Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Annebelle - sTdH 2

Annebelle - sTdH 2

Titel: Annebelle - sTdH 2
Autoren: Marion Chesney
Vom Netzwerk:
...«
    »Bleiben
Sie«, sagte der Marquis. »Ich bin nicht zum Tanz gekommen. Ich möchte nur eine
Erfrischung haben, ehe ich weiterreite.«
    Der Wirt
sah verwirrt drein. Dann hellte sich sein Gesicht auf. »Ah, Sie wollen die Lady
mitnehmen!«
    »Nein«,
sagte der Marquis, »Mylady ist in Hopeworth.«
    »Aber
wissen Sie das denn nicht, Mylord? Ihre Ladyschaft ist hier!« »Hier?
Wo?«
    »Nun, beim
Tanz natürlich, und der Vikar und alle anderen sind auch da.«
    Der Marquis
stand da und starrte vor sich hin, bis der Wirt sich zu fragen begann, ob Seine
Lordschaft vielleicht nicht ganz bei sich sei.
    »Ach ja«,
sagte der Marquis endlich. »Schicken Sie einen Burschen nach meinen
Satteltaschen. Ich werde mich sofort umziehen.«
    »Sehr wohl,
Mylord«, sagte Mr. Boyse und musterte den Marquis neugierig. »Sie haben Zimmer
neun.«
    »Ich
brauche das Zimmer nur, um mich umzukleiden«, sagte der Marquis. »Ich werde
nicht übernachten, und ich werde auch nicht lange auf dem Ball bleiben. Lassen
Sie mein Pferd abreiben und dann satteln und bereitmachen.«
    Der Marquis
brauchte ziemlich lange zum Umkleiden, weil er mit seinem Abbild in dem trüben
Spiegel stritt. Er war es sich selbst schuldig, dachte er wild, eine letzte
Unterredung mit ihr zu führen. Manchmal hatte er davon geträumt, daß sie sich
im Pfarrhaus nach ihm sehnte und erkannte, was sie so gedankenlos, grausam und
achtlos weggeworfen hatte.
    Doch sie
hier auf dem Ball zu finden! Das war wirklich die Höhe! Er würde ihr einen
Denkzettel verpassen. Ja, und diesem Vikar, der mit ihr unter einer Decke
steckte, ebenfalls.
    Als er den
Ballsaal betrat, war der Tanz in vollem Gange. Mit gekreuzten Händen wirbelten
die Paare durch den Saal.
    Eine Gruppe
am anderen Ende des Raumes wurde angeführt von seiner Frau und einem
Landedelmann mit frischen Farben.
    Während er
ihr zusah, stolperte sie leicht. Der Mann lachte und faßte sie um die Taille,
um sie aufzufangen.
    »Guter
Gott!« sagte Annabelles Partner, als sie sich die Hände reichen mußten. »Wer
ist denn der schöne Mann, der da in der Tür steht und so finster dreinblickt
wie der Teufel in Person?»
    Annabelles
Kopf fuhr herum. Schon einen Sekundenbruchteil vorher wußte sie, wer es war.
    Sie blieb
wie angewurzelt stehen. »Peter«, flüsterte sie.
    Die anderen
Tänzer prallten gegen sie und stolperten an ihr vorbei, während sie sie
neugierig ansahen.
    Annabelle
vergaß ihren Partner vollkommen. Sie vergaß den Tanz, ging langsam auf den
Marquis zu, als sei außer ihnen niemand im Saal.
    Sie
streckte ihm die Hände entgegen, und er ertappte sich dabei, daß er sie trotz
seines Zorns ergriff und fest drückte.
    »Also bist
du doch gekommen, Peter«, sagte Annabelle. Tränen glänzten in ihren Augen.
»Deirdre deutete an, daß du kommen würdest, aber ich hatte schon beinahe die
Hoffnung aufgegeben.«
    »Ich bin
rein zufällig hier«, sagte er kühl. »Ich wollte mir den Luxus gönnen, dir genau
zu sagen, was ich von dir halte.«
    Annabelle
riß ihre Hände zurück. »Dann liebst du mich nicht«, sagte sie. »Trotz der
Tatsache, daß Vater dir alles erklärt hat, von Miss Evans und Sir Guy und dem
Streich, den sie mir gespielt haben. Du liebst mich nicht. Und ich«, ihre
Stimme verriet ein Schluchzen, »ich liebe dich so sehr.«
    »Was?»
    Sie machte
eine Bewegung, um sich abzuwenden, aber er riß sie herum.
    »Was hast
du da gesagt?« fragte er.
    »Weißt du
es denn nicht?« Sie sah ihn an. »Hast du Vaters Brief nicht bekommen?«
    »Nicht
das«, sagte er, während seine Augen ihre Augen suchten. »Hast du gesagt, daß du
mich liebst?»
    Annabelle
ließ den Kopf sinken, allen Stolz vergessend.
    »Ja«, sagte
sie kläglich.
    Eine Minute
später trat der Vikar aus dem Kartenzimmer in den Ballsaal und fand tödliches
Schweigen vor. Die ganze Grafschaft Berham stand in erstarrter Stille da und
sah zu, wie der Marquis von Brabington ungestüm seine Frau küßte.
    »He!«
schrie der Vikar. »Ist das ein Ball oder eine Beerdigung? Los, ihr Fiedler, wir
wollen eine lebhafte Gigue. Auf die Plätze, meine Damen und Herren!«
    Die
Gesellschaft erwachte wieder zum Leben, die Musik setzte ein, und Deirdre,
Daphne, Diana und Frederica Armitage tupften sich sentimentale Tränen aus den
Augen.
    »Meine
Kinder!« rief Mrs. Armitage und stürmte in Annabelles Richtung, Fetzen von
Chiffon und Spitzen hinter sich herschleifend.
    »Nein, laß
sie in Ruhe«, grollte der Vikar und hielt seine Frau fest. »Für diesen Abend
hatten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher