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Annebelle - sTdH 2

Annebelle - sTdH 2

Titel: Annebelle - sTdH 2
Autoren: Marion Chesney
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sagte Annabelle. Wie
albern, zu hoffen, es möge ihr Mann sein.
    Sie wollte
ihn nie wiedersehen – oder doch? Ihr Gemüt war in Aufruhr, seit ihr Vater
weggefahren war. Sie wußte nicht, daß er nach London gereist war, da er
hinterlassen hatte, er sei zum Pferdemarkt in der nächsten Grafschaft gefahren;
sie war ziemlich enttäuscht, daß er ihr zuerst die schmerzliche Geschichte
entlockt hatte und dann weggefahren war, ohne sich weiter darum zu kümmern.
    Sie hatte
qualvolle Träume vom Marquis, und manchmal verspürte sie Schuldgefühle.
Vielleicht hatte sie zu überstürzt gehandelt. Sie hätte es ihm sagen sollen.
Zumindest hätte sie ihm eine Gelegenheit zu einer Erklärung geben müssen. Sie
hatte Brief um Brief an ihn geschrieben, aber einen nach dem anderen wieder zerrissen.
    Annabelle
ging langsam nach unten und öffnete die Tür des Wohnzimmers.
    Sir Guy
stand auf und kam ihr entgegen.
    »Lady
Annabelle«, sagte er mit öliger Stimme, »ich hörte von Ihrer Trennung von Ihrem
Mann. Die Diener können nicht schweigen. Ich mußte Sie wissen lassen, daß Sie
wenigstens noch einen Freund im bean munde haben.«
    Die Diener
redeten tatsächlich, wie Sir Guy zu seinem Vorteil festgestellt hatte, wenn es
ihn auch eine ganz schöne Summe gekostet hatte, die Information aus dem Brabington-Haushalt
zu erhalten.
    »Sie sind
sehr freundlich, Sir Guy, aber mir geht es gut. Ich fürchte, wir können Sie
nicht unterbringen. Wir haben kein freies Zimmer.«
    »Ich habe
mich im örtlichen Gasthaus eingemietet«, sagte er lächelnd. »London ist sehr
flach und öde ohne Ihre Gegenwart.«
    »Ich würde
lieber nicht über meinen Mann sprechen, Sir Guy«, sagte Annabelle. »Wir haben
uns nicht getrennt. Er hat militärische Pflichten zu erledigen, und ich nutzte
die Gelegenheit, um meine Familie zu besuchen.«
    »Ich hörte,
daß Sie keine Karten für Almack's bekommen haben«, sagte er mitfühlend. »Ach,
wenn ich das nur gewußt hätte.«
    »Es macht
nichts«, sagte Annabelle und fragte sich bitter, ob es irgend etwas gab, das
Sir Guy nicht wußte. Sie malte sich aus, wie ihre Schande in ganz London
die Runde machte, und fühlte sich tief gedemütigt.
    »Es ist ein
schöner Tag«, sagte er. »Ich kenne diese Gegend nicht und habe mich gefragt, ob
Sie vielleicht mit mir einen Spaziergang machen würden.«
    Annabelle
zögerte. Doch seine Loyalität tat ihr wohl. Sie sagte, sie werde ihren Hut
holen.
    Und so
gingen sie und sprachen. Mrs. Armitage war entzückt, einen so eleganten Gast zu
haben, und Sir Guy nahm seine Abendmahlzeiten im Pfarrhaus ein.
    Die kleinen
Mädchen mochten ihn, mit Ausnahme von Deirdre, die sich schüttelte und sagte,
er erinnere sie an einen Fisch.
    »Er ist
überhaupt nicht fischähnlich«, sagte Annabelle. »Er ist durch und durch ein
Gentleman.«
    »Es sind
seine Augen«, sagte Deirdre. »Flach und irgendwie wachsam. Sie erinnern mich
an kalte, blutleere Dinge.«
    Sir Guy
benahm sich in keiner Weise zu vertraulich, und Annabelle begann, seine
Gesellschaft angenehm zu finden. Ihr Herz trauerte noch immer um ihren Mann,
doch Sir Guy konnte kleine bissige Bemerkungen über die skandalöse Karriere
des Marquis fallenlassen und dann verwirrt sagen: »Es tut mir leid. Ich
vergesse ständig, daß Sie mit ihm verheiratet sind.« Er sagte das so natürlich
und zerknirscht, daß Annabelle überzeugt war, er spreche die Wahrheit.
    Der Marquis
von Brabington bekam mehr und mehr den Anschein eines grausamen, herzlosen
Schurken, der so regelmäßig Herzen brach, wie Lord Alvanley Aprikosentorte aß.
    Es schien
die natürlichste Sache der Welt zu sein, daß Sir Guy am Sonntag mit ihnen in
die Kirche ging. In Vertretung seines Vorgesetzten hielt Mr. Pettifor, der
überarbeitete Hilfspfarrer des Vikars, den Gottesdienst ab.
    Das Wetter
war launisch. Regenschauer unterbrachen den Sonnenschein, und große schwarze
und graue Wolkenfetzen zogen über den blaßblauen Himmel.
    Die Röcke
der Mädchen flatterten im warmen Wind, als Annabelle, Sir Guy und Mrs. Armitage
die Familienprozession zur Kirche anführten.
    Es war
April. Blaue Anemonen bildeten einen Teppich in den Wäldern beiderseits der
Straße, die Weißbuchen blühten, Narzissen leuchteten gelb in den Grasbüscheln
zwischen den Grabsteinen des Kirchhofs.
    Hoch oben
segelte ein Falke auf dem Wind, wandte leicht den Kopf nach beiden Seiten und
suchte nach Beute.
    Sir Guy war
aufs feinste gekleidet; er trug einen blauen, langschößigen Frack, eine
braungelbe Weste,
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