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Annebelle - sTdH 2

Annebelle - sTdH 2

Titel: Annebelle - sTdH 2
Autoren: Marion Chesney
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glaubte?«
    »Ich
brauchte das Geld«, sagte Harriet und begann zu weinen. »Ich war sicher, sie
würden miteinander darüber sprechen, und alles würde sich aufklären.«
    »Wer hat
Sie dafür bezahlt?« warf der Squire mit leiser und freundlicher Stimme ein.
    Harriet
wandte sich von dem polternden Vikar ab und antwortete dem Squire jammernd: »Es
war Sir Guy Wayne. Er dachte, ich hätte einmal eine Liaison mit Brabington
gehabt, aber ich schwöre, daß das nicht wahr ist. Brabington ist allerdings am
Tag nach seiner Hochzeit mit mir in den Park gefahren, und seine junge Frau hat
uns gesehen, daher glaubte sie natürlich ...«
    »Das haben
wir von unseren Ränken«, murmelte der Vikar mürrisch vor sich hin.
    »Sie
sehen«, fuhr Harriet verzweifelt fort, »daß Sir Guy schließlich recht behalten
hat. Er sagte, er studiere die menschliche Natur. Er sagte, Brabington werde
vielleicht nach mir suchen, und er bot mir für einen Monat dieses Haus hier in
Brighton an. Es war zu verlockend. Ich mußte fort. Wie haben Sie mich
gefunden?«
    »Machen Sie
sich keine Sorgen«, sagte der Vikar. »Meine Tochter hat die Dienerschaft
angewiesen, Brabington nichts von Ihrem Besuch zu erzählen. In dieser Hinsicht
hatten Sie also Glück.
    Sehen Sie,
ich möchte einer hübschen Dame keinen Kummer machen«, fuhr
er fort und warf einen anerkennenden Blick auf ihre Fußknöchel. »Seien Sie
also ein gutes Mädchen und sagen Sie mir, wo ich Sir Guy finde.«
    »Er wird
sich an mir rächen!«
    »Wenn ich
mit ihm fertig bin«, sagte Hochwürden Charles Armitage, »wird er nicht mehr in
der Lage sein, sich an irgend jemandem zu rächen.«
    »Er wohnt
in der St. James Street. St. James Street i58.«
    »Komm,
Jimmy«, sagte der Vikar. »Es gibt Arbeit.«
    Squire
Radford hatte seinen Freund noch nie so grimmig gesehen.
    Doch als
ein müder Squire
Radford und der Vikar bei Sir Guys Wohnung vorsprachen, erfuhren sie, er habe
die Stadt verlassen.
    Sie gingen
in ein Kaffeehaus, um die Angelegenheit zu bereden. »Glaubst du, daß er außer
Landes gegangen ist?« fragte der Squire. »Der nicht«, sagte der Vikar
rundheraus. »Warum sollte er? Er weiß ja nicht,
daß wir etwas herausbekommen haben.«
    »Es kommt
mir schrecklich vor, nach all unseren Bemühungen so untätig zu sein«, seufzte
der Squire.
    »Nun, da
ist eine Sache, die wir tun können«, sagte der Vikar und leerte sein Glas.
    »Was denn?«
    »Klatsch.
Komm. Wir gehen in jeden Klub, jede Spielhölle, jedes Kaffeehaus und jeden
Klatschsalon in ganz London. Wenn ich mit ihm fertig bin, wird von seinem
Ansehen auch nicht das kleinste Stückchen mehr übrig sein.«
    Dem Squire
kam es vor, als habe sein beleibter Freund unerschöpfliche Energien. Er trank
und redete und redete und trank vom Grosvenor Square bis zum St. James Square,
bis die ganze Londoner Gesellschaft vom Klatsch über die Heimtücke des Sir Guy
widerhallte.
    Nach drei
Tagen begannen die Kräfte des kleinen Squire zu erlahmen. Sie saßen im Grünen
Salon bei Lady Godolphin und wurden von ihr mit Tee und Gebäck bewirtet. Dieses
eine Mal schauderte dem Vikar beim Gedanken an etwas Stärkeres.
    »Sie haben
natürlich an Brabington geschrieben«, sagte Lady Godolphin, als sie sich die
ganze Geschichte angehört hatte.
    »Nein, habe
ich nicht!« rief der Vikar und schlug sich an die Stirn. »Follikel!« sagte die
Lady. »Dann schreiben Sie auf der Stelle; einer meiner Leute wird mit Ihrem
Brief sofort aufs Land reiten.«
    Der Vikar
begann eifrig zu schreiben. Mehrere Seiten strich er durch, bis er mit dem
Ergebnis zufrieden war. Dann bestreute er den Brief mit Sand, versiegelte ihn
und händigte ihn einem Diener aus.
    »Jetzt«,
sagte er, »brauchen wir nur noch den Schurken zu finden.«
    »Vielleicht
ist er Annabelle gefolgt«, sagte Lady Godolphin. »Der ist immer hinter
jungverheirateten Frauen her.«
    »Oh, mein
Kopf«, ächzte der Vikar. »Natürlich ist er das. Was sollte er sonst tun? Ich
bin ein Idiot.«
    »Nein, das
sind Sie nicht«, sagte Lady Godolphin mit Wärme. »Sie sind ein guter Patter
Familiar, das sind Sie. Annabelle sollte Ihnen dankbar sein.«
    Doch sie
sprach ins Leere, denn der Vikar war bereits aus dem Zimmer geeilt, der Squire
hinter ihm her.
    Zwei
Tage zuvor hatte
Annabelle überrascht aufgeblickt, als Betty in ihr Schlafzimmer gekommen war
und gesagt hatte, da sei ein Besucher für sie.
    »Und so ein
feiner Herr, Mylady«, sagte Betty.
    »Es ist
doch nicht ... Nein, das kann natürlich nicht sein«,
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