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Anschlag auf den Silberpfeil

Anschlag auf den Silberpfeil

Titel: Anschlag auf den Silberpfeil
Autoren: Stefan Wolf
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Unterbutzlbach oder
Kleinkleckersdorf geht, läuft da noch nichts — zugbahnfunklich, meine ich. Der
Triebwagenführer ruft also jetzt unseren Hauptbahnhof an und verständigt den
Fahrdienstleiter. Der wird sofort die Strecke sperren und Hilfe schicken. Wäre
ja auch eine Katastrophe, wenn zum Beispiel der Orient-Expreß oder dessen
Nachfolger volle Pulle anrauscht und unseren
    Triebwagen nicht rechtzeitig bemerkt.
Dann könnte man den Teufelstunnel in Katastrophentunnel umtaufen.“
    „Schicken die einen Krankenwagen?“
    „Mindestens. Vielleicht auch
Rettungshubschrauber. Du, Barbara, mußt sofort ins Krankenhaus. Damit nichts
unterlassen wird.“
    Das Mädchen richtete sich auf. Aber ihr
wurde schwummerig vor Augen. Sofort ließ sie sich zurücksinken.
    „Und wenn wir nun keinen Zugbahnfunk
hätten?“ fragte sie. „Dann müßte einer der Bahner zum nächsten Streckentelefon
laufen. Kostet natürlich Zeit.“
    Plötzlich begann Christine zu zittern. „Mein
Gott!“ flüsterte sie. „Ein... ein richtiger Anschlag! Wir haben... Glück gehabt
— mitten im Pech. Es hätte schlimmer ausgehen können. Dir, Barbara, hat der
Zufall keine Wahl gelassen. Aber Tim und ich sind ja nur zufällig in diesen
Triebwagen geraten. Eigentlich hätten wir mit dem Silberpfeil reisen müssen.
Der ist hier durchgefahren, bevor das Hindernis errichtet wurde.“ Tims Kiefer
schlossen sich. Die Zähne klickten, als schnappe ein Hund nach einer
vorbeisummenden Hummel. Diese unbewußte Geste begleitete die Blitzidee — eigentlich
war’s eine Raketenidee, denn sie zündete und hob den Gedanken ab.
    „Das ist es!“ knirschte er. „Sie sagen
es, Frau Pfab. Das Hindernis wurde eben erst errichtet. Jedenfalls vor ganz
kurzer Zeit. Sonst wären nicht wir, sondern Mann und Maus vom Silberpfeil
draufgesemmelt. Ein frisches Hindernis — also können die Täter nicht weit sein.
Oder sind sie noch hier?“

    Langsam drehte er sich um.
    Wieder strich sein Blick über die
Felder. Hasen konnten sich hier verstecken und Rebhühner. Aber für den oder die
Täter bot sich — bis hin zur Straße — nur ein einziges Versteck an.
    Die Feldscheune!
    Dort sind sie, dachte er. Vorhin der
Blitz! Logo — da hat der Sonnenstrahl ein Fernglas getroffen. Diese Verbrecher!
Sie sind auch noch neugierig. Wollen sehen, wie’s gelaufen ist.
    Er sah zur Straße.
    Sie war auch tagsüber wenig befahren,
jetzt nahezu tot. Aber der rote Wagen — der parkte dort noch.
    Ein Kleinwagen, klar. Bestimmt gehörte
er zu den Tätern. Viele konnten’s nicht sein. Vielleicht war’s nur einer.
    „Bin gleich wieder da“, sagte er durch
die Zähne — und rannte los.

6. Eine verdächtige Dame
     
    Er hörte Gegröhl hinter sich.
    Natürlich blickten alle ihm nach. Und
jene Typen, denen beim Anprall womöglich das Gehirn gewackelt hatte, hielten
ihn jetzt für übergeschnappt.
    Ein ausgefahrener Weg trennte die
Äcker. Tim spurtete über Krumen, Furchen, Grasbüschel und Feldsteine. Es war
wie bei einem Cross-Country-( Querfeldein )Lauf. In lederbesohlten
Straßenschuhen hätte er sich schwergetan. Aber die trug er nur zu feierlichen
Anlässen — wie Konfirmation, Schulfeier oder Geburtstagseinladung. Jetzt
steckten seine Mauken in soliden Trainingsschuhen mit rutschfester Profilsohle
und stoßdämpfendem Fersenkeil.
    Er achtete auf den Boden, hielt aber
immer wieder den Blick auf die Scheune.
    Dort rührte sich nichts.
    Waren die Attentäter schon weg?
Täuschte er sich?
    Oder wetzten sie die Messer für einen
heißen Empfang?
    Schräg links von ihm stob ein Hase aus
seinem Ackerbett. Meister Lampe streckte sich, als säßen ihm die Jagdhunde im
Genick. Mit angelegten Löffeln flitzte er hinüber zur Straße.
    Mit dem komme ich nicht mit, dachte
Tim. Der ist allemal gut für eine Bestzeit.
    Nur noch 30 Meter bis zur Scheune.
    Er ließ sich trudeln, tragen vom
eigenen Schwung. Die letzten Meter ging er im Schritt.
    Aus der Nähe entpuppte sich die Scheune
als Ruine. In den Wänden fehlten Bretter. Am Dach hatte der Wind geplündert.
    Hinter einem Spalt bewegte sich was
Buntes. Aha!
    Er hatte seinen Atem unter Kontrolle,
war hellwach und auf alles vorbereitet. Ganz kurz sah er sich um.
    Nein. Niemand war ihm gefolgt.
    Er lief um die Ecke, zur abgewandten
Seite, wo die Scheune ihr Tor hatte.
    Aus dem Halbdunkel kam ihm die Frau
entgegen.
    Sie sah kess aus, war sozusagen im
Bestzustand, obwohl schon ziemlich lange im heiratsfähigen Alter.
    Sie riß die grünen Augen weit
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