Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anne - 03 - Anne - 03 - Anne, der beste Lebenskamerad

Anne - 03 - Anne - 03 - Anne, der beste Lebenskamerad

Titel: Anne - 03 - Anne - 03 - Anne, der beste Lebenskamerad
Autoren: Berte Bratt
Vom Netzwerk:
Paar klarer, kluger Augen.
    Der Mann hatte deutsch gesprochen, aber mit ausländischem Akzent.
    „Tausend Dank - es wäre riesig nett - mein Mann mußte leider gehen.“
    „Oh - das war Ihr Gatte? So jung und schon verheiratet? Hier, Madame, sehen Sie, dies ist der erste Akt aus der ,Entführung aus dem Serail’. Die Oper wurde siebzehnhunderteinundachtzig komponiert - übrigens in dem Jahr, als Mozart heiratete; man spürt sein ganzes junges Glück in der Musik. Sie hat orientalische Anklänge - so zum Beispiel.“
    Wieder stand ein Mann neben Anne und pfiff, und diesmal war es keine Restaurationsgabel, sondern ein Stock mit goldenem Knauf, der den Takt schlug und den Glasscheiben vor den Nischen bedrohlich nahe kam.
    Anne gab sich alle Mühe zu folgen. Sie konnte eine ganze Menge Deutsch, aber trotzdem - dies war ja nicht gerade ein leichter Stoff -es war etwas anderes, als in Geschäfte zu gehen und Butter und Käse und Semmeln einzukaufen! Ein paarmal mußte sie fragen. Sie entschuldigte sich und sagte dann errötend:
    „Ich bin nämlich Norwegerin, und wir sind erst seit zwei Monaten hier.“
    „Sie sind Norwegerin, Madame? Eine Landsmännin von Edvard Grieg? Eine Landsmännin des a-Moll-Konzerts gewissermaßen?“ Anne nickte und lächelte.
    „Ja, allerdings. Mein Mann ist übrigens dabei, es einzuüben.“
    „Ist Ihr Mann Pianist? Auch Norweger?“
    „Nein, er ist Däne. Ja, er ist Pianist. Und möchte am allerliebsten Dirigent werden.“
    „Das hatte ich mir doch gedacht.“
    „Ja? - wieso -?“ Anne sah den alten Herrn fragend an.
    „Ich saß gestern abend in ,St. Peters Stiftkeller’ neben Ihnen. Ich hatte meine Freude an dem jungen Mann, der mit einer Gabel ein eingebildetes Orchester dirigierte. Übrigens hatte er recht mit dem, was er über das Tempo in der Ouvertüre sagte. Studiert Ihr Mann etwa hier in Österreich?“
    „Ja. Das heißt.“ Anne warf einen schnellen Blick auf das Gesicht mit den wachen, lebhaften Augen. Es war plötzlich gar nicht mehr schwierig zu sprechen - und es tat so gut, sprechen zu können, so gut, sich von der Seele zu reden, was sie bedrückte.
    „Er wollte bei Professor Gräbner studieren, und nun ist der Professor plötzlich erkrankt und in die Schweiz gefahren.“
    „Ich weiß“, nickte der andere. „Aber es muß doch noch andere geben, bei denen Ihr Mann studieren kann?“ Anne stieß einen kleinen Seufzer aus.
    „Das ist gar nicht so leicht. Mein Mann möchte nämlich in erster Linie dirigieren, er sagt immer, es sei schön, Klavier zu spielen, aber das Schönste von allem sei doch, auf dem Rieseninstrument zu spielen, das Symphonieorchester heißt - ein Instrument, bei dem jede einzelne Saite ein lebendiger Mensch ist.“
    „Soso, sagt er das -?“
    Die Stimme des Fremden hatte einen neuen Klang. Einen tiefen, warmen Klang.
    „Ja, das sagt er. Und außerdem möchte er weiter Klavier spielen. Und auch weiter komponieren. Er möchte alles zugleich machen. Und er sagt, es gibt nur einen Menschen, der ihn weiterbringen könnte, nun, da Professor Gräbner ausfällt - aber er hätte als ein kleiner, unbekannter Däne keinerlei Aussicht, sein Schüler zu werden - der Mann sitzt in Paris.“
    „Möchte Ihr Mann dorthin?“
    „Dorthin würde er am liebsten gehen - wenn er könnte!“ Der Herr blieb stehen, auf den Stock mit dem goldenen Knauf gestützt.
    „Petite Madame - gestatten Sie mir, daß ich Sie ein paar Dinge frage! Es geschieht nicht aus Neugierde, sondern aus ehrlicher Anteilnahme. Ich habe nämlich vielleicht die Möglichkeit, Ihrem Manne zu helfen. Erzählen Sie mir von ihm. Hat er Konzerte gegeben? Wann? Wo?“
    Und Anne erzählte. Sie erzählte von Jess’ erstem Auftreten und den glänzenden Kritiken, die er bekommen hatte. Sie erzählte von Jess’ Elternhaus, in dem die Musik das A und das O war. Von Jess’ Kompositionen, seinen Radiokonzerten, davon, daß er als Neunzehnjähriger, als er noch im Gymnasium war, seine eigene Musik zu einem Weihnachtsstück dirigiert hatte. Anne war jetzt auf vertrautem Boden, und die fremde Sprache floß ihr leicht über die Lippen.
    „Madame“, sagte der Fremde. Er richtete sich auf, es sah aus, als habe er einen Entschluß gefaßt. „Ich möchte mit Ihrem Mann reden. Ich verspreche nichts, ich möchte erst sehen, ob er wirklich Talent hat. Ich werde morgen um drei Uhr in meinem Hotel sein. ,Zum Goldenen Hirsch’.“
    „Und - und Ihr Name, Monsieur?“ Der Mann lächelte, und es schien, als wachse
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher