Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anruf vom Partner

Anruf vom Partner

Titel: Anruf vom Partner
Autoren: Michael Lewin
Vom Netzwerk:
wegwarf.
    Jetzt war ich also plötzlich Richter Samson?
    Na ja, warum nicht? Richter Samson war mindestens genauso ›weise‹ wie alle anderen Richter auch.
    Aber ich zögerte auch noch aus einem anderen Grund, mich bei Miller auszuweinen - ich fand, daß ich nicht genug von dem verstand, was passiert war und warum.
    Und welcher verantwortungsbewußte Richter würde eine Entscheidung treffen, ohne alle Tatsachen zu kennen?
    Andererseits lag da eine Bombe in meinem Wagen.
    Ich mache mir das Leben nicht leicht.
    Ich saß eine Weile an meinem Schreibtisch. Ich versuchte, eine Liste in Angriff zu nehmen. Dinge, die ich tun konnte. Alternativen. Aber es dauerte nicht lange, bis ich anfing, Strichmännchen zu malen. Aus wellenförmigen Linien wurden Hände. Die Hände faßten nach Punkten. Die Punkte begannen sich zu erotischen Formen zu verbinden.  
    Dann klingelte das Telefon.
    Im Augenblick, als ich den Hörer abnahm, wurde mir klar, daß ich das nicht hätte tun sollen. Es konnte Miller sein. Es sollte Miller sein.
    Ich sagte: »Sie haben die Nummer von Albert Samsons Detektivbüro gewählt. Mr. Samson kann im Augenblick nicht an den Apparat kommen, aber wenn Sie Ihren Namen hinterlassen und Ihre Tel…«
    »Verdammte Scheiße«, sagte Bobby Lee. »Ah.«
    »Ich wollte Sie wissen lassen, daß ich wach bin und in den Startlöchern stehe, um zu Ihnen rüberzukommen, falls Sie sich auch nur im geringsten für einen ziemlich ungewöhnlichen Beschattungsbericht interessieren. Aber, Man-nomann, Mr. Samson, Sir, wenn Sie heutzutage zu wichtig sind, um sich Berichte…«
    »Tut mir leid«, sagte ich. »Ich hatte Angst, Sie wären die Polizei.«
    Nach einer Pause sagte sie: »Ich dachte nicht, daß Sie diese Art von Agentur betreiben.«
    »Tu ich auch nicht«, sagte ich. »Es ist eine komplizierte Geschichte. Aber kommen Sie doch bitte ins Büro.«
    »Ich will nichts mit der Polizei zu schaffen haben. Das kostet mich einfach zu viel Zeit.«
    »Werden Sie auch nicht. Um genau zu sein«, improvisierte ich, »habe ich noch mehr Arbeit für Sie.« Ich sah mir die Liste mit Klientenanrufen auf meinem Notizblock an. Nun, warum nicht? »Eine Menge mehr Arbeit.«
    Sie dachte darüber nach.
    »Aber passen Sie auf, wenn Sie herkommen. Quentin Quayle ist unten.«
    »Wissen Sie was, Albert«, sagte sie, »dieser Bursche ist nicht ganz so bescheuert, wie Sie glauben.«
    *
    Bobby Lee Leonard sah müde aus. »Spät geworden gestern abend?« fragte ich.
    »Wenn Sie Quentin gesehen haben, wissen Sie verdammt gut, daß es so war«, sagte sie.
    »Wir haben nicht drüber geredet.«
    Sie lächelte. »Hat er nicht einfach eine süße Art, sich auszudrücken?«
    »Ich habe mehr Probleme mit dem, was er sagt.«
    »Also, wollen Sie diesen Bericht oder nicht?«
    »Ich will.«
    Sie nahm ein Notizbuch aus ihrer Handtasche. »Auf dem Papier ist es nur eine Liste von Wo und Wann. Ich hatte noch keine Zeit, es schön zurechtzumachen, damit der Klient denkt, er hätte sein Geld gut angelegt.«
    »Das denkt er jetzt schon.«
    »Also, verbal reicht?«
    »Und einfach. Ich möchte nur wissen, was passiert ist.«
    »Also, diese Vivien ging am frühen Abend und fuhr ins Zentrum. Unterwegs hielt sie an einer Telefonzelle an und telefonierte.«
    »Okay.«
    »Dann ist sie zu einer kleinen Bar in der Nähe von Washington Ost gefahren und hat sich mit diesem Mann getroffen.«
    »Jaa. Ich habe von der schäbigen Bar und dem häßlichen, schmutzigen alten Mann mit Mundgeruch, Schuppen und einer Klappe überm Auge gehört.«
    »Ich muß wohl vergessen haben zu erwähnen, daß er keine Unterwäsche anhatte und ihm eins von seinen Eiern fehlte.«
    »Ja, ja.«
    »Aber ich verstehe nicht, warum Sie mich engagieren, jemandem zu folgen, und mir nicht erzählen, daß Sie sich selber mit ihr treffen würden.«
    »Ich hab's nicht gewußt.«
    »Nein?«
    »Quentin hat gesagt, das Kleid auf dem Bild, das Sie gezeichnet haben, gehöre Mrs. Vivien. Als Sie weg waren, habe ich sie daher angerufen, und sie war einverstanden, sich mit mir zu treffen.«
    »Sie waren also wegen eines ganz anderen Falls dort? Dieses Bild-Falls?«
    »So ist es. Also, wo ist Mrs. Vivien hingegangen, nachdem sie die Bar verlassen hatte?«
    »Sie hat an einer anderen Telefonzelle angehalten, und diesmal hat sie zwei Anrufe getätigt, nicht nur einen.«
    »Welche Nummern hat sie angerufen?«
    »Träumen Sie weiter«, sagte Bobby Lee.
    »Und dann?«
    »Dann«, sagte sie, »ist sie zu einem Motel auf der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher