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Anne Frasier

Anne Frasier

Titel: Anne Frasier
Autoren: Marinchen
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stoßen, der da lag, aber da war all dieser Kram an ihrem Arm, der irgendwo dranhing.
    Aber die Bewegung reichte aus, dass er sie bemerkte. Er rührte sich und schaute zu ihr hoch. Ronny Ramirez.
    Ramirez?
    Sie spürte eine Süße irgendwo in sich knospen, und es gelang ihr, ein einziges Wort herauszuwürgen, voll liebevoller Sehnsucht.
    »Arschloch.«
    Er schaute sie an, und die Freude auf seinem Gesicht war bemerkenswert.
    Ethan hatte keine Musik hören können, seit der Madonna-Mörder ihn in seinen Wagen gelockt hatte und Ethan so dumm darauf hereingefallen war.
    Willst du einen Lolly, kleiner Junget
    Der Psychopath hatte Ethans Seele an sich gerissen, indem er etwas benutzte, was der Junge liebte, um ihn hereinzulegen, in die Falle zu ködern, ihn in seine kranke, makabre Welt zu locken.
    Es klopfte an seiner Schlafzimmertür. Ethan wischte sich schnell die Tränen weg und stemmte sich hoch auf die Ellenbogen. »Es ist offen.«
    Die Tür öffnete sich weit genug, dass Heather hereinschauen konnte. Heute war ihr Haar rot. »Kann ich reinkommen?«
    Er setzte sich auf, fragte sich, ob sie sehen konnte, dass er geweint hatte. »Ja, klar.«
    Bisher war noch keiner seiner Freunde hier gewesen, und obwohl ihn das nicht überraschte, tat es weh.
    Sie hielt eine CD-Hülle hoch, ihre Armreifen klingelten.
    Sein Magen ging auf Tauchstation.
    »Du wirst nicht glauben, was ich gefunden habe. Einen Outtake von Velvet Undergrounds Ocean. Ich habe mich erinnert, dass du danach gesucht hast. Hast du ihn je gefunden?«
    »Nein«, sagte er wie betäubt. »Hör mal, ich hab keine Lust, Musik zu hören, okay?«
    »Nur einen Song«, bat sie. »Du musst das hören.«
    Sie steckte die CD in den Player. Ohne auf eine Einladung zu warten, warf sie sich neben ihn auf das Bett, sodass sie Seite an Seite saßen, die Füße am Boden.
    Als die Musik anfing, ließ sie sich zurückkippen und schloss die Augen.
    Erst versuchte Ethan, nicht hinzuhören versuchte sich abzuschotten, aber der Song war so überwältigend, so sehnsüchtig, dass er ihm immer näher und näher kam und er sich ihm nicht verschließen konnte. Wow! Oh, wow.
    Er ließ sich rücklings auf die Matratze fallen, die vor noch nicht allzu vielen Jahren mit Winnie-Pooh-Laken bezogen gewesen war, neben Heather, und schloss die Augen. Er war tief in dem Song versunken, als er ihre kräftigen Finger auf seinem Handrücken spürte, sie schlangen sich um seine, hielten ihn fest.
    Ivy nahm das in roten Stoff eingeschlagene Büchlein zur Hand, das Max auf ihrem Nachttisch hatte liegen lassen. Der Titel? Der Tod als Belohnung, ein Manifest von Grant Ruby.
    In dem Buch befanden sich seitenweise Notizen, die Ruby über die Jahre zusammengestellt hatte. Aber es war der letzte Eintrag, der ihre Entscheidung festigte, nach Chicago zu ziehen, wie nichts anderes es hätte tun können. Max kannte sie gut.
    Er war in höchster Präzision geschrieben worden, in schmalen, ordentlichen schwarzen Tintendruckbuchstaben. Die Zeilen waren gerade und präzise, als wäre das Papier liniert.
    Sie verweisen immer auf die Medikamente. Medikamente? Ich brauche keine Medikamente. Warum brauche ich Medi kamente, die mich daran hindern, die Wahrheit zu sehen? Die mir eine falsche Hoffnung und eine falsche Wirklichkeit vorgaukeln?
    Die Leute ziehen sich nett an, reden freundlich miteinan der, sagen Guten Morgen, sagen Entschuldigung. Lügen! Lügen!
    Die Leute sind dumm. Sie erfinden falsche Welten, falsche Realitäten, nur um die Sinnlosigkeit ihres Lebens zu verges sen. Sie bauen Häuser und haben Kinder, um das Chaos zu kontrollieren, um sich einzureden, das Leben hätte eine Bedeutung. Sie können sagen: Sieh nur! Ich mähe den Rasen! Sieh nur, ich füttere den Hund! Sieh nur, meine Kinder haben eine schöne Kindheit! Sieh nur, das Leben ist mehr als Leid und Schmerz.
    Die Leute sind dumm. Sie verstehen nicht, dass der Tod ein Gewinn ist! Sie verstehen nicht, dass ich ein Wesen dieser Welt bin, das die Dinge sehen kann, wie sie wirklich sind. Wenn ich töten will, ist nichts daran falsch. Ich bin bloß fortgeschrittener als die anderen, ein paar Generationen vor ihnen. Wenn ihr also allein zu Hause seid, wenn ihr allein in euren Autos sitzt, wenn ihr reist, wenn ihr euch eine Flasche Milch holt, SEID WACHSAM. SEID VERDAMMT WACHSAM.
    Ich bin dort draussen.
    Und ich bin nicht allein.
     
     
     
    ENDE

 
     
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