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Anschlag auf den Silberpfeil

Anschlag auf den Silberpfeil

Titel: Anschlag auf den Silberpfeil
Autoren: Stefan Wolf
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die sie sich gemacht hatten: mit der Anfertigung der
Nachschlüssel und dem anstrengenden Hin und Her.
    Die Mehrzahl der Kripo-Beamten befand sich
jetzt in der Nähe des Kinos, um den Papierkorb im Auge zu behalten. Immerhin
lag dort der gefütterte Umschlag mit dem Schlüssel.
    Nur Glockner, Krause und die TKKG-Bande
richteten ihre volle Aufmerksamkeit auf Nr. 234.
    „Leute!“ wisperte Gaby. „Ich glaube,
Achtfinger-Jo will an das Fach.“
    „Kommt mit! „ raunte Tim. „Wir gehen in
den Gang hinter der Schließfachreihe. Da sind wir dicht dran.“
    Sie bummelten los.
    In dem Gang zwischen den zwei
Schließfachreihen stand eine Frau. Sie war schlicht gekleidet, hatte aber einen
mächtigen Rotschopf, der unecht wirkte. Auf der Nase trug sie eine blaugetönte
Brille.
    Ihr langer Regenschirm lehnte an den
Fächern. Unterm Arm hielt sie eine große Leinentasche. Sie wollte Fach Nr. 589
aufschließen, hielt aber inne, als sich die TKKG-Bande näherte.
    „Klemmt das Schloß?“ fragte Tim.
    Er wollte ihr helfen. Schließlich brauchten
sie einen Grund, um sich hier herumzudrücken.
    „Nein!“ war die barsche Antwort.
    Er zuckte die Achseln.
    Sie schlenderten weiter, wollten zur
nächsten Ecke, um von dort in den Nachbargang zu spähen. Was trieb
Achtfinger-Jo?
    Es muß Instinkt gewesen sein, daß Tim
zurückblickte.
    Die Frau hatte das Fach geöffnet, schob
die leere Leinentasche hinein und begann, mit dem Regenschirm zu stochern.
    Tim hörte ein metallisches Geräusch. Na
und? Er hatte sich abgewendet.
    Doch genau in dieser Sekunde öffnete
Achtfinger-Jo auf der anderen Seite mit seinem Nachschlüssel Nr. 234.
    Eva König hatte die von Hauke
gelockerten Rückwände umgestoßen.
    Der Geldkoffer füllte Nr. 234 nur zur
Hälfte. Leerer Raum blieb.
    Durch die beiden Fächer starrten Eva
und Kolbe sich an.
    Der Schreck war mörderisch.
    Aufschreiend prallte die Frau zurück.
    Auf der anderen Seite warf sich Kolbe
herum. Er stieß gegen seinen Komplicen Peix.
    Krawatten-Nante war ihm gefolgt, um
beim Tragen zu helfen, falls das erforderlich sein sollte.
    „Was ist, Jo?“
    „In... dem Fach liegt... ‘ne Frau.“
    Kaum hatte Tim den Schrei gehört,
sauste er los.
    Eva König sah ihn und begann zu rennen.
Er warf nur einen Blick in das geöffnete 589er-Fach und wußte Bescheid. Mit
wenigen Sätzen holte er Eva König ein.
    Er wollte sie festhalten. Aber sie
hatte noch den Schirm, prügelte wie wild auf ihn los und begann zu kreischen.
Augenblicklich wurde sie hinterrücks gepackt und — entwaffnet.

    Krause hielt die Zappelnde fest. Dabei
verlor sie ihre Perücke.
    „Beide Fächer“, rief Tim, „haben keine
Rückwand. Durch das hintere wollte sie den Geldkoffer rausangeln.“
    Gefolgt von seinen Freunden rannte er
hinüber.
    Ringsum brach die Hölle los. Zig Typen,
in denen man keinen Kriminalisten vermutet hätte, stürzten herbei.
    Sie halfen Krause, die Frau zu
bändigen, die jetzt kratzte und biß.
    Kolbe und Peix standen zitternd vor
Althippie Glockner. Vor Nr. 234 hatte er sie gestellt — mit der Waffe in der
Hand.
    Aber jetzt steckte er seine Pistole
weg.
    Krawatten-Nante und Achtfinger-Jo
leisteten keinen Widerstand. Sie wußten ja selbst noch nicht, in was sie da
hineingeraten waren.
    Alles andere ging schnell. Die Frau
schwieg zwar verstockt. Aber Schulzl-Müller identifizierte sie als die
Mitinhaberin des Frisier-Salons — als die Lebensgefährtin eines gewissen Angelo
Copparo, den die TKKG-Bande vom Sehen kannte — als den Typ mit dem Goldpüppchen
auf der Brust.
    In seiner Wohnung wurden — außer ihm — Hauke
und Otto Nitschl angetroffen. Sie warteten dort auf Eva König — und kippten
fast um, als plötzlich die Kripo auf der Schwelle stand.
    Die vier wurden verhaftet — und
getrennt verhört. Otto gestand als erster. Damit war aller Schicksal besiegelt.
    Später, vor Gericht, erhielt Hauke die
höchste Strafe. Aber auch seine Komplicen mußten für längere Zeit hinter
Gitter.
    Erich Jesper mußte sich ebenfalls vor
Gericht verantworten. Aber weil er noch Jugendlicher war, drang davon nichts an
die Öffentlichkeit. Man wollte ihm eine Chance geben. Und es sah auch
tatsächlich so aus, als werde er sich bessern.
    Barbara Schnabel verzieh ihm. Sie wurde
wieder völlig gesund.
    Kolbe und Peix mußten wieder ins
Gefängnis. Gertrud Rawitzky hatte Glück. Das Gericht konnte ihre Strafe zur
Bewährung aussetzen.
    Wochen später schenkte Gaby ihrem
Freund ein besonders schönes Farbfoto von
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