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Anna Strong Chronicles 01 - Verführung der Nacht

Anna Strong Chronicles 01 - Verführung der Nacht

Titel: Anna Strong Chronicles 01 - Verführung der Nacht
Autoren: Jeanne C. Stein
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Davids Kiefer sich vor Kummer noch mehr anspannen.
    »Anna, was ist denn? Hast du Schmerzen? Soll ich den Arzt holen?«
    »Wäre besser.« Ich blicke an seinem Arm hinab. »Ich brauche ihn gleich, damit er die Knochen richtet, wenn du mir die Finger brichst.«
    Er lockert seinen Klammergriff. »Entschuldige.« Ich kenne meinen Partner schon lange, und wir haben schon ein paar Mal böse in der Klemme gesteckt, aber ich habe ihn noch nie verängstigt erlebt. Das ist beunruhigend, vor allem, da ich mich eigentlich viel schlimmer fühlen sollte als er. Warum fühle ich mich dann nicht furchtbar schlecht? Liegt das nur am Gedächtnisverlust? Stehe ich unter Schock?
    Ich hole tief Luft, halte den Atem an und stoße ihn dann kräftig aus. »David, es ist schon gut. Ich bin bald wieder in Ordnung. Du hast doch mit der Polizei gesprochen, oder? Was haben die gesagt? Haben sie Donaldson schon geschnappt?«
    Er schüttelt den Kopf und zerrt genervt an der Halskrause.
    »Nein. Donaldson ist immer noch flüchtig. Aber sie werden ihn kriegen, und er wird nicht leugnen können, dass er dich angegriffen hat. Sie haben Blutproben und Haare aus dem Auto. Gewebeproben von deinen Fingernägeln.« Plötzlich steht mir ein unbekannter Labortechniker vor Augen, der irgendwo ein Schächtelchen mit meinem Namen darauf öffnet und versiegelte Plastiktütchen mit Abstrichen und abgekratztem Zeug herausholt. Beweise für das, was Donaldson mir angetan hat. Dann zwinge ich mich, zuzuhören, wie David weitere Beweisstücke herunterleiert. »Sperma, Vaginalsekret«
    Anscheinend merkt er plötzlich, was er da beschreibt Beweismittel für eine Vergewaltigung , und verstummt abrupt.
    »Jedenfalls«, sagt er nach einem langen Augenblick des Schweigens, »wollen sie eine Aussage von dir, sobald du dazu in der Lage bist.« »Und mit, etwas Glück«, wirft eine Stimme von der Tür her ein, »können Sie diese Aussage schon sehr bald machen.« Dr. Avery ist wieder da. Er tritt neben David an mein Bett. Zum ersten Mal bemerke ich die feinen Lachfältchen um seine Augenwinkel und den humorvollen Zug um seinen Mund, als er auf mich herablächelt. Ein Lächeln, das mich wärmt.
    »Die Blutuntersuchungen sind so gut wie abgeschlossen, Anna«, sagt er. »Wenn Sie sich besser fühlen, sehe ich keinen Grund, weshalb wir Sie nicht heute Abend entlassen sollten.« Er sieht David an. »Ich nehme an, Sie können sie nach Hause bringen?«
    David macht große Augen. »Sie nach Hause bringen? Es ist viel zu früh dafür. Sie hat noch nicht mit der Psychologin gesprochen. Und haben Sie nicht gesagt, sie hätte viel Blut verloren? Sie kann noch gar nicht wieder bei Kräften sein.«
    Der Arzt ignoriert David und geht um das Bett herum, wo er anfängt, die diversen Schläuche abzunehmen, die zu meiner Vene führen. Es sind zwei, einer mit einer klaren Flüssigkeit, die in meinen Arm rinnt, und der zweite, blutige Schlauch an meinem Handrücken. Ich spüre ein kurzes Brennen, als er diese Nadel herauszieht, eine Kompresse auf die Einstichstelle drückt und mir bedeutet, sie festzuhalten. Ich halte meine Finger über seine, und er zieht die Hand zurück.
    »Anna müsste sich schon viel besser fühlen«, sagt er und legt die kompetenten, geübten Finger innen an mein Handgelenk. Sein Blick bleibt auf seine EdelstahlRolex geheftet, während er meinen Puls misst. »Sie fühlen sich viel besser, oder nicht?«
    Das stimmt. Diese Erkenntnis trifft mich unerwartet und hat ebenso unerwartete Folgen. Ich merke, dass ich den Arzt anlächle ein echtes Lächeln. Er erwidert es und nickt. Aber David ist offensichtlich noch nicht überzeugt. »Es ist zu früh«, beharrt er. »Sie hat ihr Gedächtnis noch nicht wiedererlangt. Und wenn ihr alles wieder einfällt, was Donaldson ihr angetan hat, während sie allein ist? Das kann doch nicht gut sein.«
    Dr. Avery scheint über seine Worte nachzudenken. »Da könnten Sie recht haben«, sagt er. »Anna, wie finden Sie die Vorstellung, allein zu sein? Wenn Ihnen das unheimlich ist, könnten Sie vielleicht ein paar Tage bei Ihrer Familie bleiben.«
    »Bei meiner Familie?« Daran ist gar nicht zu denken, aber das sage ich ihm nicht. »Nein. Meine Eltern sind gestern abgereist, nach Europa. Außerdem kann ich auf mich selbst aufpassen.«
    »Nein, jetzt noch nicht«, sagt David. Seine Beharrlichkeit geht mir allmählich auf die Nerven.
    »David, wenn Dr. Avery der Meinung ist, dass ich allein klarkomme, wo liegt dann das Problem?« »Das gefällt mir
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