.
    „Vielleicht auch nicht“, murmelte sie. „Wenn ich zu atmenaufhöre und in die Notaufnahme gebracht werde, dann wird mich der Vermieter vielleicht aus dem Mietvertrag rauslassen. Bestimmt gibt es einen Paragrafen bezüglich Nahtoderfahrungen, oder?“
    „Meinst du?“
    Jenna riss sich vom Anblick ihrer neuen Schaufenster los, drehte sich um und vergrub den Kopf an der Schulter ihrer Mutter. Was ein regelrechtes Kunststück darstellte, war Beth doch gut fünfzehn Zentimeter kleiner als Jenna, die zudem noch hohe Schuhe trug.
    „Ich habe mir den Mietvertrag gar nicht durchgelesen“, gestand sie. Ihre Stimme klang leicht gedämpft.
    Sie machte sich auf eine Standpauke gefasst; schließlich hatten ihre Eltern ihr beigebracht, immer alles zu lesen, bevor man unterschrieb. Selbst eine Grußkarte. Sie hatte es wirklich verdient, ausgeschimpft zu werden.
    Seufzend tätschelte Beth ihren Rücken. „Das werden wir deinem Vater besser nicht erzählen.“
    „Danke.“
    Jenna richtete sich auf. Sie standen auf dem Parkplatz vor dem Laden, den sie gemietet hatte. Noch handelte es sich nur um leere Räume, doch in wenigen Wochen wollte sie hier ihr eigenes Geschäft eröffnen.
    „Fünfzig Prozent aller Geschäftsgründungen gehen pleite“, murmelte sie.
    Ihre Mutter lachte. „Das ist mein kleiner Sonnenschein! Na komm, ich lade dich auf einen Milchkaffee ein. Wir setzen uns hin, reden und überlegen, auf welche Weise dein künftiger Exehemann gefoltert werden sollte. Ganz sicher kennt dein Vater jemanden.“
    Trotz der Angst, die ihr den Hals zuschnürte, dem Gefühl eines drohenden Unheils und ihres insgesamt vollkommen mickrigen Lebens, musste Jenna lächeln. „Mom, Dad ist Banker! Männer, die eine Bank leiten, kennen solche Typen nicht.“
    „Dein Vater ist ziemlich einfallsreich.“
    Er war auch ein körperlich fitter, sportlich sehr aktiver Mann. Sollte Marshall Stevens wollen, dass Jennas Exmann irgendetwas zustieß, würde er sich schon selbst darum kümmern.
    „Ich bin einfach nur so wütend auf Aaron“, sagte Beth, während sie zu ihrem SUV gingen. „Dieser hinterhältige, verlogene Du-weißt-schon-was.“
    „Du-weißt-schon-was“ war natürlich die Umschreibung für „Scheißkerl“ oder womöglich „Hurensohn“. Wie auch immer – Beth hielt nichts von Schimpfwörtern.
    Sie war eine konservative Frau. Sie schminkte sich, bevor sie das Haus verließ, brachte Nachbarn, die einen Todesfall zu beklagen hatten, Suppe vorbei und trank niemals vor siebzehn Uhr Alkohol. Und für all das liebte Jenna sie.
    Sie kannte genug Leute, die Traditionen als alberne Zeitverschwendung betrachteten, doch für Jenna bedeuteten sie Wärme und
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