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Anne - 03 - Anne - 03 - Anne, der beste Lebenskamerad

Anne - 03 - Anne - 03 - Anne, der beste Lebenskamerad

Titel: Anne - 03 - Anne - 03 - Anne, der beste Lebenskamerad
Autoren: Berte Bratt
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doch von größtem Wert für dich - wenn du die allerbesten Orchester unter den allerbesten Dirigenten hören kannst.“
    „Na klar. Aber hinterher? Es ist ja witzlos, daß wir hier bleiben und daß ich in unserm Zimmer hocke und komponiere und ganz auf eigene Rechnung Konzerte einübe. Das kann ich ebensogut in Dänemark tun!“
    Anne stand auf, ging zu Jess und strich ihm übers Haar.
    „Man kann so ein Problem nicht in ein paar Stunden lösen, Jess. Wir müssen mal über die Sache nachdenken, und - und - könntest du nicht auf alle Fälle dem Maestro Martiani schreiben?“
    „Pah! Wo denkst du hin! Ein kleines Jüngelchen aus Dänemark, außerhalb dieses winzigkleinen Landes ganz und gar unbekannt - in Martianis Augen ein blutiger Anfänger - o nein, mein Engel, wenn man bei dem arbeiten will, dann muß man beweisen können, daß es sich für ihn lohnt, Mühe an so einen zu wenden - er ist kein Lehrer für Anfänger, verstehst du! Große und bekannte Dirigenten schätzen sich glücklich, wenn er sich bereit erklärt, ihnen den letzten Schliff zu geben - Klaviervirtuosen von Weltruf lauschen voll Ehrerbietung seinem Urteil - du ahnst gar nicht, wovon du redest, Annekind.“ „Nein, gewiß“, sagte Anne leise. „Aber wir wollen mal überlegen, was wir tun können. Du mußt doch Leute kennen, die dir raten können - hol mal deine Empfehlungsschreiben, dann sehen wir nach.“
    „Nanu, Raoul - hier sehen wir uns wieder?!“ Jess blieb mitten im Menschenstrom stehen, der langsam aus dem Tor und weiter auf die Straße hinausflutete. Es war nach der Aufführung von „Cosí fan tutte“.
    Anne hörte erstaunt, wie Jess diese Worte auf französisch ausrief, während er einem kleinen, dunkelhaarigen und dunkelhäutigen Mann die Hand auf die Schulter legte. „Aber Jess - du bist hier?“ Jess zog Anne dicht zu sich heran.
    „Anne, dies ist ein guter Bekannter von mir - Raouls Vater war kurze Zeit in Kopenhagen Violinist, ein Kollege von meinem Vater -im vorigen Winter. Raoul, dies ist meine Frau - wenn du französisch mit ihr sprichst, dann mußt du langsam reden, es ist nicht ihre starke Seite.“
    „Deine Frau? Aber Jess, wann.“
    „Im Mai. Falls du wissen wolltest, wann wir geheiratet haben! Bist du allein, Raoul?“
    „Im Augenblick ja.“
    „Dann komm mit uns! Wir wollten gerade irgendwo eine Kleinigkeit essen.“
    Raoul schlug vor, in die älteste Gastwirtschaft von Salzburg, „St. Peters Stiftkeller“, zu gehen. Eine Menge Menschen hatten augenscheinlich dieselbe Idee, denn die Wirtschaft war beinahe voll, als sie kamen. Sie fanden noch einen ganz kleinen Tisch im Freien, auf dem vielhundertjährigen alten Hofplatz mit seinen niedrigen Arkaden und den riesigen Säulen aus grauem Stein.
    Raoul wollte Violinist werden wie sein Vater. Er war in Salzburg, „einfach nur, um Musik zu hören“, wie er lächelnd sagte. Und so war es gar nicht zu vermeiden, daß die Unterhaltung bei Tisch sich um nichts anderes als Musik drehte. Jess glühte vor Erregung. Er kannte die Musik von „Cosi fan tutte“ in- und auswendig - er war überhaupt ein Mozartenthusiast - und er redete und erklärte, stotterte und suchte nach Worten. Französisch war auch Jess’ starke Seite nicht. Aber Raoul nickte und verstand die halben Sätze, und Jess half mit den Händen nach - den schlanken, lebendigen Musikerhänden - er pfiff, er summte und dirigierte mit einer Gabel und war völlig selbstvergessen, so daß Anne ihn am Ärmel zupfen mußte.
    „Jess - die Leute gucken schon.“ Was machte es, daß die Leute herschauten? In der großen, internationalen Gesellschaft waren so viele und so vieles zu sehen, daß ein junger Mann, der laut Themen aus einer Mozartoper pfiff und mit einer Gabel dirigierte, kein Aufsehen erregte!
    „Ja, aber das ist ja gerade die Kunst!“ rief Jess. „Das Tempo in der Ouvertüre zu halten - „ hier beschrieb die Gabel blitzschnelle Bewegungen in der Luft - „hier, weißt du - „ jetzt pfiff Jess „dann setzen die Geigen ein - aber das Thema vom letzten Akt muß trotzdem deutlich hervortreten, es darf nicht in dem hektischen Gejage ertrinken.“ Jess pfiff die ersten Takte der Arie des Alfonso, und die Gabel blitzte im Schein der brennenden Kerzen in alten Laternen.
    Anne schwieg und hörte zu. Sie verstand nur Bruchstücke von dem, was gesprochen wurde. Aber sie sah und spürte, wie Jess ganz in der Musik aufging, die sie soeben gehört hatten, und sie wußte, daß seine feinnervigen Hände das
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