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Anschlag auf den Silberpfeil

Anschlag auf den Silberpfeil

Titel: Anschlag auf den Silberpfeil
Autoren: Stefan Wolf
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dann zum Teufelstunnel gefahren.
    Karl brachte Gaby nach Hause. Tim und
Klößchen jagten zum Internat zurück.
    Sie kamen gerade noch rechtzeitig, um
für 30 Minuten an der Arbeitsstunde teilzunehmen. Das bewies guten Willen und
löblichen Fleiß.
    In Wahrheit ging es ihnen darum, Dr.
Grausippes Wachsamkeit einzuschläfern. Besonders wachsam war der vertrottelte
Pauker freilich nie.
    In Tim kribbelte die Spannung. Selbst
Klößchen konnte kaum still sitzen. Nicht mal beim Abendessen, wo er sich mit
fünf Rohrnudeln und einem Liter Vanillesoße für die Strapazen der Nacht
stärkte.
    Sie duschten pünktlich und hatten sich
sogar die Zähne geputzt.
    Als erste im gesamten Obergeschoß
löschten sie das Licht. So brav sah man die beiden noch nie.
    Gegen 21.30 Uhr tönten die ersten
Schnarchlaute aus den Buden.
    Um 21.51 Uhr schlüpften die beiden
Freunde aus den Betten und zogen sich an.
    Sie trugen Turnschuhe mit Lautlos-Sohlen.
Dazu Jeans und dunkle Sweatshirts.
    Klößchen wollte sogar seine wollene
Sturmhaube auf setzen. Aber unter der hätte er sich tot geschwitzt. Also
verzichtete er.
    Wie schon viele, ungezählte Male
seilten sie sich mit der Strickleiter ab. Kein Hindernis, kein neugieriger EvD
stellte sich in den Weg.
    Die Tretmühlen befanden sich nicht im
Fahrradkeller, sondern — wie immer bei nächtlichen Unternehmen — an der
Außenmauer des Schulgeländes unter Büschen.
    Sie fuhren zur Stadt. Leichter Regen
fiel. Die Luft war lau.
    Um 22.22 Uhr langten sie bei Gaby an.
    Karl war schon da.
    Margot Glockner wurde soeben von ihrer
Tochter zum elften Mal umarmt.
    „Mami, bitte! Mir kann doch nichts
passieren. Papi hat zwölf zuverlässige Beamte im Hbf postiert. Er selbst ist
auch da. Verkleidet, aber doch in eigener Person anwesend. Er wird zwar
erstaunt sein, wenn er uns sieht, sich aber dann sagen: Man muß den Kindern
geben, was sie brauchen. Und wir brauchen nun mal Spannung und Abenteuer und
Aktion.“
    „Letztendlich“, schaltete sich Tim ein,
„weiche ich keinen Schritt von Pfotes Seite, Frau Glockner. Ich verbürge mich
dafür, daß sie unbeschadet zurückkehrt.“
    Gabys Mutter seufzte und gab sich
geschlagen.
    Vor der Flurgarderobe zwängte Gaby ihr
Goldhaar unter ein himmelblaues Stirnband, ein geflochtenes.
    Während sie hier und da zupfte, sagte
sie: „Eben ist übrigens eine Riesenüberraschung ins Haus geschneit. Papi weiß
davon noch nichts. Und nur wir können den Zusammenhang herstellen. Schon
deshalb müssen wir zum Hbf. Hach, ist das aufregend. Besonders wenn man so
scharf beobachtet wie wir.“
    Tim furchte die Stirn. „Dunkel, Pfote,
ist der Sinn deiner Rede.“
    Sie lachte. „Die Überraschung kam per
Telefon. Einer von Papis Leuten, die draußen am Teufelstunnel noch immer nach
Spuren suchen, war’s. Er wollte den Kommissar sprechen. Aber Papi war schon auf
dem Weg zum Hbf.“
    „Und?“
    „Die suchen dort draußen. Und suchen!
Sogar mit Scheinwerferlicht. Eben haben sie was gefunden.“
    „Nämlich?“
    „Ein kleines, goldenes Püppchen.“
    „Was? Etwa so eins, das man am
Goldkettchen trägt. Als Brustschmuck. „
    „Genau!“ nickte Gaby. „Ich habe es mir
beschreiben lassen. Es ist das, das wir kennen.“
    „Hatte nicht dieser komische Frisör“,
erinnerte sich Klößchen, „so ein Ding auf der Heldenbrust?“
    „Du sagst es. Und uns ist es
aufgefallen, weil wir so scharf beobachten. Jetzt zahlt sich das aus.“
    Tim pfiff durch die Zähne. „Offenbar
haben wir’s mit einem ganzen Verein zu tun. Nitschl, Hauke, der Frisör, die
Unbekannte. Hoffentlich nicht noch mehr. Aber sie fordern ja nur eine Million.
Bestimmt will jeder einen großen Betrag — geldgierig wie sie sind. Wären es zu
viele Mitglieder, ginge der Kuchen in zu viele Teile.“
    „Lassen wir uns überraschen“, meinte
Gaby. „Bald wissen wir’s. Und nun kommt.“

24. Finale im Hbf
     
    Die Nacht senkte sich auf die
Großstadt. Das Lichtermeer schien unendlich zu sein.
    Im Hauptbahnhof hatten Bahnpolizisten
die letzte Runde gemacht.
    Jetzt zogen sie sich — weisungsgemäß — zurück.
    Kommissar Glockner sah aus wie ein
Alt-Hippie. Er trug einen zerfetzten Jeans-Anzug mit vielen Flicken, dazu eine
Langhaar-Perücke und etliche Perlenketten um den Hals. Das Gesicht versteckte
er hinter einem Vollbart und angeklebten Brauen.
    Er lungerte bei der Gepäckaufbewahrung
herum, lehnte an der Wand und trank ab und zu aus einer Rotweinflasche. Er
machte einen ziemlich betrunkenen Eindruck,
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