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Anne - 03 - Anne - 03 - Anne, der beste Lebenskamerad

Anne - 03 - Anne - 03 - Anne, der beste Lebenskamerad

Titel: Anne - 03 - Anne - 03 - Anne, der beste Lebenskamerad
Autoren: Berte Bratt
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Miene die Arbeiten der Strickerinnen entgegen, überprüfte sie genauso, wie sie es die Chefin hatte tun sehen, trug sie ins Warenprotokoll ein und zahlte die Löhne aus. Sie gab Wolle und Muster aus und ließ sich von den Heimarbeiterinnen den Empfang quittieren, und sie blähte sich vor Stolz, als Anne einmal unversehens hereinschaute - mitten zwischen dem Einkauf eines Teppichs und eines Einmachkessels, wie sie sagte -, um nach dem Rechten zu sehen.
    Jess war gewaltig beeindruckt von dem großen Warenlager und dem Kundenstrom. Und er warf einen staunenden Blick auf seine Frau - die kleine bescheidene Anne aus Möwenbucht, die mit frischer und fraulicher Stimme ihre Auskünfte erteilte, prüfte - und Bargeld abholte.
    „Ich kann es nicht leiden, wenn zuviel im Geschäft liegt“, sagte sie erklärend zu Jess, während sie zusammen weitergingen. „Und nun können wir ja gehen und den Teppich kaufen, ich werde wohl für dich auslegen müssen, du Schlingel, ich setze es auf die Rechnung, und gelegentlich will ich es mit hundert Prozent Zinsen wiederhaben.“
    Dieser scherzhafte Ton war ihre Rettung. Hätte sie stotternd und errötend gesagt: „Lieber Jess, sei so gut und laß mich das bezahlen, du weißt ja, ich habe Geld“ - dann wäre es schwieriger für ihn gewesen. Aber Annes natürlicher Takt, dazu die Einsichten, die sie aus der Unterhaltung mit Frau Askelund gewonnen hatte, regelten das Problem ohne viel Mühe.
    Am siebenundzwanzigsten Mai war die Wohnung so weit fertig, daß sie einziehen konnten. Das Letzte, wofür Anne sorgte, war der Inhalt für die Speisekammer, den Brotkasten und den segensreichen Kühlschrank, der mit zur Wohnung gehörte.
    Dann wurde Tante Adethe mit Dank und heißen Segenswünschen wieder verabschiedet, und im „Marie-Christine-Haus“ hatten sie Gesprächsstoff für eine ganze Woche. Was Tante Adethe aber auch alles zu erzählen hatte!
    Am achtundzwanzigsten kam Jess gegen Geschäftsschluß und holte Anne ab. In einer Taxe draußen hatte er die Koffer, die Annes Sachen enthielten. Sie hatte morgens gerührten Abschied von Eva und Onkel Herluf genommen. An diesem hellen Frühlingsabend fuhren Anne und Jess Hand in Hand in ihre eigene Wohnung.
    „Was hast du heute getrieben?“ fragte Anne, als sie beim Mittagessen saßen, einem Essen, das sie gemeinsam zubereitet hatten.
    „Das werde ich dir erzählen, wenn wir abgewaschen haben“, sagte Jess.
    Jess ging in die Küche, um den Kaffee zu machen, und Jess trocknete ab, während Anne das Geschirr aufwusch. Alles war so blank, so neu, so festlich anzuschauen und leicht zu handhaben.
    „So was von leichtem Haushalt“, meinte Jess und stellte den letzten Teller des Hauses weg - sie besaßen sechs Stück. „Ist es wohl eine Sache, abzuwaschen, wenn man warmes Wasser hat und ein Spülbecken aus rostfreiem Stahl? Himmel, nein, wie fürnehm unsereins doch wohnt, wenn man bedenkt, daß man nur eine arme Laus von einem Musiker ist.“
    Anne schaute ihn verstohlen von der Seite an. Jess hatte irgendwas vor, in seiner Stimme schwang ein ganz leises, frohes Zittern mit.
    „Jetzt ist also der Aufwasch fertig - und nun wolltest du berichten, was du heute gemacht hast!“
    „Geh ‘rein und setz dich, mein Schatz. Ich komme in einer Sekunde nach.“
    Anne gehorchte. Sie saß in ihrer eigenen neuen Stube - vielleicht war sie noch ein wenig leer, ein wenig zu aufgeräumt, ein wenig unbewohnt - aber sie gehörte ihr und Jess, und sie würde sicher sehr bald schon bewohnt aussehen.
    Sie hatten sich schlichte und vernünftige Dinge gekauft, und nicht mehr, als dringend notwendig war. Sie hatten noch einen Wunschzettel, so lange wie ein böses Jahr - aber was hat das Leben für einen Sinn ohne Wünsche?
    Und wie gesagt - so viel, daß sie sich behelfen konnten, hatten sie.
    Da stand Jess in der Tür.
    „Anne, du bist die schlechteste Hausfrau in ganz Kopenhagen und Umgegend.“
    „Sieh mal einer an - willst du dich scheiden lassen?“
    „Nein, aber dies ist als letzte Warnung zu betrachten. Hat man jemals eine so wenig umsichtige Person erlebt? Da hat sie Kunden unter dem höheren Adel und morgenländischen Potentaten, hier läuft sie ‘rum mit der Nase in der Luft und kauft für die Wohnung ein -und vergißt das Wesentlichste!“
    „Aber Jess, was habe ich denn nur vergessen?“
    „Das Wesentlichste, habe ich gesagt. Sektgläser!“ Anne lachte. „Wenn ich richtig nachdenke, Jess, dann habe ich sicher auch Austerngabeln und Hummerbestecke
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