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Anne Frasier

Anne Frasier

Titel: Anne Frasier
Autoren: Marinchen
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Schizophrenie ließ ihn nicht morden. Aber kombiniert mit den Misshandlungen in der Kindheit wurde daraus eine tödliche Mischung.«
    »Wie Sie sicher schon ahnen, hat er vor ein paar Monaten aufgehört, seine Medikamente zu nehmen.«
    »Hat das denn niemand überprüft?«
    »Er wurde psychiatrisch betreut, aber er konnte seinen Arzt davon überzeugen, dass es ihm außergewöhnlich gut ging und er seine Medikamente nahm.«
    »Ich bin sicher, dass er ausgesprochen überzeugend sein konnte«, sagte sie. »Wie geht es Regina?«
    »Nicht besser. Die Ärzte sagen, wenn sie bis jetzt noch nicht bei Bewusstsein ist, wird es wahrscheinlich auch nicht mehr so weit kommen.«
    »Die wissen nicht, mit wem sie es zu tun haben.«
    Er stimmte ihr zu. »Ich habe sie für die Einsatzgruppe ausgewählt, weil ich ihr toughes, geradliniges Auftreten mochte. Übrigens, Ihrem Kater geht es gut«, sagte er und betrachtete
    einen Kratzer auf seinem Handrücken. »Er hasst mich, aber es geht ihm gut.«
    »Nicht Sie. Jinx mag eigentlich niemanden. Er ist im Grunde halb wild, der Arme.«
    »Ich habe gehört, dass Sie bald aus dem Krankenhaus rauskommen.«
    »Ich werde übermorgen entlassen.«
    »Kann ich Sie zu Ihrer Wohnung fahren?«
    »Das wäre nett.«
    Wenn sie dort wäre, würde sie, nachdem sie Jinx all die Aufmerksamkeit hätte zuteil werden lassen, die er ertragen konnte, die Schachtel öffnen, die sie seit sechzehn Jahren nicht zu öffnen in der Lage gewesen war. Darin würde sie einen kleinen weißen Strampelanzug finden. Das war eine Extravaganz gewesen, die sie sich eigentlich nicht hatte leisten können, aber sie hatte ihn trotzdem gekauft. Sie erinnerte sich an seine Weichheit, sie stellte sich vor, ihn an ihre Wangen zu drücken. Er würde nach dem Dachboden ihres Hauses riechen, aber vielleicht, vielleicht würde die zarte Baumwolle auch noch den entfernten Duft eines Babys in sich tragen. Ihres Babys.
    »Ich weiß, dass Abraham hier war und Sie besucht hat. Ich weiß, dass er Sie gebeten hat, zur Mordkommission zu kommen. Haben Sie sich schon entschieden?« »Noch nicht.«
    Sie dachte über ihre Zukunft nach. Sechzehn Jahre lang hatte sie nur für ein Ziel gelebt, und jetzt erschien ihr das Leben im Grunde unnütz. Was sollte sie tun? Sich um Jinx kümmern.
    Und jeden lag wurde sie über die Fragen nachdenken, die sich die Menschheit seit Anbeginn der Zeiten stellte. Was tue ich hier? Wer bin ich? Was ist mein Lebenssinn?
    Diese tiefen Fragen stellten sich oft mitten in der Nacht, aber bei Ivy war es mehr als das. »Ich weiß, das klingt komisch, aber jetzt wo Ruby tot ist, verschwunden, fühle ich mich ... ich weiß auch nicht, leer. Ich konnte immer in die Zukunft sehen, aber jetzt schaue ich dorthin, und da ist nichts.«
    »Das ist verständlich. Er hat lange Zeit einen Großteil Ihres Seins bestimmt. Sie werden schon etwas anderes finden, um es auszufüllen.«
    »Ich weiß nicht, ob hierher zu ziehen die Antwort ist. Wenn ich umziehe, kann ich nicht mehr zurück. Wenn ich umziehe, muss ich mein Haus in St. Sebastian verkaufen, ein Haus, das mir eine Zuflucht war.«
    Konnten sie und Jinx irgendwo leben, wo es keine Felder gab, auf denen runde Steine lagen, die von den Gletschern geformt worden waren?
    »Vielleicht finden Sie eine neue Zuflucht.«
    Es war eigenartig, aber im Geiste hatte sie bereits ihre Welt aufgegeben, in der sie mit dem Tod nur zu tun hatte, wenn sie eine tote Maus fand, oder ein kleines Kaninchen, das Jinx gefangen hatte. »In St. Sebastian bin ich in Sicherheit.«
    Aber es war auch eine Welt, die ihr nie ganz wirklich erschienen war. Wegen ihres Geheimnisses hatte sie sich den Menschen nie ganz öffnen können, hatte nie über eine bestimmte Ebene in der Intimität hinausgehen können. Aber wie konnte sie die Sicherheit St. Sebastians hinter sich lassen, um in eine Welt voll Mord und Chaos zu ziehen?
    Und was war mit Ihren Forschungsarbeiten?
    Vielleicht konnte sie die in Chicago weiterführen. In Chicago konnte sie das Grab ihres Sohnes besuchen, denn dazu war sie jetzt bereit.
    »Was ist mit Ihnen?«, fragte sie. »Ich habe gehört, Sie haben sich entschieden, bei der Mordkommission zu bleiben.«
    »Wir können die Zeit nicht zurückdrehen«, sagte er leise. »Keiner von uns kann das.«
    Er hatte vor derselben Entscheidung gestanden wie sie, und er hatte sich für die brutale Realität der Mordkommission entschieden. Und obwohl diese Welt ihn nicht zerstört hatte, hatte sie ihm Narben zugefügt. Ihm
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