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Anthologie - Das Ginsterbett

Anthologie - Das Ginsterbett

Titel: Anthologie - Das Ginsterbett
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Handfläche auf ein eingebildetes Tamburin.
    Sie schoß zwischen dem Haus und uns hin und her, während wir langsam mit Traviata auf den Fersen hinterher trottelten.
    »Meine kleine, läufige Hündin hat einen Pudelschwanz bekommen«, rief sie.
    Jetzt war sie sich wieder ähnlich.
    »Von jetzt ab saugen Wölfe und Hyänen nicht mehr länger an der Brust der Hexe, von jetzt ab versiegt die Milch, und ihre Brüste fallen zusammen, wie gut benutzte Kondome«, erklärte Staffan.
    »Meine lieben, geilen Freunde«, sagte ich, »laßt uns heute abend beim Schein der Lampe zusammen in ›Liebe I‹ lesen.«
    Man ist so dankbar für seinen kleinen, sicheren Jargon. »Warum das?« fragte Mona. »Haben wir Bedarf nach derartiger Lektüre… wie?«
    »Wenn ich wüßte, wo der Schmetterling heute hingeflogen ist…«, sagte ich.
    »Wenn ich mitgeflogen wäre…«, ergänzte Staffan.
    »… Ich sitze und spiele mit dem Schatten, sehne mich nach grenzenloser Nacht…«, sagte Mona.
    Traviata ist schwanger, dachte ich. Sie ist…
    Mona deckte den Tisch im Freien, und Staffan und ich gingen an den Strand.
    Wir fühlten uns jetzt wohler.
    »Man plant und rechnet so verdammt viel«, meinte Staffan. »Nächstes Jahr gehts ins Ausland, unbedingt, denkt man. Und Mona rafft in jedem Reisebüro Prospekte zusammen. Aber es wird nie etwas im nächsten Jahr. Jetzt zum Beispiel könnten wir uns am Mittelmeer aalen. Wir hatten alles so schön ausgerechnet… und dann wurde es das Sommerhaus der kleinen Tante auf Blidö. Wie, zum Teufel, soll man das Geld zusammenkriegen, damit man als Mensch leben kann?«
    Ein Motorboot rauschte über die Bucht.
    »Es geht dir besser als vor ein paar Jahren.«
    »Kleiner Trost.«
    »Und du hast Mona.«
    »Die Arme kann nicht alles ersetzen.«
    »Ihr habt es doch schön.«
    »Sicher. Wir wälzen uns im kleinen Glück. Du kannst dir nicht vorstellen wie schön es sein müßte, einmal unberührten Boden zu betreten oder einer Menge von Spuren zu begegnen, die man selbst aufgewühlt hat. Wir laufen herum und lallen von unserem Heinzelmännchen glück das wird ziemlich ermüdend auf die Dauer, glaub mir.«
    »Dann tut etwas dagegen.«
    »Mach einen Vorschlag.«
    »Zerbrich die Kette der Gewohnheiten.«
    »Leicht, ganz leicht.«
    »Denk dir etwas Ungewöhnliches aus.«
    »Brauche meine Fantasie für andere Dinge.«
    »Kann ich vielleicht…«
    »Danke, du barmherziger Samariter… wir werden sehen. Ich weiß nicht, wie Mona reagieren würde… du weißt, was los war, als sie das zwischen dir und mir herausbekam… ja, du weißt. Und du hast seit einem Jahr nicht den Fuß über unsere Schwelle gesetzt.«
    »Sie hat einen Schock bekommen, es kam so unerwartet…«
    »Das Essen ist fertig!« rief Mona vom Haus herunter.
    Ich strich Staffan über das Haar, es war lange her.
    Wir hatten kräftig gegessen und getrunken. Staffan beschäftigte sich im Haus und ich saß noch draußen am Tisch. Mona lag ein bißchen angetrunken in einem Liegestuhl und betrachtete mich verstohlen.
    »Es ist nicht mehr in Ordnung… hier im Hause«, sagte sie plötzlich.
    »Ich will nichts hören«, wehrte ich ab.
    »Ich muß mich ein bißchen aussprechen. Ich trage so viel mit mir herum, worüber ich mit keinem reden kann. Du verstehst wohl… sei nicht so feige, du kleine, geile Ratte.«
    »Das hat nichts damit zu tun.«
    »Oho… Staffan ist wohl noch da drinnen, wie?«
    Sie piekte ihren langen Zeigefinger zwischen meine Rippen und bohrte ein bißchen.
    »Du brauchst keine Angst zu haben… du kannst gern zwischen Baum und Borke sitzen, Baum und Borke wären nur froh darüber«, sagte sie.
    Verdammt, wie der Jasmin duftete, und es war hell bis Mitternacht.
    »Staffan soll lesen, er liest gut«, schlug Mona vor.
    Staffan blätterte aufs Geratewohl im Buch. Er hatte seine herablassende Miene mit hochgezogenen Augenbrauen und bedeutenden Mundwinkeln aufgesetzt.
    Wir waren trotz des vielen Alkohols wirklich mit Hemmungen beladen.
    Er lachte laut und sagte:
    »Donnerwetter, was die können… oh, oh, oh.«
    Nach einer Weile.
    »Ein dicker Hund.«
    »Nun lies schon«, sagte Mona ungeduldig.
    »Es handelt von zwei Männern und einer Frau… die auf Tournee in Lappland sind…«
    »Darf man erfahren, was sich in diesen Weiten abspielt?« fragte Mona.
    »Die Tournee – von Bengt Martin«, las Staffan feierlich.
    »Na da… der kleine Knirps ist sicher noch nicht trocken hinter den Ohren.«
    »Lies!«
    Staffan blätterte eine Stelle mitten in der
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