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Anschlag auf den Silberpfeil

Anschlag auf den Silberpfeil

Titel: Anschlag auf den Silberpfeil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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müsse er die gesondert beleben.
    „Wie groß ist der Schaden?“ fragte Glockner.
    „Nicht groß, Gott sei Dank. Nur die Lok
ist beschädigt. Der Führer wußte natürlich Bescheid. Wegen gestern. Muß wohl
Instinkt gewesen sein, daß er sehr vorsichtig fuhr. Geradezu langsam.
Geschlichen, sagt er, sei er durch den Teufelstunnel. Trotzdem mußte er
gewaltsam bremsen — weil er die Steinbarrieren, den Felswall zu spät sah. Er
ist aufgefahren. Aber die Lok steht noch auf den Schienen. Drei Reisende sind
durchs Abteil gepurzelt. Nur leichte Verletzungen.“
    „Was denn?“ fragte Glockner verblüfft. „Am
Teufelstunnel? Soll das heißen, ein Anschlag an derselben Stelle?“
    „Fast an derselben Stelle“, nickte
Schulzl-Müller.
    „Fast?“
    „Das Hindernis ist diesmal am Tunneleingang.
Im Freien.“
    „Kann ich Ihr Telefon benutzen?“
    Er streckte die Hand danach aus.
    In diesem Moment klingelte der Apparat.
    Glockner zuckte die Achseln und
überließ Schulzl-Müller den Hörer.
    Der Bahnler meldete sich. Dann riß er
die Augen auf. Sein Gesicht wurde lang. Mit der freien Hand begann er zu
gestikulieren.
    Den Hörer hielt er so, daß die Stimme
der Anruferin aus der Hörmuschel in den Raum drang.
    Niemand atmete. In der Stille war jedes
Wort zu verstehen. „...haben wir eben einen Anschlag auf den Silberpfeil
verübt. Als Warnung. Wenn Sie uns nicht ernst nehmen, kann es schlimm für die
Bundesbahn werden. Wir haben auch Sprengstoff. Entweder Sie zahlen uns eine
Million D-Mark, wie schon verlangt, oder in Kürze fliegen Gebäude in die Luft.
Haben Sie mich verstanden?“
    „Ja... wohl“, stotterte Schulzl-Müller.
„Ge... bäude fliegen in die Luft. Aber, um Himmels willen, verschonen Sie
unseren Hbf! Bedenken Sie, wieviel hier erneuert wurde und was das... Ach so.
Ich verstehe. Das kümmert Sie nicht.“
    „Werden Sie nicht albern“, wies sie ihn
schroff zurecht. „Ich gebe jetzt unsere Bedingungen durch. Notieren Sie! Heute
abend um 23 Uhr wird ein Koffer, der das Geld enthält — nämlich eine Million - von
Ihnen, Schulzl-Müller, in einem Schließfach deponiert (zur Aufbewahrung
geben): Es muß ein bestimmtes Fach sein. Und zwar das mit der Nummer 234.
Begriffen?“
    „234“, murmelte der Bahnler.
    „Zur Zeit ist es verschlossen. Dafür
haben wir gesorgt. Es enthält aber nichts. Der Schlüssel liegt oben drauf auf
dem Fach. Wenn Sie sich hochrecken, fühlen Sie ihn.“
    „Fühle ich ihn, ja.“
    „Wenn Sie den Geldkoffer eingeschlossen
haben, stecken Sie den Schlüssel in ein großes, gefüttertes Kuvert. Damit gehen
Sie zur Kinokasse. Ich meine das Bahnhofskino in der Halle.“
    „Bahnhofskino in der Halle“, echote
Schulzl-Müller.
    „Dort gibt es zwei Papierkörbe. Sie
werfen das Kuvert in den rechten. Alles klar?“
    „Ja.“
    „Und denken Sie nicht, daß wir spaßen!“
    „Nein.“
    Es knackte in der Leitung. Die Frau
hatte aufgelegt.
    Schulzl-Müller schloß die Augen, als
wolle er nichts mehr sehen von seiner Umwelt.
    Mit gesenkten Lidern legte er den Hörer
zurück — genau auf die Gabel seines Tischapparats.
    Er hatte die Hand noch nicht
weggenommen, als es abermals schrillte.
    Er meldete sich.
    „Und noch was“, tönte die Stimme der
Erpresserin aus der Hörmuschel, „wenn wir nur einen einzigen Bullen in der
Halle entdecken, machen wir unsere Drohung wahr. Dann wird Sprengstoff
eingesetzt. Ende.“
    „Die Dame scheint vergeßlich zu sein“,
sagte Glockner, nachdem Schulzl-Müller zum zweiten Mal aufgelegt hatte. „Oder
sie ist nervös. Jedenfalls klang die Stimme verstellt. Sie rechnet damit, daß
hier ein Tonband läuft. Unser Pech, daß wir das nicht haben.“
    Krause sagte: „Also sind es mindestens
drei: Otto Nitschl, Hauke und die Unbekannte. Deren Optimismus (Zuversicht) möchte
ich haben. Bilden die sich tatsächlich ein, sie könnten den Koffer holen und
damit rausspazieren?“
    Glockner schien nachzudenken. „Ich
glaube nicht, daß die so naiv sind. Die haben irgendeinen Trick in der Hinterhand.“
Er wandte sich an den Bahnler. „Was sagen Ihre Vorgesetzten?“
    „Wir werden zahlen. Unsere Hausbank hat
das Geld schon bereitgestellt. Aber man geht davon aus, daß im richtigen Moment
Ihrerseits der Zugriff erfolgt, daß die Täter gefaßt werden und das Geld uns
erhalten bleibt.“
    Glockner nickte.
    Krauses Miene drückte Zweifel aus.

23. Trick mit doppeltem Boden
     
    Hauke grinste zufrieden.
    Seine dicken Finger tätschelten Eva
Königs Arm.
    Die

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