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Anne - 03 - Anne - 03 - Anne, der beste Lebenskamerad

Anne - 03 - Anne - 03 - Anne, der beste Lebenskamerad

Titel: Anne - 03 - Anne - 03 - Anne, der beste Lebenskamerad
Autoren: Berte Bratt
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versorgen - und wenn ich das gekonnt habe, als ich auf das Examen hinarbeitete, dann werde ich es wohl tausendmal leichter jetzt können, wo ich mit meiner Ausbildung fertig bin und nur einfach eine Stellung anzunehmen brauche. Und dann werde ich für unser Zuhause sparen und zusammentragen - nicht für dich, nicht für mich, sondern für uns, Jess. Verstehst du das - ja?“
    Jess ließ die Ruder los. Es war wahrlich ein Glück, daß diese nicht in den Dollen eines norwegischen Schifferkahns lagen, sondern in den beweglichen Bügeln festgeschraubt waren. Er neigte sich zu Anne vor und faßte ihre beiden Hände.
    Und dann kniete er vor ihr und legte den Kopf an ihre Brust. „Meine Anne. Meine wunderbare kleine Anne. Mein Kamerad -meine Geliebte - „
    „Wo bist du gewesen, Anne?“
    „Auf der Post. Habe das Strickkleid abgeschickt.“
    „Abgeschickt? Hättest du es nicht mitnehmen können?“
    „Das wäre zu spät gewesen. Deine Mutter wollte ja durchaus, daß ich an dem Preisausschreiben für die beste Strickerei teilnehmen sollte, und die Frist ist in der nächsten Woche abgelaufen. Jetzt habe ich es ihr durch Luftpost geschickt, da kann sie es von oben bis unten begucken und weiterschicken - dann bekommt sie es allerdings zu Weihnachten, anstatt zum Geburtstag.“
    Anne hatte einige Lagen von Mutter Kristinas allerfeinster handgesponnener Wolle mitgehabt, aus der sie ein warmes Winterkleid für Eva gestrickt hatte. Selbst Jess, der ja nicht eigentlich Fachmann im Stricken war, behauptete, das Kleid sei eine Sehenswürdigkeit, und Frau Eichlberger hatte die Hände zusammengeschlagen über dies Muster. „Nein, ach nein, ihr Norweger könnt aber stricken, Frau Daell“, hatte Frau Eichlberger gesagt und ganz hingerissen das breite Randmuster an dem Glockenrock angestarrt und den hochstehenden Kragen mit der feinen, schmal gemusterten Kante und die weiten Ärmel mit den kunstvollen Manschetten.
    „Ist es nicht komisch“, meinte Anne. „Ich kann keine zwei Striche zeichnen; müßte ich ein Haus zeichnen, dann würde es aussehen, wie von einer Fünfjährigen gezeichnet - aber wenn ich nur ein kariertes Stück Papier vor mir liegen habe, dann kann ich immer ein Strickmuster entwerfen!“
    „Dir geht es wie einem Schachgenie“, lachte Jess. „Es gibt Menschen, die wissen und können nichts weiter auf der ganzen Welt als Schach spielen; aber das können sie bis zur Vollendung.“
    „Und ich weiß und kann auf der ganzen Welt nichts weiter als das, was mit Strickmustern zu tun hat, meinst du?“ sagte Anne. „Auf alle Fälle weiß ich eins, daß ich nämlich den unverschämtesten Schlingel in der ganzen Welt geheiratet habe, und ich kann ihn an seiner Haartolle ziehen - so - und gehörig ziepen - so.“
    „Au!“ schrie Jess. „Ich meinte es doch nicht so, Anne - bitte verzeih mir - ich will es ja nicht wiedertun.“
    Anne lockerte den Griff, und Jess mußte sie dafür bestrafen, und dann lachten sie sich gegenseitig zu, jung und glücklich - und was Jess „Lebensüberschuß“ nannte, das blitzte in Annes Augenwinkeln wie tausend kleine Schelme.
    Sie hörten noch vier weitere Konzerte. Dann waren die Festspiele zu Ende, und Jess’ und Annes Abschiedsabend kam heran.
    Anne sollte zunächst einmal nach Kopenhagen fahren. Eva hatte auf den Brief, in dem die Jungen von Maestro Martiani und den veränderten Plänen berichtet hatten, telegrafisch geantwortet:
    „Gratulieren lieber Jess stop Freuen uns deinetwegen stop Erwarten Anne hier stop Wollen weitere Pläne zusammen besprechen stop Wir haben die beste Schwiegertochter der Welt stop Sind stolz auf dich stop Gruß Eva.“
    „Das ist mal wieder so echt Muttchen“, lachte Jess.
    An ihrem letzten Abend blieben sie zu Hause. Jess hatte gefragt, ob Anne nicht Lust habe, auszugehen, vielleicht irgendwo in Salzburg zu essen - oder in der exklusiven kleinen Bar im Schloß am Mondsee? Aber Anne sagte nein. „Dieser Abend gehört dir und mir, Jess“, erklärte sie. „Und dann will ich keine fremden Menschen sehen.“
    So saßen sie denn auf dem Sofa in ihrem Zimmerchen eng beieinander, eine große Schale mit Pfirsichen und eine Flasche roten Tiroler Landwein vor sich. Nie waren sie einander so nahe gewesen, nie hatten sie einander so verstanden, nie war die Liebe so lebendig und so bewußt in ihnen gewesen.
    Am nächsten Tag begleitete Jess seine Frau an den Zug.
    Es wurde nicht viel gesprochen. Alles, was zu sagen gewesen war, das war am Abend vorher gesagt
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