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jennissimo (German Edition)

jennissimo (German Edition)

Titel: jennissimo (German Edition)
Autoren: Susan Mallery
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Aber kreativ kochen? Neue Geschmacksrichtungen zu etwas geradezu Magischem verbinden? Diese Fähigkeit hatte sie verloren.
    Als ob jemand ihre kulinarische Seele gestohlen hätte. So gerne sie Aaron auch dafür die Schuld in die Schuhe geschoben hätte – und es sprach viel dafür, dass er ihr alles Mögliche gestohlen hatte –, so war doch sie es gewesen, die nicht aufgepasst hatte, die nicht das beschützt hatte, was ihr das Wichtigste im Leben war. Sie hatte es zugelassen, dass er sich erst über sie lustiggemacht und dann ihre besten Ideen als seine eigenen ausgegeben hatte. Danach hatte es nicht mehr lange gedauert, bis sie tatsächlich an sich zu zweifeln begann, an ihrer eigenen Kreativität – bis sie nur noch eine Frau war, die früher mal genial kochen konnte.
    Allerdings sorgte sie dafür, dass niemand es bemerkte. Sie wollte nicht darüber reden, und vor allem wollte sie nicht, dass die Leute Mitleid mit ihr hatten. Nach außen hin gab sie sich wie immer; die üblichen Gerichte brachte sie schließlich nach wie vor zustande. Aber das, was sie am meisten geliebt hatte – den kreativen Funken –, war verschwunden. Und sie wusste nicht, wie sie ihn zurückgewinnen konnte, und noch weniger, wie sie das Problem irgendjemandem begreiflich machen sollte.
    Sie versuchte sich einzureden, dass die Eröffnung eines Küchenshops ein großes Abenteuer war. Ihr neues Ziel. Sie konnte ihr Wissen an andere weitergeben. Und wenn das als Anreiz nicht genügte, dann vielleicht dies: Die nächsten drei Jahre musste sie irgendwie die Miete für den Laden zusammenbekommen. Wenn sie sich schon nicht mit positiven Gedanken motivieren konnte, dann vielleicht mit Angst. Hauptsache, es funktionierte.
    Zumindest die Lage ist fantastisch, dachte sie, während sie durch das große Schaufenster starrte. Old Town war ein florierender Stadtteil von Georgetown, und ihr Laden befand sich mittendrin. Rechts von ihr war ein Handarbeitsladen namens Only Ewe, links eine Versicherungsagentur und daneben ein Schönheitssalon.
    Old Town selbst umfasste mehrere Straßenblöcke mit kleinen Firmen, Geschäften und Wohnvierteln. Es gab Restaurants, Boutiquen, mehrere Banken und viel Laufkundschaft. Jenna konnte nur hoffen, dass Spontankäufe hier zum Alltag gehören.
    Während sie aus ihrem Wagen ausstieg und ihren Laden musterte, sagte sie sich immer wieder, dass sie es schaffen würde. Vielleicht konnte der Glaube ja doch Berge versetzen. Denn ob es ihr nun passte oder nicht: Bald musste sie ihren Laden eröffnen. Das Schild sollte Anfang nächster Woche geliefert werdenund die letzten Waren zwei Tage später. Dann brauchte sie alles nur an den richtigen Platz zu räumen und die Tür aufzuschließen.
    Bevor sie Geld für Werbung ausgab, wollte sie erst einmal sehen, wie es überhaupt lief. Das Angebot von Grate Expectations umfasste hochkarätige Küchenutensilien. Außerdem wollte sie Kochkurse anbieten und den Leuten der Stadt die Möglichkeit geben, die Geheimnisse einer Chefköchin zu erfahren. Wie es schien, gab es in der näheren Umgebung keine Konkurrenz für ihre Geschäftsidee.
    Als sie den Ladenschlüssel aus der Tasche zog, hörte sie hinter sich eine Autotür zufallen. Sie drehte sich um und sah, wie eine dunkelhaarige Frau auf sie zusteuerte.
    „Hi“, rief die Frau. „Jenna?“
    „Ja. Du musst Violet sein.“
    Sie hatten miteinander telefoniert. Violet war eine von zwölf Anruferinnen gewesen, die sich auf ihre Stellenanzeige gemeldet hatten, konnte von allen die meiste Erfahrung bieten und schien zudem am normalsten zu sein.
    Jenna musterte ihr kurzes, stachelig abstehendes Haar, den dunklen Eyeliner und die dick getuschten Wimpern. Sie trug ein beigefarbenes Spitzenhemd über einem dunkelvioletten Tanktop. Ihr stufiger Rock war ebenfalls violett. Jede Menge Ketten in verschiedenen Längen hingen um ihren Hals, während ungefähr genauso viele Armreifen an ihrem linken Handgelenk klimperten. Hochhackige Stiefeletten vervollständigten den Look.
    Sie schien Mitte, Ende zwanzig zu sein. Witz und Neugier glitzerten in ihren braunen Augen, ihr Lächeln war freundlich.
    „Toller Standort“, sagte Violet, als Jenna mit der Tür kämpfte. „Sehr edel. Da wirst du eine Menge Laufkundschaft haben.“ Sie hatten sich von Anfang an geeinigt, sich zu duzen. „Vor allem, wenn du kochst! Dann werden die Leute einfach dem Duft nachlaufen.“
    Sie gingen hinein. Jenna knipste das Licht an und sah sich in dem Chaos um.
    Regale an den
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