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Anthologie - Das Ginsterbett

Anthologie - Das Ginsterbett

Titel: Anthologie - Das Ginsterbett
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sie die Jungen kriegen… wenn es was wird.«
    Sie fing an quengelig zu werden. Staffan warf einen sauren Blick in ihre Richtung.
    »Das wird Bengt wohl kaum interessieren«, bemerkte er. »Oder?«
    »Warum nicht?«
    Das Ganze wirkte ziemlich lächerlich. Ich spürte, wie ich in ihre kleine, eifersüchtige Welt hineingezogen wurde und fragte mich, was ich da zu suchen hätte.
    Anscheinend waren sie beide verblödet.
    Ich bekam Lust, meine Beine unter den Arm zu nehmen und einfach abzuhauen. So machte man es als Kind, wenn etwas Unbehagliches im Anzug schien. Man versteckte sich in einer Höhle im Wald, bis die Luft wieder rein war. Ich konnte das Telefongespräch am Morgen, die Busreise und den Spaziergang einfach vergessen. Das fiel mir leicht. Ich hatte Jahre des Trainings hinter mir.
    Ich verspürte wenig Lust, mich einzumischen, fühlte aber, daß ich dazu gezwungen sein würde.
    »Wie steht’s mit dem Buch?« fragte Mona.
    »Ich habe gerade Korrektur gelesen«, antwortete ich.
    »Weitere Fragen?«
    »Staffan hat die ›Hexenmilch‹ vorgestern zurückbekommen… kannst du das begreifen?«
    Aha, deswegen also.
    »Sprechen wir von etwas anderem«, schlug Staffan vor.
    »Darüber hat sie schon Tag und Nacht geschwafelt.«
    »Ich kann das eben nicht verstehen… es ist das Beste, was du geschrieben hast… – und diese Kommentare!«
    »Halt die Fresse!« sagte Staffan.
    Das versprach ja heiter zu werden.
    »War es da draußen, wo so viele Barsche stehen?« fragte ich und zeigte mit der Hand aufs Meer. Irgendwo hatten die Barsche sicher eine Stelle, wo man im Moment etwas verankern konnte.
    »Schrei mich nicht an, alter Meckerpott«, sagte Mona.
    »Jetzt siehst du es… man kann sich nicht mit ihm unterhalten.«
    »Du kratzt mit schmutzigen Nägeln in einer zu frischen Wunde herum… davon kann man den Schreibkrampf kriegen«, meinte Staffan.
    Ich setzte mich auf einen Baumstumpf und verkniff mir ein paar treffende Bemerkungen.
    Dann sagte ich:
    »Ich habe keine Lust, den Schwamm für euer schmutziges Waschwasser abzugeben. Reißt euch am Riemen, behaltet das für euch. Ich bin kein Fußabstreifer.«
    Mona setzte sich neben mich ins Moos, küßte mich auf die Wange und bat um Verzeihung.
    »Entschuldige bitte«, brummte Staffan. »Es ist alles so scheußlich und dann diese dreckige Sonne, die nicht ins Bild paßt. Bei solchen Anlässen sollte ein leichter Dauerregen fallen oder der Himmel wenigstens bewölkt sein, um der Verstimmung gerecht zu werden… es war nicht unsere Absicht, dir das Leben zu verpesten, im Gegenteil.«
    Ich zeigte mich beruhigt, und Mona sprach von gebratenem Beef, Röstkartoffeln und scharfem Getränk, gleich jetzt, am Vormittag.
    Staffan wurde etwas heiterer. Wäre nicht dieser kleine Aufhänger in seinem Leben aufgetaucht, hätte er sich sicher ertränkt. Aber nun war er am Leben geblieben, und einige Werke von seiner Hand sind aus der grausigen Brühe, die Bücherflut genannt wird, aufgetaucht. Er galt als begabt, doch die Qualität seiner Schöpfungen war unterschiedlich. Von ›Hexenmilch‹ war er selbst überzeugt, das wußte ich. Er hatte seine Nieren dabei ruiniert und mußte sich vor dem Alkohol in acht nehmen.
    »Rhododendron geht ein, wenn er ein paar Tage kein Wasser bekommt«, erklärte er.
    »Ihr habt einen so krankhaften Eindruck am Telefon gemacht. Ich konnte mir denken, daß etwas Unangenehmes passiert ist.«
    »Ja, unangenehm ist ein recht goldiges Wort, wenn es sich um keine Katastrophe handelt«, bemerkte Staffan.
    Er sah ironisch aus und schmiß die letzte Kippe weg, ehe das Haus auftauchte.
    »Da hinten«, erklärte er, »kannst du Tante Mulles Haus sehen. Mona hat bereits das halbe Geschirr der Alten zerschlagen… du weißt, wie schlampig die kleine Mona ist.«
    »Fang nicht schon wieder an, wir wollen jetzt friedlich sein«, mahnte Mona.
    »Jawohl, wir werden es uns verdammt schön machen, verdammt schön, verdammt schön«, sang Staffan.
    Sein Baßbariton echote durch den Trollwald.
    »Seht«, rief Mona fröhlich, »der Horizont bewölkt sich!«
    Wir atmeten auf.
    »Hoffentlich gibt es eine Sintflut«, bemerkte ich dumm.
    »Oja, die gibt es sicher«, sagte Mona und kniff ein Auge zu. »Weißt du, manchmal muß man das Schicksal unter die Arme kitzeln, bis es sich vor Lachen nicht mehr halten kann.«
    Sie lief voraus und tanzte die Stufen zum Haus hinauf.
    Was meinte sie?
    »Kitzeln und treten und pupen und kratzen, hier und anderswo«, schrie sie und schlug mit der
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