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Anruf vom Partner

Anruf vom Partner

Titel: Anruf vom Partner
Autoren: Michael Lewin
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Washington Street gefahren.«
    »Zu einem Motel?«
    »Direkt gegenüber der 465. Sie ist zum Empfang gegangen und war ein paar Minuten da, dann kam sie mit ein paar Schlüsseln raus.«
    »Quentin muß einen Schlaganfall bekommen haben.«
    »Er hat nichts gesagt.«
    »Und als Mrs. Vivien dann ihre Schlüssel hatte?«
    »Ist sie weggefahren. Und zwar zu einem Einkaufszentrum, wo sie sich wieder eine Telefonzelle gesucht hat und zwei weitere Anrufe tätigte.«
    »Hm, hm.«
    »Und dann ist sie in einen Supermarkt gegangen.«
    »Moment mal.«
    »Und hat eine Tüte Lebensmittel gekauft, und gegen zehn Uhr ist sie dann zurück zum Motel gefahren und in ein Zimmer gegangen.«
    »Allein?«
    »In dem Raum war es dunkel, als sie reinging. Das Licht ging erst an, als sie die Tür hinter sich zumachte.«
    »Okay.«
    »Wir haben an einer Stelle geparkt, wo wir ziemlich gut sehen konnten, aber nichts passierte. Als sie eine Weile auf dem Zimmer war, ging ich zum Empfang und habe mit der Angestellten dort gesprochen. Es wird Sie was kosten, aber ich habe rausgefunden, daß Mrs. Vivien drei Zimmer nebeneinander gebucht hatte. Und sie selbst war in das mittlere davon gegangen.«
    »Mmm.«
    »Dann kamen jede Menge Leute. Zuerst eine Frau in einem BMW. Dann zwei weitere in einem Ford.«
    »Frauen?«
    »Ja. Alles Weiße. Die erste war vielleicht einsfünfzig groß, und sie bewegte sich irgendwie gut, verstehen Sie? Athletisch. Irgendwo über dreißig, würde ich schätzen, aber ich konnte sie mir nicht genauer ansehen. Sie trug eine lange Jacke und einen Schal. Von den beiden anderen war eine älter und die andere jünger. Beide ungefähr einssechzig oder einsfünfundsechzig. Sie hatten auch lange Jacken an und Schals. Die beiden, die zusammen gekommen waren, hatten ein paar Koffer dabei.«
    Ich saß einfach nur da.
    »Sagt Ihnen das alles was?«
    »Ich kann's nicht recht glauben, aber das tut es.«
    »Darf ich fragen, was?«
    Ich sagte nichts. 
    »Hab ich mir gedacht«, sagte sie. »Das ist einer der Gründe, warum ich Zeit für Quentin habe. Er sagt es vielleicht nicht ausdrücklich, aber man weiß bei ihm immer, wo man dran ist.«
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Ist irgendwas nicht in Ordnung?«
    Ich sagte: »Haben Sie sich die Kennzeichen notiert?«
    »Natürlich.«
    Haben Sie sie zu den Besitzern zurückverfolgt?«
    Sie grinste. Ihre Zunge tummelte sich in der Lücke zwischen ihren Zähnen. »Klar hab' ich das, Boss.« Sie schlug eine Seite in ihrem Notizbuch um. »Wollen Sie die Liste haben?«
    Ich nickte.
    »Der BMW ist auf einen Typ namens Morgason zugelassen.«
    »Und der Ford?«
    »Auf Lillian Ray. Wollen Sie die Adressen?«
    »Nicht jetzt. Erzählen Sie mir noch den Rest.«
    Die Seite wurde wieder zurückgeblättert. Aber statt mit ihrem Bericht weiterzumachen, sagte sie: »Sind Sie auch wirklich in Ordnung?«
    »Bestens.«
    »Sie sehen beschissen aus.«
    Ich sagte nichts.
    »Also, all diese Frauen gingen in das Zimmer, in dem Mrs. Vivien war.«
    »Um wieviel Uhr sind die beiden letzten dort angekommen?«
    »Zehn nach elf.«
    »Und dann?«
    »Quentin und ich haben bis Viertel nach fünf gewartet.«
    »Niemand ist rausgekommen?«
    »Niemand. Und das Licht ist angeblieben.«
    »Niemand sonst reingegangen?«
    »Das hätte ich erwähnt.«
    »Bobby Lee, wäre es möglich, daß sie immer noch da sind?«
     
     

60
    Jemand, der weniger müde war als ich, wäre vielleicht früher drauf gekommen.
    Als ich Montag abend in der Telefonzelle mit ihnen telefoniert hatte, waren die Scummies fuchsteufelswild gewesen. Sie hatten mich ›Verräter‹ genannt und von meinen ›Bullenfreunden‹ geredet.
    Ich hatte nie rausgekriegt, warum.
    Aber jetzt wußte ich es. Montag war der erste Abend, an dem Bobby Lee Charlotte Vivien gefolgt war. Es war auch der Abend, an dem Quentin Quayle ihr gefolgt war. Vivien hatte Quayle bemerkt und reifenquietschende Ausweichmanöver unternommen, um ihn abzuschütteln. Aber sie hatte geglaubt, einen Bullen abzuschütteln, und wenn ein Bulle ihr folgte, mußte das bedeuten, daß ich sie verraten hatte.
    Später an diesem Abend hängte ich das Taschentuch in mein Fenster. Ich wollte reden.
    Sie auch. Und alles, was sie zu übermitteln hatten, war Wut.
    Wenn es mir nur gelungen wäre, ihren unerwarteten Zorn mit dem abgeschüttelten Verfolger in Zusammenhang zu bringen, hätte ich da schon gewußt, daß Charlotte Vivien eine von ihnen war. Der Gorilla. Diejenige, die in meiner Gegenwart nie ein Wort gesagt
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