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Anruf vom Partner

Anruf vom Partner

Titel: Anruf vom Partner
Autoren: Michael Lewin
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die sie geschaffen hatten, hatte Nachahmer ermutigt, derentwegen jetzt ein Mann im Krankenhaus lag.
    Aber ich hatte die Entscheidung, die ich zu treffen hatte, getroffen. Ich würde der Polizei ihre Namen nicht nennen.
    »Also«, sagte ich, »was wollt ihr jetzt tun, um das alles wieder gutzumachen?«
     
     

63
    Als ich den Kofferraum geschlossen hatte, stieg ich in den Wagen und sah Bobby Lee an. Ich sagte: »Sind Sie immer noch mit von der Partie?«
    »Es steht auf Messers Schneide. Tag und Nacht nichts zu tun zu haben, ist aufregender, als ich ertragen kann.«
    »Wenn alles gutgeht«, sagte ich, »werde ich in der Lage sein, Ihnen bald eine Menge Arbeit zu geben.«
    »Das versprechen Sie mir immer wieder.«
    »Wir könnten vielleicht sogar eine Art Partnerschaft eingehen oder so was.«
    »Sie kriegen die Jobs, und ich mache sie? Sie wissen, was läuft, und ich nicht? Sie gehen in das Motel, und ich sitze draußen? Vielen Dank, Kamerad, aber über solche Partnerschaften weiß ich Bescheid.«
    Sie folgte mir zur College Avenue. Cecil Redmans Pick-up stand nicht vor seinem Haus.
    Wir parkten vor dem Haus nebenan. Das Haus, das ich so liebte mit seiner Veranda und seinen Giebeln und seinem verfallenen Bogen.
    Bobby Lee sah zu, wie ich zu meinem Kofferraum ging und zwei Koffer sowie eine Plastiktüte herausnahm. Ich trug alles zum Haus.
    Die Tür war abgeschlossen, aber das stellte kein Problem dar. Ich ging durch die Wand rein. Der Plan war, die Bombe irgendwo abzuladen, als hätte die Scum Front es getan.
    Ich fand mich im Wohnzimmer wieder. Künstlerisch gesehen bevorzugte ich den Kamin als Abladeplatz. Er war groß genug, und die Überreste des Kaminsimses verrieten, daß er einst ein schönes Stück gewesen war. Aber in dem Fußboden davor war ein gewaltiges Loch, und die Zeichen der Fäulnis ganz in der Nähe veranlaßten mich, praktisch zu denken.
    Es gab einen Schrank in dem Zimmer. Dort quartierte ich die Koffer und die Tüte ein. Ich verbrachte viel Zeit darauf, mich um mögliche Fingerabdrücke zu kümmern.
    Dann lehnte ich die Schranktür gegen den Rahmen, in dem sie einst gesessen hatte.
    »Ich möchte, daß Sie das Haus beobachten«, sagte ich zu Bobby Lee.
    »Ist mal was anderes als ein Motel, schätze ich«, sagte sie.
    »Manchmal spielen Kinder hier in der Gegend. Mit dem, was ich da drin liegen gelassen habe, sollten sie besser nicht spielen.«
    Sie sagte nichts.
    »Aber die Polizei wird bald hier sein. Wenn die kommen, können Sie wegfahren.«
    »Und vor welchem Gebäude soll ich danach sitzen?«
    »Vor meinem Büro«, sagte ich. »Mit etwas Glück bin ich nicht allzu lange weg. Und ich möchte mit Ihnen über unsere Zukunft reden.«
    »Sagten Sie ›unsere‹ Zukunft?«
    *
    Als ich ankam, war Miller nicht da, aber seine Sekretärin ließ mich in seinem Zimmer warten, während sie ihn aufspürte.
    Captains kriegen bequeme Stühle. Ich lehnte mich zurück und legte die Füße auf sein Dienstbuch.
    Es würde Miller nicht gefallen, wenn ich mich weigerte, ihm die Mitgliederliste der Scum Front zu geben. Aber ich würde mit dem Angebot kontern, einen anonymen Tip durchzutelefonieren, der ihm verriet, wo er einen ganzen Schrank voller Sprengstoffe finden konnte. In dem Schrank würde er auch eine Abschiedsbotschaft von den Scummies finden. »Der fortgesetzte Druck durch die Polizei«, würde das Schreiben lauten, »hat uns zu einem vorzeitigen Ende unserer Kampagne gezwungen. Wir bedauern zutiefst, daß wir zu der Atmosphäre beigetragen haben, die andere dazu verleitet hat, den Nachtwächter von der Ohio Street zu verletzen. Wir sind gegen körperliche Gewalt jeder Art. Wir sehen jetzt ein, daß unsere Kampagne, wie lobenswert ihre Ziele auch gewesen sein mochten, irregeleitet war.«
    Ein Literaturanalytiker würde vielleicht bemerken, daß der Stil der Abschiedsbotschaft von dem der Frühen Scum Front abwich. Ich glaubte aber nicht, daß die Polizei sich viel darum scheren würde.
    Ich wettete, daß sie sich damit begnügen würde, selbst die Lorbeeren dafür einzuheimsen, daß die Scum Front unschädlich gemacht war. Und die Entdeckung des Bombenbastelkastens würde ihnen etwas Greifbares in die Hand geben, das sie der Presse und der Öffentlichkeit vorzeigen konnten.
    Ich war sicher, daß das genug sein würde. Daß sie nicht auf einer Leiche bestehen würden. Auf jemandem, den sie strafrechtlich verfolgen konnten. Jemandem, den sie anspucken konnten. Nicht, wenn sie noch die anderen,
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