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Anthologie - Das Ginsterbett

Anthologie - Das Ginsterbett

Titel: Anthologie - Das Ginsterbett
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Sie fühlte sich so seltsam erregt durch Miß Eileens Hände und von dem Bewußtsein, daß Miß Eileen sie ansah; sie quetschte ihr kleines Wasserwerk förmlich auf den Mund des Pfarrers, und in stiller Wut biß sie die Zähne zusammen und zog die Mundwinkel bis zum Kinn hinunter, die Sehnen an ihrem Hals traten hervor wie Wäscheleinen, sie ergoß sich im selben Augenblick, als Miß Eileen hinter ihr zusammensank und anfing zu schreien: »Arrhh, arrhh, arrhhh…!«
    Und endlich kam es dem Pfarrer!
    Er bäumte sich so heftig, daß Sylfidia herunterfiel. Er schlang die Arme um Miß Eileen und zog sie über sich, keilte seine Zunge in ihren Mund, dann wälzte er sich mit ihr herum. Mit einem Arm um ihren Hals und dem andern unter ihrem Hintern, tat er die drei, vier letzten Stöße; er hörte sich an wie ein Dampfer, wie ein Nebelhorn. Und mitten im letzten Gebrüll begann es ihm zu kommen, er bebte wie ein Gebäude, das einzufallen droht.
    Der erste Erguß kam und spritzte in Miß Eileen hinein, sie fühlte es mit verwirrter, schreckgemischter Lust. Dann kam es erst richtig, Stoß auf Stoß, er schüttelte sich in sie aus, es war, als ob es nie aufhören würde. Steif wie eine Birke stand er aufrecht in ihr, und sie lag mit ausgestreckten Beinen und gekrümmten Zehen da und merkte nicht, daß sie schrie…
    Alle drei Menschen lagen wie ohnmächtig, nur das Ticken der Uhr war noch immer zu hören.
    Aber für Mutter Maria draußen auf der Terrasse sprach das Schweigen seine deutliche Sprache. Feierlich nahm sie ihr Brusttuch und winkte damit zur Kirche hin. Und kurz darauf ertönte der erste, zögernde Schlag der kleinen Glocke, dann fiel auch die große Glocke ein.
    Und nie, schien es, hatten die Glocken mit einem so innerlich gesegneten und herrlichen Klang über der kleinen Mittelmeerstadt geklungen. Eine friedvolle Stimmung breitete sich über die ganze Gegend aus; oben im Turm nahm der Küster den letzten Schluck aus der Branntweinflasche und flüsterte leise:
    »Endlich, jetzt ist es dem Herrn Pfarrer gekommen.«

BENGT MARTIN
Der Streikbrecher
    Ein roher, dichter Nebel legte sich über Fläsket und Limpan draußen am offenen Meer, und die Gesichter der Männer wurden noch tückischer und lebensfeindlicher.
    »Jetzt wagt keiner rauszugehn… Der Teufel hol die Suppe.«
    »Aber Lill-Magnus wagt es, die Flöße wieder wegzubringen, der Windhund.«
    »Blinkt das Licht auf Fläsket?«
    »Nein, es ist dunkel, aber Lill-Magnus braucht kein Licht.«
    »Quatscht nicht dauernd von Lill-Magnus, man kann’s nicht mehr hören.«
    »Nimmst du ihn in Schutz, du lumpiger Hund von Fläsket, nimmst du deinen Schwanzstummel von Sohn in Schutz?«
    Stor-Magnus schwieg, denn er war gezwungen, noch ein paar Stunden auf Limpan zuzubringen, und als Bewohner von Fläsket war er nicht gern gesehen.
    Seit undenklichen Zeiten hatten die Männer auf diesen Inseln keinen Frieden halten können. Wie viele Male hatten die Männer von Limpan nicht die von Fläsket über Bord gehen lassen und wohlgefällig gegluckst, wie leicht es war, den Ballast in die Suppe zu bekommen. In größter Not, in harter See – immer gab es Nörgeln und Kummer.
    In Bergspalten legte man die Beerdigungsplätze an, und bei Hochwasser konnte es passieren, daß die Leichen ins Meer hinaustrieben und auf verwunderliche Weise immer auf der falschen Insel landeten. Es war wie eine kleine Rache. Und so hatte man die Mühe mit der Umbettung und neuen Reden:
    »Jetzt liegst du still, du Hund.«
    Man stampfte den knisternden Sand fest, und zur Sicherheit legte man ein paar Steine darauf.
    Die Frauen pflückten die helle, violette Strandaster und schmückten die Gräber.
    »Du kannst verdammt sicher sein, daß jetzt Lill-Magnus draußen ist und die Flöße verlegt.«
    »Halt’s Maul, Vater, wir haben kein Holz für mehr Särge…«
    Eine Flasche Geschmuggelter ging wie das Schiffchen durch die Kette, aber glaube nicht, daß Stor-Magnus auch nur daran riechen durfte.
    Er hatte Kohldampf und war in einer verdammt schlechten Laune, und er haßte die Männer auf Limpan mehr, als er seine eigene Mutter gehaßt hatte.
    »Ob der Nebel leichter wird?«
    »Nicht der Nebel, nee.«
    So saßen sie da und käuten alte Ungerechtigkeiten wieder und warfen finstere Blicke auf Stor-Magnus. Sie meinten, daß er sehr wohl raus könnte.
    »Du bist feig, du Schwein…«
    »Seid jetzt still, Kerle, und laßt Magnus zufrieden«, sagte Mag-da, die Mutter im Haus war und auch denen von Fläsket
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