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Anne - 03 - Anne - 03 - Anne, der beste Lebenskamerad

Anne - 03 - Anne - 03 - Anne, der beste Lebenskamerad

Titel: Anne - 03 - Anne - 03 - Anne, der beste Lebenskamerad
Autoren: Berte Bratt
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nahm den fertig gepackten Koffer mit dem Nachtzeug und den Toilettesachen und führte Anne behutsam die Treppe hinunter.
    Dann saßen sie im Auto, und Jess konnte sein eigenes Herz schlagen hören.
    „Hast du - hast du Angst, Anne?“
    „Angst? Aber wo! Kein bißchen. Ich bin nur.“ Anne unterbrach sich selber und biß die Zähne zusammen. Kleine Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn.
    Dann war es wieder vorüber, und sie lächelte Jess zu.
    „Was bin ich auch für ein Kohlkopp - mitten in der Nacht damit anzufangen.“
    „Fein, Anne. Du sollst mal sehen, wir bekommen ein Sonntagskind. Es ist ein Uhr, der Sonntag hat angefangen.“
    „Da möchte ich allerdings hoffen, daß es nicht ein Montagskind wird.“
    „So, Annemädchen. Nun sind wir angelangt.“ Jess blieb stehen und sah lange hinter Anne her, die von einer weißgekleideten Krankenschwester durch einen weißen Flur entführt wurde und hinein in einen weißen Raum - hinein in das Weiße und Unbekannte, das dem Mann immer unbekannt bleiben wird.
    Jess ging zu Fuß durch die Sommernacht nach Hause. Er ging langsam, denn ihm grauste vor der einsamen Wartezeit daheim in der leeren Wohnung.
    Als er aber etwa die Hälfte des Weges zurückgelegt hatte, fiel ihm plötzlich ein, daß das Kind vielleicht schnell käme - ganz plötzlich - vielleicht läutete das Telefon zu Hause auf dem Nachttisch, ehe er wieder zurück war.
    In seinem plötzlichen Schrecken hielt Jess eine Taxe an, und zu Hause angekommen, stürzte er die Treppe hinauf, schloß die Wohnungstür auf - und setzte sich auf den Bettrand, den Blick starr auf das stumme Telefon gerichtet.
    Er starrte lange. Die Minuten vergingen und wurden zu Stunden.
    Jess machte die Betten und räumte im Schlafzimmer auf. Er ging ruhelos vom einen Zimmer ins andere, vom Zimmer in die Küche.
    Dann fing er plötzlich an, alle Zimmerpflanzen zu begießen. Als das getan war, setzte er sich wieder auf den Bettrand. Dann ging er in die Küche und suchte einen Scheuerlappen und wischte die Seen vor dem Fensterbrett auf.
    Kleine Anne - liebe kleine Anne - wenn sie nur nicht zu sehr leiden mußte - wenn sie ihr nur eine Narkose geben wollten, wenn es zu schlimm wurde - wenn nur alles gut ging.
    Jess ging in die Küche und setzte Kaffeewasser auf. Heute nacht fand er doch keinen Schlaf mehr.
    Und dann ging das Telefon.
    Drei Minuten später fuhr Eva aus dem Schlaf hoch. Jetzt war Onkel Herluf an der Reihe, wachgerüttelt zu werden. „Herluf Telefon.“
    Onkel Herluf grunzte und wollte aufstehen - aber Eva war schon im Zimmer drinnen und nahm mit zitternder Hand den Hörer ab.
    Auf ihr „Hallo“ antwortete eine sonderbar belegte Stimme.
    „Muttel? Wir haben eine Tochter bekommen! Alles wohlauf! -Du, ich komme gleich zu euch - ich bin hungrig wie ein Wolf, ich frühstücke bei dir.“
    Ehe Eva noch antworten konnte, ertönte durchs Telefon ein durchdringendes Pfeifen - ein schneidender Mißton gellte Eva in die Ohren.
    „Der Flötenkessel! Das Kaffeewasser!“ rief Jess und warf den Hörer auf.
    Aber da waren schon die meisten Bewohner des Hauses aufgewacht, und ihre Bemerkungen über diese rücksichtslosen Menschen, die um fünf Uhr morgens den Kessel vor dem offenen Küchenfenster pfeifen ließen, waren nicht gerade sanft.
    Um halb sechs Uhr saß Jess bei den Eltern in deren Wohnzimmer, übernächtig und außer sich vor Freude.
    „Es ist fein gegangen, Muttchen - besonders gut - sie ist um drei Uhr zur Welt gekommen, aber was soll ich dir sagen, die Scheusäler haben zwei Stunden gewartet, bis sie anläuteten.“
    „Lieber Jess, das tun sie immer in den Kliniken“, besänftigte Eva ihn.
    „Ja, aber wieso denn? Warum muß ein armer Ehemann in dieser Weise gemartert werden?“
    „Mein lieber Junge, es wird das beste sein, wenn ich dir etwas über die näheren Umstände bei einer Geburt erzähle“, sagte seine Mutter lächelnd.
    Und in dieser frühen Morgenstunde, während die Sonne aufging und die Vögel draußen zwitscherten, erhielt Jess bei einer Tasse Kaffee Einblick in das, was eine Frau in jenen Stunden erlebt, wo sie dem weißen Reich überantwortet ist, zu dem die Männer keinen Zugang haben.
    Um sieben Uhr hing Jess wieder am Telefon und gab ein Telegramm nach Möwenbucht in Norwegen auf.
    „Eva Kristina heute nacht angekommen stop alles wohl stop erwarten Dich hier zur Kindstaufe liebe Mutter Kristina stop Dein Jess.“
    Anne strich mit den Fingerspitzen über den kleinen, flaumigen Kopf ihres
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