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Anne - 03 - Anne - 03 - Anne, der beste Lebenskamerad

Anne - 03 - Anne - 03 - Anne, der beste Lebenskamerad

Titel: Anne - 03 - Anne - 03 - Anne, der beste Lebenskamerad
Autoren: Berte Bratt
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fruchtbare Weinprovinzen, den Rhein hinauf, vorbei an mittelalterlichen Burgen, am Loreleifelsen. In Köln hatten sie sich einen ganzen Tag aufgehalten, denn - so meinte Jess: „Man kann nie wissen, wann du wieder einmal Gelegenheit hast, den Kölner Dom zu sehen. Du mußt ihn sehen!“
    An einem glühend heißen Sommertag waren Jess und Anne andächtig die breite Treppe hinaufgestiegen und in die majestätische Stille des Doms eingetreten. Anne kam sich ganz winzig vor unter den hohen, gotischen Bögen, und ihre Augen weiteten sich beim Anblick dieser Schönheit - einer Schönheit, die sie überwältigte und ganz stumm machte.
    Dann standen sie im Mittelschiff und schauten sich den Hochaltar an mit seiner goldenen Monstranz, sie besahen sich die Glasmalereien, die mächtigen Portale, die ragenden Säulen, die wunderbaren Skulpturen - Anne stand ganz still und hielt den Atem an.
    Jess hatte den Kölner Dom schon früher einmal gesehen, und er wußte, wie überwältigt man war, wenn man zum erstenmal vor der Offenbarung dieser Schönheit stand. Er blickte in Annes Gesicht hinunter. Es leuchtete, es trank die Eindrücke in sich ein - und die Tränen rannen ihr unaufhaltsam über die Wangen.
    Sie waren in der Schatzkammer gewesen, wo Anne, verwundert wie ein kleines Kind, gefragt hatte: „Ist es wirklich echtes Gold, Jess?“ Und sie hatte die Perlen auf den Meßgewändern betrachtet, die riesigen Edelsteine in den Kardinalsringen, die seltsamen Glasmedaillons, in schweres, getriebenes Gold eingefaßt, die die Gebeine von Heiligen, ihre Haare und Zähne enthielten.
    „Wie merkwürdig“, hatte Anne geflüstert. Und sie war andächtig von einem Gegenstand zum anderen geschritten, hatte geschaut und geschaut und war nicht müde geworden. Zuletzt waren sie in einem der Türme sämtliche fünfhundert Stufen hinaufgeklettert und hatten hoch dort oben gestanden und über die Stadt geblickt. Und Anne hatte Jess bei der Hand gefaßt.
    „Kannst du mich nicht mal in den Arm kneifen, Jess - ich begreife nicht, daß ich das sein soll - die hier steht - und mit dir -daß die, die augenblicklich hier im Turm des Kölner Doms steht, die Anne Viken ist...“
    „Das ist sie ja auch gar nicht“, hatte Jess gelächelt, und seine Augen waren voller Zärtlichkeit, als er in das helle Gesicht seiner Frau blickte. „Zum Glück ist es Anne Daell!“
    Sie hatten sich mehrere Stunden im Dom aufgehalten. Als sie wieder auf die Straße hinaustraten, fühlten sie sich abgespannt. Die Nachmittagssonne brannte, und das Thermometer zeigte siebenunddreißig Grad im Schatten.
    Jess nahm mit stolzer Besitzermiene seine Frau unter den Arm und führte sie um den Dom herum und über einen Platz.
    „Wo gehen wir hin?“ fragte Anne. „Ich habe Hunger.“
    „Zuerst was für die Nase, und dann was für den Mund!“ lachte Jess. Vor einem Eckladen blieb er stehen. „Schau genau hin, meine Teure! Du stehst sozusagen vor dem Eau de Cologne in ureigenster Person! Hast du jemals darüber nachgedacht, was ,Eau de Cologne’ eigentlich heißt?“
    „Nein“, sagte Anne ehrlich.
    „Dann tu es jetzt mal! Ehe du es nicht herausbekommen hast, kriegst du keins!“
    „Eau - das ist Wasser - de - von - Cologne - Cologne - ach, ich hab’s, das muß der französische Name für Köln sein!“
    „Ganz recht. ,Wasser aus Köln’ - hier heißt es ganz einfach ,Kölnisch Wasser’.“
    „Und das soll ich wissen? Denkst du vielleicht, im Stall von Möwenbucht hat es nach Eau de Cologne geduftet oder nach Kölnisch Wasser bei den Schweinen?“
    Dann gingen sie in das Geschäft, und Anne bekam „Wasser aus Köln“ und ein Stück wunderbare Seife, und sie ihrerseits schenkte Jess Rasierkrem und Gesichtswasser. Es machte so viel Spaß, in dem entzückenden Laden einzukaufen, und es machte so viel Spaß, hinterher wieder in den Sonnenschein hinauszutreten mit all den kleinen, blaugrünen Paketen, die ihnen an blaugrünen Schlaufen von den Fingern baumelten.
    Abends saßen sie in einem Gartenrestaurant am Rhein und tranken einen leichten Weißwein aus hohen Römern. Mitternacht war schon vorüber, als sie in ihr Hotel zurückkamen.
    Sie waren Mann und Frau, und sie waren so unendlich glücklich, sie hatten das ganze Leben vor sich, und die große, herrliche Welt lag offen vor ihnen und harrte ihrer. „Daß es so etwas gibt, daß zwei Menschen so glücklich sein können“, flüsterte Anne, und dann beschlich sie die Müdigkeit nach dem ereignisreichen Tag, und sie
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