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Anthologie - Das Ginsterbett

Anthologie - Das Ginsterbett

Titel: Anthologie - Das Ginsterbett
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helfen?
    »Gewiß«, sagte Mutter Maria. »Wir werden ihn gleich verarzten. Trink erst mal ein Glas, wie das Mädchen sagt.«
    Ja, um der guten Sache willen gern, aber er wollte jedenfalls wissen, was dem Pfarrer fehle. Er wehrte sich verzweifelt gegen Sylfidia, die von Schnaps immer so albern wurde. Jetzt bestand sie darauf, ihn zu herzen und zu küssen, sie drückte seinen Kopf an ihren üppigen Busen und nannte ihn ihren kleinen süßen Mann. Dann erfuhr er das fantastische Geheimnis; tiefernst setzte er sich an den Tisch und goß sich noch ein Glas ein. Er sagte, das verstehe er, das sei eine Angelegenheit, die die ganze Stadt angehe. Er bedauere, daß er selbst kein Frauenzimmer sei (inzwischen selbst etwas lüstern geworden, begann er, Sylfidia zu befühlen). Und er schenkte sich ein weiteres Glas ein und wünschte ihnen viel Glück. Miß Eileen fragte, ob sie ihn bei Gelegenheit malen dürfe. Sylfidia schlug vor, sie sollten erst ihn und hinterher den Pfarrer vergewaltigen. Das Küsterlein gönnte sich ein letztes Glas und war der Meinung, daß das Leben sich – selbst für einen armen Küster – erfreulich gestalte. »Ein Glas in der rechten Hand, und die linke überall sonst!«
    »Wenn es Ihnen, meine Damen, gelungen ist«, sagte er feierlich, »möchte ich Sie bitten, draußen auf der Terrasse mit einem weißen Tuch zu winken; das kann ich vom Kirchturm aus sehen, und dann fange ich an zu läuten.
    Versprechen Sie mir das, meine Damen, dann wird der alte Küster nicht versagen, so wahr ich hier vor Ihnen sitze!«
    Sylfidia befühlte sein Glied. Aber damit war nicht viel los!
    »Der steht nur morgens, wenn ich pissen muß«, erläuterte er mit einer ausladenden Geste. »Wenn Sylfidia mich morgen zur rechten Zeit besuchen will, dann stehe ich gern zu Diensten!«
    »Hat man nicht das eine Problem, dann muß man sich mit dem anderen herumschlagen«, sagte Mutter Maria. »Wir müssen eben den Pfarrer heute und den Küster morgen in Behandlung nehmen…«
    Und gerade in diesem Augenblick kam der Pfarrer in die Küche herein.
    Er sah völlig erledigt aus. Eine hektische Röte färbte seine Wangen, der Hals war voller blauer Saugstellen und Bisse, ja ganzer halbmondförmiger Zahnreihen. Das Haar hing in nassen Strähnen, die Augen waren ausdruckslos, und vorn am Schlafrock zeichnete sich der ewig stehende Penis nur allzu deutlich ab.
    »Mutter Maria«, sagte er mit schwacher Stimme, »ich halte es nicht länger aus. Mein Zimmer war voller wahnsinniger Frauenzimmer, die von allen Seiten ihr Glück mit mir versuchten: von vorn, von hinten, liegend, sitzend, stehend und gehend, von oben und von unten. Da waren welche, deren Spezialität darin bestand, einem die Beine um den Hals zu legen und zuzudrücken, bis ich dachte, mir läuft das Rückenmark aus. Eine stand in der Brücke, eine andere schwor, das allerbeste sei es, ein Mädchen zu lieben, das unbeweglich wie ein Andreaskreuz daliegt, eine steckte mir ihre Zunge in den Hintern, eine wollte mich schlagen, eine wollte Prügel haben. Jemand träufelte mir Kölnisch Wasser auf meinen Sack, verdammt, wie das brannte und kühlte! Zwei spielten Mädchen und Junge, zwei spielten Mädchen und Mädchen, eine spielte Reitpferd…
    Ich habe einen ganz neuen Eindruck vom Leben in Firdusa bekommen… und wißt ihr, wer die tollsten waren? Der Verein der Jungfrauen – und ich habe geglaubt, die seien alle noch unschuldig! Die hoben ihre Röcke hoch und zogen ihre weißen Hosen runter und streiften ihre weißen Strümpfe ab mit einerRoutine, die von langer Übung zeugte. Ihr hättet sie lachen hören sollen, als sie sahen, wie geniert ich war. Hübsch waren sie auch, wie die Sünde selbst, und sie wußten, wie sie rangehen sollten.Überall im ganzen Zimmer lagen wir herum, aber nichts, und ich gebe es auf, ich rufe den Doktor an und bitte um Schlaftabletten. Wir werden die Vesper heute streichen müssen, Herr Küster.«
    Der Küster mußte sich mit einem weiteren Glas stärken.
    Der Pfarrer setzte sich nieder. Die barmherzigen Samariterinnen reichten ihm ein Glas Schlehenschnaps; nie hatte er geahnt, daß er derart gut schmeckte.
    Auch die gute Sylfidia schien auf irgend etwas zu warten.
    »Nein«, sagte^ er, »nein, nein, Sylfidia, du bist sehr schön, du bist das schönste Mädchen, das ich je… aber nicht jetzt – nicht jetzt…«
    »Ist sie dir nicht schön genug?« fragte Miß Eileen. »Du hast keinen Malerblick. Haha, du wagst mir nicht in die Augen zu
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