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Anne Frasier

Anne Frasier

Titel: Anne Frasier
Autoren: Marinchen
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hatte, die man brauchte, um mit seinen alten Freunden abzuhängen. Sie würden ihn nicht verstehen, und mit der Ungeduld der Jugend würden sie ihn auch nicht verstehen wollen. Er war eine Last, mehr interessierte sie nicht. Und wenn jemand belastend ist, trifft man sich nicht mehr mit ihm.
    Vielleicht würde Ethan andere Leute kennenlernen, die ein paar Jahre älter waren und mehr Lebenserfahrung hatten. Aber selbst dann, egal was sie durchgemacht hatten - den Verlust der Eltern, den Verlust eines Geschwisterkindes — würden sie nicht die Dunkelheit und Angst verstehen können, die Ethan ab und an überfielen.
    »Die Reifenspuren am Tatort von Alex Martin passen zu den Reifen an Rubys Wagen. Genaugenommen, dem Wagen seiner Mutter.« Sie nickte, das überraschte sie nicht.
    »Er hat sie eingemacht.«
    »Was?«
    »Jedenfalls einen Teil von ihr. Im Keller standen dreißig Gläser Spaghettisoße. DNA in einem Teil der Soße gehört der Mutter.«
    »Mein Gott. Das wollte ich nicht so genau wissen. Ich werde nie wieder Spaghetti essen können.«
    »Tut mir leid. Ich dachte, das würde Sie interessieren. Und noch etwas. In seinem Highschool-Jahrbuch schrieb Ruby, dass er hoffte, eines Tages würde jemand ein Buch über ihn schreiben, und hoffentlich würde das Buch auch noch verfilmt werden. Unglücklicherweise wird das jetzt wohl in Erfüllung gehen.«
    Er erhob sich von dem Sessel und trat ans Fenster. Er schaute einen Augenblick lang hinaus, dann wandte er sich wieder Ivy zu. »Es tut mir leid, dass ich Ihnen neulich Vorwürfe gemacht habe. Wenn Sie nicht die Idee mit dem Brief gehabt hätten, würde der Madonna-Mörder immer noch frei herumlaufen.«
    Ein Mann, der sich entschuldigen konnte. Das war ja mal etwas Neues. Aber Ivy glaubte an die Verantwortung für ihr eigenes Handeln. »Sie hatten absolut recht, mir Vorwürfe zu machen. Der Brief hat Ruby durchdrehen lassen. Deswegen hat er Alex Martin getötet und Ethan entführt.«
    »Aber das konnte man nicht voraussehen. Und wir mussten etwas unternehmen.«
    »Ich war zu zuversichtlich«, gab sie zu. »Wir hätten vorsichtiger sein sollen.«
    »Ruby hatte es sowieso schon auf Ethan abgesehen. Der Hockeyschläger beweist, dass er ihn schon länger verfolgt hat. Er hatte es auf Sie beide abgesehen. Dass wir von dem Tattoo wussten, war der erste Stein des Puzzles für ihn, der ihn auf die Idee brachte, dass Claudia Reynolds, der einzige Mensch, der das Tattoo mit dem Madonna-Mörder in Verbindung bringen konnte, noch am Leben wäre. Zugleich versuchte er herauszufinden, wer diese Ivy Dunlap war und was sie hier trieb. Wir haben eine zerlesene Ausgabe Ihres Buches Sytmolic Death bei ihm zu Hause gefunden. Es könnte sein, dass er darauf gekommen ist, dass Sie und Claudia Reynolds dieselbe Person sind. Und dann hat er Sie am Abend des Hockeyspiels mit Ethan gesehen. Da Sie sich ähnlich sehen, hat er denselben Schluss gezogen wie andere, die Sie zusammen sahen. Er dachte, wenn Sie noch am Leben waren, dann vielleicht auch Ihr Sohn. Vielleicht wollte er Ethan aber auch nur wehtun, weil er mein Sohn ist.«
    Sie nickte. »Es wäre sehr aufregend für ihn gewesen, zu wissen, dass Sie an einen Tatort kommen und die Leiche ihres eigenen Sohns vorfinden.«
    »Vielleicht wollte er sogar, dass ich derjenige bin, der Ihnen in Ihre alte Wohnung folgt.«
    »Was haben Sie rausbekommen über die sechzehn Jahre ohne Morde?«
    »Kurz nach dem Angriff auf Sie meldete er sich selbst in einer psychiatrischen Klinik, wo man ihn als paranoiden Schizophrenen mit zwanghaften Tendenzen aufnahm. Er bekam starke Medikamente und blieb dort mehrere Jahre, bis die Klinik klar Schiff machte und über hundert Patienten entließ. In der ganzen Zeit war er niemals als gefährlich eingestuft worden. Ich werde dafür sorgen, dass Sie eine Kopie seiner Akte erhalten. Es scheint, dass seine liebste Freizeitbeschäftigung darin bestand, Figuren aus feucht gekautem Brot zu formen. Meistens die Madonna mit Baby.«
    »Und das ist niemandem aufgefallen?«
    »Offensichtlich nicht. Als Kind wurde er von seiner Mutter schwer misshandelt.«
    »Was höchstwahrscheinlich wieder einmal Debatten darüber lostreten wird, ob Leute einfach böse geboren werden oder äußeren Einflüssen unterliegen.«
    »Wäre er als Kind aus der Familie genommen worden, wäre aus ihm trotzdem ein Mörder geworden?«
    »Genau dieser Medien Wahnsinn stigmatisiert alle Patienten der Psychiatrie«, sagte sie voller Mitgefühl. »Die
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