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Anne - 03 - Anne - 03 - Anne, der beste Lebenskamerad

Anne - 03 - Anne - 03 - Anne, der beste Lebenskamerad

Titel: Anne - 03 - Anne - 03 - Anne, der beste Lebenskamerad
Autoren: Berte Bratt
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Angstschweiß aus. Ich hätte tatsächlich nicht gewußt, wie ich die ersten Löhne an die Strickerinnen hätte bezahlen sollen, wenn ich dein Geld nicht gehabt hätte.“
    „Du - meine Frau. Das kann man doch eigentlich eine ideale Zusammenarbeit nennen?“
    „Ja, Jess.“
    „Aber Anne, du mußt doch wahrhaftig einen sechsten Sinn gehabt haben, daß du plötzlich auf den Gedanken kamst, mir die tausend Kronen zu schicken -?“
    Anne schwieg und lächelte in sich hinein. Gerade jetzt hatte sie kein Bedürfnis, Jess zu offenbaren, daß ihr sechster Sinn zur Zeit in Tivolis Musikpavillon die Fiedel strich.

Die Geister, die ich rief...
    Jess stand in der Küche und wusch das Frühstücksgeschirr ab.
    Seine vielbeschäftigte Frau war um halb neun davongestürzt, einen ganzen Schweif von Aufträgen hinterlassend.
    „Jess, denkst du daran, Brot zu besorgen - ein halbes schwarzes Vollkorn und ein Mohnbrot - und Jess, kannst du dem Hauswart Bescheid sagen, daß er nach dem Hahn in der Badestube sieht - und, du, wenn du Kartoffeln schälen und sie aufsetzen könntest, dann brate ich nur schnell die Frikadellen, wenn ich komme - und wenn die Leute vom Telefonamt kommen, sollen wir dann sagen, wir möchten den Apparat auf dem Nachttisch haben? Ich finde das am praktischsten. Du, bring doch noch eine Flasche Milch mit und ein bißchen Sahne, wenn du das Brot holst, ja?“
    Anne sprach mit dem Blick auf die Uhr, dann schlüpfte sie in ihren Hänger, ergriff die große Tasche, und weg war sie.
    Natürlich sah Jess ein, daß Anne wegmußte. Jetzt in der dicksten Reisezeit - gestern war ein großer amerikanischer Passagierdampfer eingelaufen, da würde es heute in den „Norwegischen Strickarbeiten“ einen arbeitsreichen Tag geben. Außerdem wußte Jess, daß Anne die neue Verkäuferin in die Arbeit einführen mußte. Fräulein Karstensen konnte nicht den ganzen Juli und August allein sein, wenn Anne dem Geschäft fernbleiben mußte.
    „Es ist ja nicht gerade so wunderbar praktisch, daß das Baby mitten in der Reisezeit kommt“, lachte Anne. „Aber das gehört nun mal zu den Dingen, die man schlecht aufschieben kann!“
    Jess hatte etwas matt gelächelt. Anne war so ungemein tüchtig und so ungemein energisch.
    Dennoch seufzte Jess vor sich hin, während er dastand und das Geschirr abwusch und wegräumte. Daß Anne so viel zu tun hatte, gerade in diesem Monat, nun gut, damit konnte er sich abfinden. Wie aber sollte es in der Zukunft werden? Sie würde sich nie von dem Geschäft lösen können. Sie würde es nicht einmal verantworten können. Denn die „Norwegischen Strickarbeiten“ waren allmählich eine kleine Goldgrube geworden, und wer kann es sich leisten, eine Goldgrube aufzugeben?
    Aber - sollte ihr künftiges Dasein dies Gesicht bekommen? Sollte das Kind vielleicht einer Kinderpflegerin überlassen werden, würde Anne Morgen für Morgen mit hängender Zunge ins Geschäft stürzen, würde sie immer den ganzen Tag von zu Hause fort sein?
    Wenn Jess vielleicht ein festes Engagement als Orchesterleiter in Kopenhagen bekäme, würde ihm dann, wenn er von seiner Probe nach Hause käme, immer eine fremde Kinderschwester oder Hausgehilfin entgegenkommen? Würde er am Fenster stehen und jeden Nachmittag nach seiner vielbeschäftigten Frau Ausschau halten? Würde Anne ihre Abende mit Abrechnungen und der Durchsicht von Strickvorlagen verbringen müssen, so wie es in dieser Woche gewesen war, seit sie in ihre Wohnung eingezogen waren?
    Jess war fertig mit dem Geschirr. Er ging ins Wohnzimmer und setzte sich ans Klavier. Das kleine Kammerklavier, das Anne gekauft hatte.
    Ja, seine tüchtige kleine Frau hatte alles gekauft.
    Hatte er richtig gehandelt? Hätte er lieber nicht nach Paris gehen sollen? Hätte er lieber Arbeit in Kopenhagen suchen sollen, versuchen sollen, eine Stellung als Leiter irgendeines kleinen Orchesters zu bekommen, hätte er ein braver Gehaltsempfänger und zufriedener Familienvater werden sollen? - Dann hätten sie nicht so viel Geld gehabt - aber seine Frau wäre zu Hause.
    Aber jetzt hatte er eine glänzende Ausbildung genossen. Jetzt hatte er größere Möglichkeiten!
    Gestern hatte er ein Honorar für eine Komposition in Empfang genommen. Es war für den „Mondsee“, den man im Rundfunk gespielt hatte, und der jetzt auch im Druck erschienen war. In der nächsten Woche sollte er einen Geiger begleiten.
    O gewiß, auch Jess verdiente allerlei, und wenn seine Symphonie im Herbst gespielt, wenn sein
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