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Anne - 03 - Anne - 03 - Anne, der beste Lebenskamerad

Anne - 03 - Anne - 03 - Anne, der beste Lebenskamerad

Titel: Anne - 03 - Anne - 03 - Anne, der beste Lebenskamerad
Autoren: Berte Bratt
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er vor Annes Augen. Es lag etwas vornehm Aufrechtes über ihm, als er sich in seiner Muttersprache vorstellte, wie er es immer getan haben mochte, wenn er diesen Namen aussprach, bei dem die Leute vor Ehrerbietung die Augen weit aufrissen:
    „Sono Maestro Martiani.“
    „Du bist so schweigsam, Anne“, sagte Jess bei der Rückfahrt im Autobus. „Weißt du, wie du aussiehst? Wie ein kleines Mädchen, das seiner Mutter zu Weihnachten einen Staublappen gestrickt hat und am Vormittag des Heiligen Abends nicht weiß, womit es sich die Zeit vertreiben soll!“
    „Der Vergleich ist gar nicht einmal so dumm“, lächelte Anne. „Ich hab’ sogar einen kleinen Staublappen für dich, aber den kriegst du nicht eher, als bis wir in unserm Zimmerchen sind.“
    „Ich kann so was gut gebrauchen“, meinte Jess. „Ich muß doch die Tränen meiner Enttäuschung trocknen. Es sieht düster aus. Gott weiß, ob wir nicht lieber in Richtung Dänemark aufbrechen sollen. Wir können nicht hier so herumhängen und das ganze Stipendium für Wiener Schnitzel und Autobuskarten verbrauchen.“
    „. ja, und Palatschinken“, ergänzte Anne. „Wart nur, Jess. Vielleicht können wir den Staublappen gebrauchen, Freudentränen damit abzutrocknen!“
    Wenn es Jess’ Art gewesen wäre, Tränen zu vergießen, dann wären es diesmal Freudentränen gewesen. Er stand zu Hause in ihrem „Kämmerlein“ und starrte auf eine weiße Karte.
    „Ich erwarte Sie im Hotel ,Zum Goldenen Hirsch’ morgen, Donnerstag, um fünfzehn Uhr. Martiani.“
    „Anne.“ sagte Jess mit versagender Stimme.
    „Ja, Jess. Es stimmt.“
    „Anne!“
    „Komm und setz dich hin, mein Junge! Dann werde ich dir erzählen.“

Der Mondsee
    „Es ist wunderbar, Jess!“ sagte Anne. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals, und ihre Augen glänzten.
    „Es ist so unglaublich schön - und ich bin so glücklich - so glücklich.“
    „Ja, Anne. Aber es ist mir noch völlig unklar, wie wir es schaffen sollen.“
    „Aber mir nicht, Jess! Wir werden es schaffen!“ Jess schüttelte den Kopf.
    „Es wird ein Vermögen kosten, Anne! Allein der Unterricht - der schluckt eine Riesensumme - aber ich muß ja auch wohnen und essen - und du mußt wohnen und essen.“
    „Wir schaffen sowohl das Wohnen als auch das Essen!“ Anne ließ ihn los.
    „Komm, Jess, wir machen einen Spaziergang. Ich bin den ganzen Tag noch nicht draußen gewesen - ich habe immer bloß auf der Bank gesessen und gestrickt und Johann Sebastian unterhalten. Wir können uns von Eichlbergers die Räder leihen.“
    „Wo willst du denn hin?“
    „Zum Mondsee.“
    „Mondsee?“
    „Ja, zum Mondsee. Kommt von Mond, so viel Deutsch wirst du doch wohl können?“
    „Und was willst du da?“
    „Ich möchte den See mit dem wunderschönen Namen sehen, bevor wir abfahren. Und jetzt hat’s Eile damit!“
    „So? Du hast also die Absicht, mich zu verlassen?“
    „Ja, Jess. Sogar sehr bald. Aber darüber wollen wir uns - am Mondsee unterhalten.“
    Sie liehen sich Eichlbergers Räder aus, und dann fuhren sie zum Mondsee. Es fing schon an zu dämmern, als sie anlangten. Sie stellten die Räder ein, und dann gingen sie Arm in Arm durch eine alte Lindenallee zu dem stillen, dunklen See hinunter.
    „Da liegen Ruderboote, Jess. Wollen wir eins mieten?“ O ja, die Boote seien zu vermieten. Und dann ruderten sie über das blanke, seidig glänzende Wasser in die Abenddämmerung hinaus.
    „Wie schön es hier ist, Jess.“
    „Ja. Es war ein guter Einfall von dir, hierherzufahren. Nun leg los, Anne - und erzähle mir, was für einen Plan du ausgeheckt hast.“ „Erst möchte ich wissen, was Maestro Martiani alles gesagt hat.“ „Das habe ich ja schon erzählt.“
    „Nein, es ging viel zu schnell. Ich will jede Einzelheit wissen.“ „Als erstes sagte er, ich hätte eine bezaubernde Frau, aber das wußte ich ja schon.“
    „Jetzt mal ernst, Jess.“
    „Na, wenn das keine ernste Sache ist! Also, dann fragte er mich nach allem möglichen aus, ich antwortete artig wie ein wohlerzogener kleiner Schuljunge. Dann kommandierte er mich nach unten, wo ein Flügel stand, und ich mußte ihm vorspielen. Ich spielte die Solopartien aus Griegs a-Moll-Konzert und etwas von Schumann und etwas aus Beethovens Viertem. Und dann unterbrach er mich plötzlich und sagte, ich solle mitkommen. Er wolle sich eine Orchesterprobe anhören, die einer seiner früheren Schüler leitete. Wir kamen mitten in die Probe hinein, und als der Dirigent Martiani sah,
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