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Annebelle - sTdH 2

Annebelle - sTdH 2

Titel: Annebelle - sTdH 2
Autoren: Marion Chesney
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Brabington mit dieser Evans noch nicht
einmal eine Liaison hatte«, schloß der Vikar.
    »Ich muß zu
ihm«, weinte Annabelle und sprang auf. »Was muß er von mir denken?«
    »So
beruhige dich doch!« sagte der Vikar. »Ich habe ihm geschrieben und ihm alles
erklärt. Es ist an ihm, zu dir zu kommen. Hat ja auch keinen
Zweck, zu seinem Landgut zu eilen und festzustellen, daß er in London ist, und
dann nach London zu fahren, nur um zu hören, er sei hierher unterwegs. Meine
Güte, ihr könntet einander innerhalb einer Woche durch ganz England nachjagen.«
    »Ich habe
mich schrecklich benommen«, seufzte Annabelle und sank wieder in ihren Sessel.
»Gott hat mich gestraft.«
    »Oh, das
darfst du nicht sagen«, erwiderte der Vikar. »Ich meine, daß du dich selbst
bestraft hast. Es hat also keinen Sinn, dem Allmächtigen die Schuld zu geben.
    Betrachte
es einmal von dieser Seite. Du hast nicht aus Liebe geheiratet, sondern um
deiner Schwester eins auszuwischen. Du fängst einen Flirt
mit einem Tunichtgut wie diesem Sir Guy Wayne an, etwas, das merke dir, was
keine tugendhafte Frau auch nur in Erwägung ziehen würde, und dafür bekommst
du deinen Lohn. Gut ist, was gut endet. Dein Mann wird in ein paar Tagen hier
sein, oder ich will nicht Charles Armitage heißen.«
    »Bin ich
denn so schlecht, Papa?« fragte Annabelle angstvoll.
    »Nicht du«,
sagte der Vikar, »und nicht jetzt. Aber du warst es, als deine Schönheit dich
benebelte und du mehr Haare auf dem Kopf hattest als
Verstand darin. Jetzt würde ich sagen, du bist wirklich erwachsen geworden.
Minerva hat dich verwöhnt. Sie fand immer Entschuldigungen für dein Verhalten,
weißt du. Und ich, ich konnte Minerva nie widerstehen, wenn sie diesen
gouvernantenhaften Ausdruck im Gesicht hatte.«
    »Hast du
von ihr gehört?« fragte Annabelle.
    »Nicht,
seit sie Dover verlassen haben, aber es wird ihr schon gutgehen. Sie ist in
guten Händen.«
    »Glaubst
du, daß er wirklich kommen wird?«
    »Brabington?
Natürlich. Und nun ab mit dir! Ich bin so schwach, daß ich kaum noch mein Glas
heben kann.«
    In den
nächsten Tagen brachte es Annabelle nicht fertig, das Pfarrhaus zu verlassen.
Sie saß am Fenster, blickte über die regennassen Felder und wartete darauf,
daß seine Kutsche in die Straße einbog.
    Doch der
Marquis von Brabington kam nicht. Der Postbotenjunge pflegte triumphierend in
sein Horn zu stoßen, und sie konnte es kaum erwarten,
bis er seine Tasche geöffnet hatte. Es kamen Briefe von den Zwillingen, ein
Brief von Lady Godolphin, ein Brief von einer alten Freundin ihrer Mutter, aber
kein Brief vom Marquis.
    Die Mädchen
waren aufgeregt, weil sie am Freitag abend eine Gesellschaft in der nahe
gelegenen Stadt Hopeminster besuchen sollten.
    Daphne und
Deirdre würden zum erstenmal tanzen, und Frederica und Diana durften mitgehen,
wenn sie versprachen, ruhig dazusitzen und den
Tänzern zuzuschauen.
    Holden
hatte die Erregung noch gesteigert, indem sie die Festkleider so umänderte,
daß sie der neuesten Londoner Mode entsprachen, und sich erbot, die Mädchen zu
frisieren.
    Die
Haushälterin beklagte sich, weil sie ihre Küche keinen Augenblick für sich
allein hatte, so beschäftigt waren die Mädchen damit, Waschtinkturen und
Pomaden herzustellen.
    Annabelle
hatte überhaupt nicht daran gedacht, mitzugehen. Doch als der Freitag
näherrückte und ihr Mann noch immer nicht eingetroffen war, gab sie
schließlich dem Drängen ihrer Schwestern nach und willigte ein, doch
mitzufahren.
    »Du kannst
nicht ewig dasitzen und auf ihn warten, Bella«, sagte Deirdre mitfühlend.
»Stell dir bloß vor! Er wird vermutlich auf seinem Dienstpferd in den Ballsaal
reiten und dich davontragen wie der junge Lochinvar. «
    Annabelle
mußte lächeln, trotz der Anspannung, die sich allmählich in ihrem Gesicht
bemerkbar machte. Der Vikar hörte nicht auf, ihr frohgemut
zu versichern, sie sei eine Närrin, eine dumme Pute, und Brabington werde schon
kommen. Doch insgeheim hegte er inzwischen einige Zweifel.
    Die Güter
des Marquis lagen zwei Grafschaften weiter südlich. Wenn er nach London wollte,
mußte er durch Hopeminster reisen. Er hätte die Strecke in einem langen, harten
Tagesritt zurücklegen können. Der
Vikar begann sich allmählich zu fragen, ob der Mann seine Tochter womöglich
nicht mehr mochte und trotz des langen Erklärungsbriefes nichts mehr mit ihr
zu tun haben wollte.
    Squire
Radford mußte ihn daran erinnern, daß er alles getan hatte, was in seiner Macht
stand,
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